Startseite
Icon Pfeil nach unten
Aichach
Icon Pfeil nach unten

Aindling: Woran sich Bürgermeisterin Gertrud Hitzler noch gewöhnen muss

Aindling

Woran sich Bürgermeisterin Gertrud Hitzler noch gewöhnen muss

    • |
    Gertrud Hitzler ist seit Mai die neue Chefin im Aindlinger Rathaus.
    Gertrud Hitzler ist seit Mai die neue Chefin im Aindlinger Rathaus. Foto: Evelin Grauer

    100 Tage Schonfrist wird Entscheidern in der Regel eingeräumt, um sich mit ihrer neuen Aufgabe im Amt vertraut zu machen. Das Coronavirus hat den zehn neuen Bürgermeistern im Landkreisnorden allerdings nicht so viel Zeit gelassen. Kurz nach den Kommunalwahlen im März mussten sie ihre Gemeinden schnell und sicher durch die Corona-Krise lenken. Nach gut drei Monaten ziehen sie nun eine erste Bilanz. Dieses Mal: Gertrud Hitzler, Bürgermeisterin von Aindling.

    Mehr als 20 Jahre lang saß Gertrud Hitzler im Aindlinger Marktgemeinderat an der Längsseite des Tisches und bestimmte von dort das Geschehen mit. Jetzt sitzt die 55-Jährige ganz vorne und leitet von dort aus die Versammlung. Dass sie nun an der Spitze des Tisches sitzt, findet sie „voll unangenehm“. Die Perspektive sei tatsächlich ganz anders als zuvor. Aber da sie im Auftrag der Bürger dort sitzt, will sie sich gerne an die neue „ungewöhnliche“ Position gewöhnen.

    Dass Gertrud Hitzler derzeit die einzige Erste Bürgermeisterin im Landkreis Aichach-Friedberg ist, beschäftigt sie dagegen nicht weiter. „Alle Bürgermeister haben das Ziel, ihre Gemeinden gut in die Zukunft zu bringen“, betont Hitzler. Da sei es egal, welches Geschlecht man hat. Wichtig sei, gut zusammenzuarbeiten, auch wenn es zwischendrin mal Reibungen gibt. Außerdem gebe es mehrere Zweite und Dritte Bürgermeisterinnen im Wittelsbacher Land und auch das Landratsamt sei sehr weiblich besetzt.

    Gertrud Hitzler vermisst ihre Schüler

    Neu ist für die Aindlinger CSU-Vorsitzende aber, dass sie einen Rund-um-die-Uhr-Job hat. Wenn sie nicht im Büro ist, liest sie Fachzeitschriften zum Gemeinderecht, rechnet Ausgaben nach oder plant im Geiste neue Projekte. Obwohl es in der Corona-Zeit nur wenig Außen- oder Abendtermine gibt, kommt sie auf eine stattliche Arbeitswoche. „Ich strebe 60 Wochenstunden an“, sagt sie. Außer in Aindling agiert Hitzler unter anderem auch im Kreistag, im Wittelsbacher-Land-Verein und im Caritas-Verband im Landkreis.

    Bevor sie das Bürgermeisteramt ihres Parteikollegen Tomas Zinnecker übernahm, war sie als Lehrerin und in der Schulleitung der Berufsfachschulen und der Wirtschaftsschule der Hermann-Schmid-Akademie in Augsburg tätig. Dort sei ihr Arbeitstag deutlich strukturierter gewesen. Obwohl Hitzler den Wechsel ins Bürgermeisterbüro nicht bereut, vermisst sie ihre Schüler im Alter von etwa zwölf bis 22 Jahren – insbesondere die erstaunten Augen im Unterricht und deren Witze. „Ich fand es immer toll, zu sehen, wie sich ein Kind entwickelt und wie stolz es ist, wenn es sein Abschlusszeugnis in der Hand hält.“

    Corona machte den Start der Aindlinger Bürgermeisterin mühsam

    Die studierte Diplomökonomin hat das Unterrichten immer als entspannend empfunden. Ihr neuer Job ist dagegen derzeit mehr spannend als entspannend. Von null auf 100 sei es Anfang Mai losgegangen, berichtet die Bürgermeisterin. Als Erstes habe sie das Kindergartenthema überfallen, als es galt, für alle angemeldeten Kinder einen Betreuungsplatz zu finden. Die Themen der Bürgermeister seien unglaublich vielfältig und meistens muss alles sofort erledigt werden. Dass es gerade in der Anfangsphase wegen der Corona-Schutzmaßnahmen kaum möglich war, sich mal schnell zu mündlichen Absprachen zu treffen, hat die Kommunikation mühsamer gemacht. Oft wurden Dinge nur per E-Mail oder Telefon besprochen.

    Aber Hitzler fühlt sich von allen Seiten bestens unterstützt, nicht zuletzt von ihren Bürgermeisterkollegen in der Verwaltungsgemeinschaft Aindling, allen Mitarbeitern im Rathaus und ihrem Zweiten und Dritten Bürgermeister, Walter Pasker und Josef Gamperl. Zudem wurde sie von ihrem Vorgänger Zinnecker gut ins neue Amt eingearbeitet. Mittlerweile „ärgert“ der sie aber immer öfter, weil er von Motorradtouren oder Urlaubsfahrten anruft und Hitzler raten lässt, wo er gerade gemütlich einen Kaffee trinkt.

    Aindling: Mehrere Großprojekte warten auf die Umsetzung

    Auch von ihren Freunden und Verwandten – unter anderem vier Geschwister und mehrere Nichten und Neffen – bekommt sie immer mal wieder Nachrichten, mit der Frage, wo sie denn bleibe. Denn oft kommt sie wegen des großen Arbeitspensums zu spät zu einem Treffen. Aber große Beschwerden gebe es nicht, ihr Umfeld sei ihre Verspätungen gewöhnt und unterstütze ihre Arbeit. Nur ihre Mama, mit der Hitzler in Pichl wohnt, hat manchmal Angst, dass die Tochter zu viel arbeitet.

    Arbeit hat die Alphornbläserin und Bariton-Spielerin in der Tat noch viel, denn mehrere Großprojekte warten auf die Umsetzung: das neue Aindlinger Feuerwehrhaus, die Sanierung der Mittelschule, die Gestaltung des Marktzentrums und die Ortsdurchfahrt in Binnenbach. Sie freut sich auf diese Projekte und hofft, dass Corona bald überwunden werden kann und nichts Schlimmeres nachkommt wie etwa ein Tornado oder ein Waldbrand. Und möglichst auch kein Wolf.

    Nach gut 100 Tagen im Amt ziehen die zehn neuen Bürgermeister im nördlichen Teil des Landkreises Aichach-Friedberg Bilanz. Lesen Sie hier die weiteren, bisher erschienenen Folgen:

    Baars neuer Bürgermeister Roman Pekis hat seine Berufung gefunden

    100 Tage im Amt: Bürgermeister Streit ist "wie frisch verliebt"

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden