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Amtsgericht Aichach: 21-Jähriger muss wegen Champagner länger im Gefängnis bleiben

Amtsgericht Aichach

21-Jähriger muss wegen Champagner länger im Gefängnis bleiben

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    Ein 21-Jähriger hat im Supermarkt eine Flasche Champagner gestohlen..
    Ein 21-Jähriger hat im Supermarkt eine Flasche Champagner gestohlen.. Foto: Sonja Wurtscheid/dpa

    Die pure Lust auf Alkohol hat einen heute 21-Jährigen vor rund einem halben Jahr verleitet, in einem Supermarkt eine Flasche Champagner zu stehlen. Der Detektiv ertappte ihn prompt auf frischer Tat. Zur Verhandlung vor dem Jugendschöffengericht am Amtsgericht Aichach, die noch vor der Corona-Krise stattfand, kam der Angeklagte aus der Justizvollzugsanstalt (JVA) Aichach. Dort sitzt er gerade unter anderem wegen Körperverletzung eine Strafe ab. In einem Brief legte der 21-Jährige dem Gericht dar, wie er sein Leben wieder in den Griff bekommen möchte.

    Der junge Mann hat schon einiges auf dem Kerbholz. Neben Diebstählen stand er auch schon wegen Schwarzfahrens, Versichertenmissbrauchs, Beleidigung oder Körperverletzung vor Gericht. Es habe immer am Alkohol gelegen, erklärte der 21-Jährige vor Gericht. Darauf ging er auch in seinem Brief ein: „Ich vertrage manche Tage nicht ohne Rausch. Genau an diesen Tagen passieren immer hirnrissige Sachen.“

    Diebstahl im betrunkenen Zustand

    So war es auch im September vergangenen Jahres kurz vor Ladenschluss. Im Laufe des Tages hatte der Angeklagte schon einige Bier und Wodka getrunken. Im Supermarkt wollte er sich etwas zu Essen holen. Als er bei den Spirituosen vorbeikam, griff er spontan nach einer Flasche Champagner und wickelte sie in seine Jacke ein. Wert der Flasche: rund 60 Euro.

    Warum er das Luxus-Getränk stehlen wollte, konnte der 21-Jährige nicht erklären. Er hätte genug Geld dabei gehabt, um sie zu bezahlen. Außerdem sei es ihm gar nicht um den Champagner, sondern einfach um Alkohol gegangen, erzählte er. Wäre er nüchtern gewesen, wäre es nicht zu dem Diebstahl gekommen. Da war sich der 21-Jährige sicher, wie er bekräftigte.

    Amtsgericht Aichach: Angeklagter will weg von Alkohol

    Sein Ziel für die Zukunft: Er möchte weg vom Alkohol. Seit seinem elften Lebensjahr konsumiere er Alkohol und Drogen, hatte er dem Vertreter der Jugendgerichtshilfe erzählt. Eine Therapie, um seine Sucht in den Griff zu bekommen, schloss er vor zwei Jahren im zweiten Anlauf erfolgreich ab. Allerdings griff er doch wieder zur Flasche.

    In der JVA bemühte sich der junge Mann bereits um einen Drogenberater. Nach der Entlassung sei es ihm wichtig, Arbeit zu finden. Die Tagesstruktur helfe ihm, nüchtern zu bleiben, erklärte er dem Gericht und betonte: „Arbeit ist der einzige Weg, der mich aus meinem Suchtverhalten und dem Kreislauf herausführt.“ Außerdem will er eine ambulante Therapie machen.

    Aichach: Gegen den Angeklagten spricht seine Vorgeschichte

    Staatsanwalt Stephen Soßna war sich nicht sicher, wie weit der Angeklagte seine Reue ernst meinte. Er wertete sie zusammen mit dem Geständnis jedoch zugunsten des 21-Jährigen. Gegen ihn sprach seine Vorgeschichte. Soßna plädierte für eine Haftstrafe von einem Jahr und neun Monaten. Darin eingerechnet ist das Urteil über ein Jahr sechs Monate, das der Angeklagte gerade absitzt.

    Verteidigerin Angelika Baumgärtl wies darauf hin, dass der Diebstahl spontan erfolgt sei. Als der Ladendetektiv den Angeklagten ertappte, habe dieser sofort alles zugegeben. Die Verteidigerin stellte die Höhe der Strafe ins Ermessen des Gerichts.

    Das Schöffengericht unter Vorsitz von Eva-Maria Grosse kam schnell zu einer Entscheidung. Es verurteilte den Angeklagten zu einer Gesamtstrafe von einem Jahr und acht Monaten. Die Supermarktkette, in der er die Flasche Champagner stahl, erlegte dem 21-Jährige außerdem deutschlandweit ein lebenslanges Einkaufsverbot auf.

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