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Aichach: Warum am Aichacher Schlossplatz Kunst langsam verwittert

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Warum am Aichacher Schlossplatz Kunst langsam verwittert

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    Fast schon andächtig nahm Antje Sträter am Aichacher Schlossplatz die abgehängten Segel von Bauhofmitarbeiter Christian Mangold entgegen.
    Fast schon andächtig nahm Antje Sträter am Aichacher Schlossplatz die abgehängten Segel von Bauhofmitarbeiter Christian Mangold entgegen. Foto: Gerlinde Drexler

    Sie sind verblasst und teilweise schon zerschlissen. Rund fünf Monate lang hingen die Segel der Pöttmeser Künstlerin Antja Sträter in der großen Eiche am Schlossplatz in Aichach. „Jetzt müssen sie mal runter“, sagt die 80-jährige Künstlerin. Sie hatte sie nach Abschluss der Aichacher Kunstmeile, in deren Rahmen die „Lichtspuren“ aufgehängt worden waren, ganz bewusst als Ausdruck der Vergänglichkeit hängen lassen. Nun kam der Bauhof zum Abhängen.

    Von einem der ursprünglich fünf Segel hängt nur noch die Bambusstange, mit der es befestigt war, in der Eiche. Auch an den anderen hat deutlich der Zahn der Zeit beziehungsweise die Witterung genagt. „Es muss nicht immer alles schön bleiben und perfekt sein“, sagt Sträter. Sie hat ihre Segel während der vergangenen Monate immer wieder besucht und die Veränderung mit dem Fotoapparat dokumentiert. Bis zum Jahresende hätten sich ihre Kunstwerke ganz gut gehalten, ab dem Januar dann stark verändert, hat die Pöttmeserin beobachtet.

    Als Alfons Huber vom Bauhof die Befestigung der Segel löste, rieselten Farbpartikelchen auf das Kopfsteinpflaster am Aichacher Schlossplatz.
    Als Alfons Huber vom Bauhof die Befestigung der Segel löste, rieselten Farbpartikelchen auf das Kopfsteinpflaster am Aichacher Schlossplatz. Foto: Gerlinde Drexler

    Die Segel haben eine lange Geschichte. 1986 entwickelte die damals 46-Jährige sie als Symbol für die Natur und stellte sie in einer säkularisierten Kirche in Italien aus. Sträter erzählt: „Ich habe sie von draußen nach drinnen gebracht.“ Für die Kunstmeile ging sie den umgekehrten Weg. Die Segel, die in der Baumkrone mit dem Wind mitschwangen, die Schritte von Menschen auf dem Kopfsteinpflaster, der zwischen den Zweigen durchschimmernde Himmel – das alles symbolisierte für die Künstlerin das Wiederzueinanderfinden von Mensch, Natur und Stadt.

    Aktion der Aichacher Kunstmeile

    Und eben auch die Vergänglichkeit, die sie mit der Verwandlung der Segel während der Ausstellungsdauer zeigen wollte. In der Beschreibung ihres Kunstwerks schreibt Sträter unter anderem: „Lichtspuren liegen hinter uns oder vor uns und sind Teil unserer Vergänglichkeit.“ Nach dem Ende der Kunstmeile entschied sie sich ganz bewusst dafür, die Segel noch länger hängen zu lassen. Die fünf Arbeiten seien explizit für den Baum geschaffen mit der Bewusstheit, sie der Zeit und dem Wirken der Jahreszeiten zu übergeben.

    Nur noch die Stange, an der es aufgehängt war, war von einem der Kunstwerke übrig. Das schon früher heruntergefallene Segel hat Sträter bei sich daheim.
    Nur noch die Stange, an der es aufgehängt war, war von einem der Kunstwerke übrig. Das schon früher heruntergefallene Segel hat Sträter bei sich daheim. Foto: Gerlinde Drexler

    Die Jahreszeiten haben gewirkt. Die Farbe ist verblasst und blättert teilweise ab. Als Alfons Huber vom Bauhof Aichach die Segel vom Baum holt, rieseln farbige Parikelchen auf das Kopfsteinpflaster. Fast mit einer gewissen Andacht nimmt Sträter die zusammengelegten Segel von Bauhofmitarbeiter Christian Mangold entgegen. Was sie nun mit ihnen machen wird, weiß sie noch nicht. Sie will sich inspirieren lassen. „Mir ist noch nicht klar, was daraus entstehen wird."

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