Hohe Erwartungen waren an die Landesausstellung in Aichach-Friedberg geknüpft. 100.000 bis 150.000 Besucher, ein Schub für die Wirtschaft, Bekanntheit für den Landkreis. So war die Ernüchterung groß, als das ganze Projekt wegen Corona auf der Kippe stand. Sechs Wochen später als geplant öffnete die Landesausstellung dann aber doch ihre Tore. Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann gibt zu, er sei anfangs skeptisch gewesen, ob diese späte Eröffnung sinnvoll ist. "Aber im Nachhinein war es die richtige Entscheidung, sie nicht zu verschieben", sagt der Bürgermeister. Genau 63.169 Menschen besuchten die Ausstellung. Zwar halb so viele wie ohne Corona erhofft, aber immerhin Zehntausende Besucher, die sonst nicht in den Landkreis gekommen wären. Für Einzelhändler und Gastronomen in diesem schwierigen Jahr ein Lichtblick. Aber was bleibt Wochen später von der hochgelobten Landesausstellung?
In Aichach bleibt ganz praktisch gesehen der hergerichtete Burgplatz im Stadtteil Oberwittelsbach. Außerdem hat die Stadt das Wittelsbacher Museum übernommen und ihm ein neues Konzept gegeben. Die Beschilderung historischer Gebäude, das Stadtmodell, die Bänke und Bepflanzung wird die Stadt ebenfalls behalten. Wichtig ist für Habermann aber, dass der Bekanntheitsgrad und das Image die Ausstellung überdauern. "Ich denke, dass die Stadt da langfristig profitieren wird", sagt der Bürgermeister. Viele Besucher hätten gesagt, sie seien erstaunt über die schöne Stadt gewesen. "Auch der Stolz der Bürger auf ihre Stadt wird bleiben", denkt Habermann.
Feuerhaus in Aichach bekommt 2021 neue Ausstellung
Im Feuerhaus soll nächstes Jahr laut Habermann mit einer neuen Ausstellung an die Landesausstellung angeknüpft werden. "Nach dem großen Umbau innen wäre es eine Sünde, wenn man das Gebäude jetzt einstampfen würde", sagt der Bürgermeister. Die Fassade des Feuerhauses, eine mittelalterliche Stadtsilhouette, wird ebenfalls fürs Erste bewahrt. Was auf lange Sicht mit dem alten Feuerwehrhaus passiert, ist allerdings noch nicht geklärt. Im Stadtrat gibt es dazu unterschiedliche Überlegungen. Ein Busbahnhof, Wohnungen und Senioreneinrichtungen wurden unter anderem schon vorgeschlagen. Habermann wünscht sich einen "Frequenzbringer" für die Stadt, wie die von ihm vorgeschlagene Markthalle, die allerdings der Stadtrat bereits abgelehnt hat. "Das ist nichts, was von heute auf morgen aus dem Ärmel geschüttelt wird", sagt Habermann. Der Stadtrat werde 2021 darüber diskutieren.
Aktionen, die während der Landesausstellung gut funktioniert haben, sollen belebt werden. Landratsamtsprecher Wolfgang Müller nennt als Beispiel die beiden beschilderten Radtouren zwischen Aichach und Friedberg. Außerdem ist der Landkreis im Gespräch mit den Anbietern des E-Bike-Verleihs, den es während der Landesausstellung kostenlos gab. "Was jetzt mit der Landesausstellung an Aufmerksamkeit gekommen ist, will man touristisch nutzen", erklärt Müller. Es habe dafür schon Runden mit den beiden Bürgermeistern, dem Landrat und Tourismusbeauftragten gegeben.
Gastronomie und Handel profitieren von der Landesausstellung 2020
Ein sehr direkter Effekt der Landesausstellung war, dass Gastronomen und Einzelhändler trotz Corona Einnahmen hatten. Denn etwa die Hälfte der Besucher kam von auswärts, kehrte ein und bescherte den Geschäften zusätzlichen Umsatz. Zwischen 40 und 80 Euro lässt laut dem Haus der Bayerischen Geschichte jeder Gast am Ort.
Auch Christoph Lang, Leiter des Aichacher Stadtmuseums, freut sich über hohe Besucherzahlen. "Der Landesausstellungseffekt schlägt den Coronaeffekt um Längen", sagt Lang. Während in einem durchschnittlichen Jahr etwa 3000 Menschen das Stadtmuseum besuchen, waren allein in den Monaten der Landesausstellung 4700 Personen da. Lang schätzt, dass er dieses Jahr auf etwa 6000 Besucher insgesamt komme. "Das dürfte unser bestes Jahr sein, seit ich hier bin", erzählt der Museumsleiter sichtlich erfreut. In anderen Worten: Das beste Jahr seit der Neueröffnung 2008. Nachträglich werde der Effekt der Landesausstellung nicht messbar sein. "Aber die Leute werden uns in guter Erinnerung behalten, und manche werden wieder kommen", prophezeit Lang. Die Besucher seien häufig Menschen, die viele Museen kennen, und hätten viel positives Feedback gegeben. "Das freut uns natürlich sehr."
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