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Aindling: Insta-Magnet Mohnfeld: Warum sich Fotografen beeilen sollten

Aindling

Insta-Magnet Mohnfeld: Warum sich Fotografen beeilen sollten

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    Insta-Magnet Mohnfeld: Warum sich Fotografen beeilen sollten
    Insta-Magnet Mohnfeld: Warum sich Fotografen beeilen sollten

    Ein Pärchen aus Augsburg ist extra mit dem Bus angereist, nur um das Aindlinger Mohnfeld zu sehen: „Wir haben davon in der Zeitung gelesen und wollten uns selbst überzeugen“, sagt der Mann und fügt hinzu: „Es hat sich gelohnt, so ein schönes Feld habe ich noch nie gesehen und ich habe schon viele gesehen.“ Mit dieser Meinung steht er nicht alleine da. Millionen rote Mohnblumen erstrecken sich am östlichen Ortsrand auf einer Fläche von rund vier Hektar am Kronberg und verleihen der Marktgemeinde einen besonderen Farbtupfer. Das Feld liegt seit vergangenem Jahr brach. Jetzt ist es vor allem im Internet ein Renner.

    Speziell in den Sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram ist die neue Aindlinger Attraktion ein beliebtes Fotomotiv vor allem auch für jüngere Fotografen. So konnten die 50.000 Fans von „Christina.kli“ das Feld schon auf deren Fotos bestaunen. Auch die gebürtige Aichacherin „Anniigoetze“, der auf A uch die Aichacher Nachrichten haben ein Foto des Mohnfeldes auf ihrem Instagram-Account gepostet. Mehr als 150 Personen gefiel das Foto und die Kommentare reichten von „wunderschön“ bis „traumhaft“. Auch per Mail sendeten uns viele Leser Bilder des Aindlinger Blumenmeers. So auch Markus Riedelsberger aus Ehekirchen.

    Kritik an Mohnfeldbesuchern: Zertrampelte Pflanzen und Müll

    So beliebt das rote Blumenmeer mittlerweile ist, ruft der Andrang auch Kritik hervor. Eine Userin etwa schreibt bei Facebook: „Warum können sich Menschen so etwas nicht von außen anschauen? Warum muss jeder, und das waren anscheinend schon sehr viele, einen Weg durch dieses Feld trampeln?“ Was man auf den Bildern nämlich nicht sieht, sind die Schneisen, die die „Mohn-Pilger“ inzwischen in das Feld geschlagen haben. „Wenn es so weiter geht, ist von der schönen Blütenpracht bald nichts mehr da“, fürchtet auch Facebook-Nutzerin „Hedwig Werbistn“. Hinzu kommt, dass der ein oder andere Fototourist Müll auf dem derzeit wirtschaftlich nicht genutzten Feld hinterlässt.

    . . . denn viele trampeln die Mohnblumen einfach nieder, um den besten Schnappschuss zu machen.
    . . . denn viele trampeln die Mohnblumen einfach nieder, um den besten Schnappschuss zu machen.

    Naturschützer freuen sich über Ansturm auf Aindlinger Mohnfeld

    Für Ernst Haile zeigt die Mohnfeld-Begeisterung eine positive Entwicklung in der Gesellschaft zum Thema Umwelt und Landschaft. Der Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz glaubt, dass viele Menschen die Sehnsucht nach intakter Natur in sich tragen. Eine schöne Blumenwiese, aber besonders das rote Mohnfeld bei Aindling sei etwas Besonderes und dafür nehme man auch weitere Wege auf sich. In den vergangenen Jahrzehnten habe sich die Kulturlandschaft durch die Veränderungen in der Landwirtschaft und die großräumigen Flächen stark verändert. Der schleichende Verlust der sogenannten Biodiversität, also der Vielfalt bei Pflanzen und Tieren, sei vielen Menschen durch die Nachrichten über das Insektensterben oder auch in der Diskussion über das Volksbegehren im Frühjahr bewusster geworden, beobachtet Haile: „Im Einheitsgrün merken viele: Da fehlt was.“ Wenn es dann so farbenprächtig wieder zu sehen sei wie am Lechrain, dann möchten die Menschen das auf Fotos festhalten.

    Klar abzulehnen sei natürlich, wenn Besucher Müll hinterlassen oder alles niedertrampeln. Das Mohn-Phänomen hat Haile übrigens vor einigen Jahren sozusagen vor seiner Haustüre in Pöttmes erlebt. Beim Ausbau der Staatsstraße zum Ortsteil Grimolzhausen wurden die Böschungen mit Rohboden planiert. Im nächsten Jahr blühte es so herrlich rot, dass jede Menge Autofahrer ausstiegen, um sich an der Pracht zu freuen, und die Kameras zückten.

    Aindlinger Mohnfeld: Warum sich Hobbyfotografen beeilen sollten

    Die werden auch in Aindling gezückt. Einen Anwohner, der namentlich nicht genannt werden möchte, stören die vielen Besucher aber nicht: "Ist doch schön, wenn viele das Feld fotografieren wollen. Die Mohnblumen sind aber auch wirklich schön. Das gab es lange nicht. Das kenne ich nur aus meiner Kindheit." Im Gegenteil, der Mann begrüßt die Blütenpracht auf dem brachliegenden Feld: "Da hat sich die Natur etwas zurückgeholt und das Ergebnis spricht für sich."

    Für die Mohn-Begeisterten gibt’s zum Schluss noch eine schlechte Nachricht. Die Rote-Sehnsucht-Wiese bei Aindling wird es nächstes Jahr vermutlich nicht mehr so geben. Auch wenn das Feld weiter nicht bewirtschaftet wird, blühen in einem zweiten Jahr in der Regel deutlich weniger Mohnblumen. Andere Pflanzen breiten sich aus. Der Mohn an der Staatsstraße habe auch nur eine Saison geblüht, so Haile.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Knipsen, aber nicht trampeln

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