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Aichach: Wie kann Aichach Energie am besten nutzen?

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Wie kann Aichach Energie am besten nutzen?

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    Das Biomasseheizkraftwerk in Aichach-Nord spielt eine große Rolle im Energienutzungsplan der Stadt Aichach, der derzeit erstellt wird. Im Bauausschuss gab es dazu einen Zwischenbericht.
    Das Biomasseheizkraftwerk in Aichach-Nord spielt eine große Rolle im Energienutzungsplan der Stadt Aichach, der derzeit erstellt wird. Im Bauausschuss gab es dazu einen Zwischenbericht. Foto: Erich Echter

    Auf welchen städtischen Gebäuden sind Photovoltaikanlagen sinnvoll? Ist es besser, Straßenlaternen komplett auszutauschen, oder nur die Leuchtkörper? Welche Energieversorgung ist für ein neues Baugebiet am besten geeignet? Beim Beantworten solcher Fragen soll der digitale Energienutzungsplan (ENP) helfen, der derzeit für die Stadt Aichach erstellt wird. Einen Zwischenbericht dazu erstattete jetzt Professor Markus Brautsch vom Institut für Energietechnik an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden per Videoübertragung zugeschaltet im Bauausschuss des Aichacher Stadtrats.

    Den Energienutzungsplan hat die Stadt Aichach 2019 in Auftrag gegeben. Daran beteiligen sich wie berichtet die Biomasse Wärmeverbund (BWA) und die Firma Schweiger, die ihre Asphaltmischanlage in Walchshofen von Heizöl auf Hackschnitzel umstellen will. Der ENP wird außerdem gefördert. Er soll ein Gesamtkonzept für die energetische Entwicklung der Stadt liefern und dabei helfen, Energiepotenziale möglichst effizient zu nutzen. Das Institut für Energietechnik (IfE) gibt es seit 1998. Zum Team gehören 45 Ingenieure und Wissenschaftler. Einen solchen Energienutzungsplan erstellt das Institut auch für den Landkreis Aichach-Friedberg. Wie Brautsch sagte, ergeben sich dadurch Synergieeffekte.

    Hoher Biomasseanteil bei Aichacher Wärmeerzeugung

    In Aichach hat sich das Institut zunächst eingehend mit dem Istzustand beschäftigt, unterteilt in die Verbrauchergruppen private Haushalte, kommunale Liegenschaften und Wirtschaft für die Sektoren Strom, Wärme und erneuerbare Energien. Grundlage ist 2018 als letztes voll abgerechnetes Jahr, wie Brautsch sagte. Im Wärmebereich gebe es einen sehr hohen Biomasseanteil. Das hängt mit dem Biomasseheizkraftwerk in Aichach-Nord zusammen. "Dennoch liegt hier noch viel Arbeit vor uns", sagte Brautsch. Denn auch sehr hoch ist der Anteil von Heizöl und Erdgas.

    Dem Stromverbrauch von 88 Millionen Kilowattstunden im Jahr 2018 stehen 59 Millionen Kilowattstunden gegenüber, die erzeugt wurden. Den Anteil von 67 Prozent nannte Brautsch für eine Stadt dieser Größenordnung "bemerkenswert hoch".

    Aus den erhobenen Daten wird ein gebäudescharfes Wärmekataster erstellt, das Gebiete mit einem spezifisch hohen Wärmebedarf aufzeigt. So könnten sinnvolle Quartiere für Wärmenetze identifiziert werden, so Brautsch.

    Potenzial für erneuerbare Energien in Aichach

    Teil des ENP ist auch eine Analyse der Potenziale für den Ausbau erneuerbarer Energien im Stadtgebiet, zum Beispiel für Photovoltaik auf Dächern städtischer Gebäude. Berücksichtigt werden dabei Umstände wie Sanierungsbedarf und die potenzielle Eigennutzungsquote. Gut geeignet wäre laut Brautsch zum Beispiel die Geschwister-Scholl-Mittelschule. Mit Kostenprognose und Wirtschaftlichkeitsberechnung sollen so die am besten geeigneten Dächer identifiziert werden.

    Im Stadtgebiet gibt es außerdem einige Flächen, für die das Erneuerbare-Energien-Gesetz Freiflächen-Photovoltaikanlagen vorsieht. Mit Anträgen für solche Anlagen sind Kommunen zunehmend konfrontiert. Wie Brautsch erläuterte, könnte die Stadt einen Kriterienkatalog erarbeiten, wo solche Anlagen entstehen können. Ein solches Kriterium könnte zum Beispiel die Entfernung von der Bebauung sein oder eine Bürgerbeteiligung im Vorfeld. Dieser wäre dann eine transparente Entscheidungsgrundlage für den Stadtrat, aber auch für Bürger und potenzielle Antragsteller. "Die gemeindliche Planungshoheit wird gewahrt und Wildwuchs verhindert", so der Professor.

    Welche Heizung ist wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll?

    Nicht zuletzt erarbeitet das Institut einen Maßnahmenkatalog für bestimmte Projekte. Als Beispiele nannte Brautsch einen großen Wohnkomplex mit 26 Wohnungen aus dem Jahr 1995 an der Freisinger Straße, dessen Ölheizung jährlich 25.000 Liter Heizöl verbraucht. Nach einer Sanierung könnten 40 Prozent Wärmebedarf eingespart werden. Für die Wärmeversorgung untersuchte das Institut sieben Varianten vom Heizkesselaustausch über Pelletheizung bis zur Fernwärme. Das Ergebnis laut Brautsch: Die Fernwärme aus dem Biomasseheizkraftwerk wäre die wirtschaftlich und ökologisch sinnvollste Variante.

    Energie sparen bei der Straßenbeleuchtung in der Stadt

    Ein weiteres Beispiel: die Straßenbeleuchtung. Rund 3100 Straßenleuchten gibt es im Stadtgebiet. Der Großteil mit 2794 von der Bayernwerk AG, 400 von der Lechwerke AG . Sie verbrauchen etwa 640.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr; Kohlenstoffdioxid-Ausstoß: etwa 357 Tonnen. Ein Lampentausch bei den Bayernwerk-Leuchten auf LED würde bei Investitionskosten von rund 140.000 Euro rund 350.000 Kilowattstunden pro Jahr einsparen, ein Austausch der kompletten Leuchten bei Investitionskosten von gut einer Million Euro von rund 330.000 Kilowattstunden. Bei einem Leuchtentausch könnte laut Brautsch es durch eine nächtliche Leistungsabsenkung zusätzliches Einsparpotenzial geben. Die Umstellung auf warmweiße LEDs würde außerdem zum Insektenschutz beitragen und die Lichtverschmutzung verringern.

    Gemischte Reaktionen im Aichacher Bauausschuss

    Im Bauausschuss fielen die Reaktionen auf Brautschs Vortrag gemischt aus. Marion Zott (Grüne) freute sich über die detaillierten Ausführungen. Helmut Beck (CSU) sah im ENP eine "hervorragende Grundlage für Entscheidungen". Beim Biomasseheizkraftwerk habe man Weitblick gezeigt, meinte er. Marc Sturm (FWG) und Georg Robert Jung sahen noch viel Arbeit auf den Bauausschuss zukommen. Bei einem Leuchtentausch müsse man die gesamte Ökobilanz betrachten.

    Wenn es um Freiflächen-Photovoltaik gehe, müsse man neben weichen Faktoren auch "harte Kriterien" nennen wie die Aufnahmefähigkeit des Stromnetzes, so Sturm. Er sprach konkret die Photovoltaikanlage bei Sulzbach an, die nach rund einem Jahr noch keinen Strom ins Netz speist - für Sturm "potenzieller Elektroschrott in der Landschaft". Bürgermeister Klaus Habermann sagte dazu, er habe kürzlich mit dem Betreiber gesprochen. "Wir gehen davon aus, dass in absehbarer Zeit Energie eingespeist wird."

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