Es ist Maßarbeit. Mit viel Gefühl hebt der Kranführer ein großes Holzmodul an, lässt es durch die Luft schweben und setzt es punktgenau an seinen Platz. Modul für Modul entsteht so in Aichach die neue Kinderkrippe Pusteblume. Am Dienstagvormittag hat der Kranführer Zuschauer. Zum Baubeginn hat sich Bürgermeister Klaus Habermann mit Vertretern aus der Verwaltung, Architekt Oliver Stuke, Kindergartenreferentin Marion Zott und Annette Schlüter, der Leiterin der Kinderkrippe Pusteblume, auf der Baustelle an der Flurstraße getroffen.
Nachdem sich die Pläne, den ehemaligen Nähsaal auf dem benachbarten Neusa-Gelände für eine größere Kindertagesstätte umzubauen, wegen dessen Schadstoffbelastung zerschlagen haben, brauchte die Stadt Anfang 2020 schnell eine Lösung, um den Rechtsanspruch der Eltern auf Kinderbetreuung erfüllen zu können. Habermann war am Dienstag stolz darauf, dass diese in nur anderthalb Jahren umgesetzt wird.
Die Krippe entsteht als Modulbau in Holzständerbauweise. Dass die Stadt das Neusiedl-Grundstück gleich neben dem Neusa-Gelände 2018 gekauft hat und somit die passende Fläche zur Verfügung hatte, ist für Habermann ein Glücksfall. Der Modulbau ersetzt die ungeliebten Mietcontainer neben dem Kindergarten Holzgartenstraße, in denen die Krippe Pusteblume bislang mit zwei Gruppen logiert. Im Neubau kommt eine dritte Gruppe dazu.
Neue Aichacher Kinderkrippe Pusteblume entsteht in Rekordzeit
Die neue Krippe entsteht in Rekordzeit. Ende Januar 2020 beschloss der Stadtrat die Planung, bereits im März stellte Architekt Oliver Stuke vom Büro PRPM Architekten aus München seinen Entwurf vor, im Oktober wurden die Aufträge für die Gewerke vergeben und die Tiefbauarbeiten durch die Firma Sturm aus Griesbeckerzell erledigt. Die Stahlträger, auf denen die Module der Krippe montiert werden, montierte im November ebenfalls ein Aichacher Unternehmen, die Firma Hausmann. Mitte Februar begannen die Arbeiten der Firma Glaß Holzbau aus Buttenwiesen, die die Module angefertigt hat und jetzt vor Ort montiert. Im Mai, so hofft Habermann, kann die Krippe ihren Betrieb aufnehmen.
Das ist zwar zwei bis drei Monate später, als Architekt Stuke im Mai 2020 in seinem sportlichen Zeitplan anvisiert hatte. Angesichts der Umstände - die Corona-Pandemie hat auch die beteiligten Firmen gebremst - sagte er aber: "Ich bin froh, dass wir das so gut hingekriegt haben." Nur vier Monate hat es gedauert, bis der Bauantrag genehmigt war.
Dachaufbau und Böden fehlen in der Aichacher Kita noch
Die Möblierung habe man gerade bestellt, so Stuke. In der Krippe fehlen noch die Fußbodenheizung und die Böden sowie der Dachaufbau und die Begrünung.
Auf dem Grundstück mit seinen rund 1240 Quadratmetern wird eine Fläche von rund 474 Quadratmetern überbaut. Die drei Gruppenräume sind jeweils 40 Quadratmeter groß. Den Außenspielbereich hat das Bauamt in Zusammenarbeit mit der Krippenleitung geplant. Umsetzen wird die Pläne der Bauhof. Neben einem klassischen Spielplatz mit Holzspielgeräten sind auch Hochbeete und Obstbäume vorgesehen.
Auf das Dach kommt eine kleine Photovoltaikanlage, die mit einer Gastherme und dezentraler Lüftung für die Heizung sorgt. Die Lüftungsanlage wird wegen Corona mit einer CO2-Steuerung versehen. Stuke wies auf den hohen Anteil an ökologischen Baustoffen hin. Der Grad an Nachhaltigkeit sei hoch. Weil die Module auf einer Stahlträgerkonstruktion ruhen, ist kaum Fläche versiegelt, die gesamte Fläche bleibt versickerungsfähig, ebenso die begrünte Fläche auf dem Dach. Das Modulsystem selbst könnte später versetzt oder zurückgebaut werden, so Stuke mit Blick auf einen sparsamen Umgang mit Ressourcen.
Stadt Aichach bekommt für die Kita einen hohen Zuschuss
Die Baukosten liegen bei 1,48 Millionen Euro. Die Stadt erwartet dafür eine Förderung von 1,3 Millionen Euro, davon allein 507.000 Euro aus einem Sonderinvestitionsprogramm. Habermann dankte ausdrücklich der Regierung von Schwaben und Regierungspräsident Erwin Lohner, "die uns im Förderverfahren wirklich Tür und Tor geöffnet haben". Der Anteil der Stadt liegt somit bei noch rund 200.000 Euro - für Habermann "immer noch zu viel". Er sah hier den Gesetzgeber in der Pflicht. Die Kommunen müssten einen Rechtsanspruch erfüllen und noch Geld mitbringen, so Habermann, "von den laufenden Kosten ganz zu schweigen". Der Bereich Kinderbetreuung sei bei den Betriebskosten mittlerweile der drittgrößte Bereich.
Die neue Krippe liegt in bester Lage, "an einem der schönsten Flecken überhaupt", so Habermann: ebenso nahe an der Innenstadt wie am Grünzug Paar. Er war überzeugt, Mitarbeiterinnen und Kinder werden sich hier wohl fühlen.
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