Startseite
Icon Pfeil nach unten
Aichach
Icon Pfeil nach unten

Aichach: Warum Kathrin Birndorfer ihr Kind zu Hause zur Welt bringen will

Aichach

Warum Kathrin Birndorfer ihr Kind zu Hause zur Welt bringen will

    • |
    Kathrin Birndorfer mit ihrem Sohn Nathanael und rundem Babybauch. Auch ihr neunjähriger Sohn Tamino freut sich auf das neue Geschwisterchen.
    Kathrin Birndorfer mit ihrem Sohn Nathanael und rundem Babybauch. Auch ihr neunjähriger Sohn Tamino freut sich auf das neue Geschwisterchen. Foto: Alice Lauria

    In dieser Woche sind sie voraussichtlich wieder möglich: Geburten im Friedberger Krankenhaus. Dann haben schwangere Frauen im Wittelsbacher Land wieder eine Anlaufstation für die Niederkunft. Trotzdem bleibt aus Sicht vieler Mütter das Manko, dass im neuen Aichacher Krankenhaus weiterhin keine Entbindung möglich ist. Das soll sich nach den Plänen von Landkreis und Kliniken an der Paar ebenfalls wieder ändern. Doch Frauen, die derzeit schwanger sind, hilft das nichts. Sie müssen sich entscheiden. Kathrin Birndorfer, 37, hat ihren Entschluss gefasst.

    Die Geburt des zweiten Kindes im Aichacher Krankenhaus war eine positive Erfahrung

    Die Aichacherin ist Leiterin des Stillcafés MuMi. Die bald dreifache Mutter und Projektmanagerin lässt sich derzeit zur ehrenamtlichen Stillberaterin ausbilden. Durch die Schließung der Aichacher Geburtsstation im Herbst 2018 wurde sie der Möglichkeit beraubt, ihr drittes Kind dort zu entbinden, wo bereits ihr knapp zweijähriger Sohn Nathanael das Licht der Welt erblickt hatte. Seine Geburt im Krankenhaus Aichach war für Birndorfer, wie sie erzählt, eine positive Erfahrung, mit liebevoller Betreuung durch die Hebammen und dem Gefühl, selbstbestimmt den Signalen des Körpers während der Geburt nachgehen zu können. Im Vorfeld hatte sich Kathrin Birndorfer mit Hypnobirthing, auf die Niederkunft vorbereitet. Hierbei handelt es sich um Techniken zur Atmung, Entspannung, Meditation und Visualisieren während der Geburt, um möglichst schmerzfrei gebären zu können. Dies hat für die Aichacherin, wie sie berichtet, auch funktioniert. Das war für sie vor allem nach einer schmerzhaften Geburt bei ihrem ersten Kind vor neun Jahren eine sehr heilsame Erfahrung.

    Die Entscheidung für eine Hausgeburt fiel Kathrin Birndorfer nicht schwer

    Als nun zu Beginn ihrer dritten Schwangerschaft die ersten Gerüchte über die Schließung der Aichacher Geburtshilfe die Runde machten, war für Kathrin Birndorfer schnell klar: Sie will eine Hausgeburt. Die 37-Jährige hatte sich schon früher damit auseinandergesetzt. Deshalb fiel ihr die Entscheidung nun nicht schwer. Birndorfer: „Für mich ist die

    Mit Andrea Mattheus konnte Kathrin Birndorfer eine erfahrene Hausgeburtshebamme finden. Mattheus betreut seit 2004 ausschließlich außerklinische Geburten – über 150 Babys half sie so ans Licht der Welt. Die Friedbergerin war bereit, die Betreuung rund um Vorsorge, Geburt und Nachsorge zu übernehmen. Dies schließt unter anderem eine Rufbereitschaft rund um die Uhr ab Beginn der 37. Schwangerschaftswoche ein. Diese Rufbereitschaft wird über eine eigene Pauschale in Rechnung gestellt, an der sich die gesetzlichen Krankenkassen in ganz unterschiedlicher Höhe beteiligen.

    Problematisch wird es nach Aussage der Hebamme, wenn angehende Mütter sich nur aus Angst für eine Hausgeburt entscheiden; Angst davor, im Auto auf dem Weg in ein weiter entferntes Krankenhaus entbinden zu müssen. Für die Hebamme ist auch das eine Einschränkung der Wahlfreiheit des Geburtsortes. Für viele Frauen sei eine Hausgeburt eine positive Vorstellung, aber nicht für alle. „Keine Frau sollte in einem reichen Land wie unserem einen Geburtsort wählen müssen, mit dem man sich nicht wohlfühlt. Es ist schwer nachvollziehbar, dass es nicht möglich scheint, flächendeckend für gute Geburtshilfe zu sorgen. Auch als Hausgeburtshebamme hat man gerne eine Geburtsklinik in der Nähe“, betont Mattheus.

    Die Geburtshilfestation im neuen Krankenhaus in Aichach ist derzeit verwaist. Die Station musste schließen, noch bevor sie überhaupt öffnete. Archivbild
    Die Geburtshilfestation im neuen Krankenhaus in Aichach ist derzeit verwaist. Die Station musste schließen, noch bevor sie überhaupt öffnete. Archivbild Foto: Christoph Lotter

    Der Vater steht hinter der Entscheidung für die Hausgeburt in Aichach

    Kathrin Birndorfer hat inzwischen die 38. Schwangerschaftswoche erreicht und freut sich auf die Geburt zu Hause. Dafür ist alles vorbereitet. Der kleine Sohn wird, wenn es so weit ist, von den Großeltern betreut, der Große kann sich entscheiden, ob er dabei sein will. Der Papa ist es auf jeden Fall. Birndorfer erzählt: „Mein Mann findet die Option der Hausgeburt gut, da so das Kind in der Geborgenheit der häuslichen Umgebung ohne Weißkittel zur Welt kommen kann.“ Vorgesorgt ist auch für den Fall, dass eine Verlegung in ein Krankenhaus nötig wird. Kathrin Birndorfer hat sich für die Ilmtalklinik Pfaffenhofen entschieden. Sie ist in einer guten halben Stunde erreichbar.

    Ihr Herzensprojekt, das Stillcafè MuMi will sie trotz Familienzuwachs aufrechterhalten. Sie hofft, obwohl das Interesse zuletzt zurückgegangen ist, wieder auf mehr Teilnehmer. Mütter – nicht nur stillende – können sich einmal im Monat zum Erfahrungsaustausch mit Tipps rund um Babys und Kleinkinder im Café der Caritas (Münchner Straße) treffen. Nächster Treffpunkt ist am Donnerstag, 9. Mai, von 15 bis etwa 16.30 Uhr. Ein weiterer Termin ist am 6. Juni und von da an wieder jeden zweiten Donnerstag im Monat.

    Hausgeburten: Das sollten Sie wissen

    Die Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe e. V. (Quag) ist eine unabhängige Einrichtung. Sie wird getragen vom Deutschen Hebammenverband und dem Bund Freiberuflicher Hebammen Deutschlands. Die Verbände informieren auf www.quag.de über Hausgeburten. Dort wird seit 1999 die Qualität der jährlich rund 10.000 außerklinisch betreuten Geburten in Deutschland erfasst und ausgewertet:

    Voraussetzung Bei einer problemlosen unkomplizierten Schwangerschaft steht laut Quag einer Hausgeburt vor allem bei Mehrgebärenden nichts entgegen. Es gibt aber auch Ausschlusskriterien, wie zum Beispiel Schwangerschaftsdiabetes.

    Risiko Eine Hausgeburt ist nach Angaben von Quag nicht riskanter oder gefährlicher als eine Entbindung im Geburtshaus oder dem Krankenhaus.

    Vorteil Zu Hause fühlen sich laut Quag die meisten werdenden Mütter am wohlsten und können folglich besonders gut entspannen. Dies wirkt sich positiv auf den Geburtsverlauf aus. Des Weiteren hat man mit einer erfahrenen Hausgeburtshebamme eine eins zu eins Betreuung während der gesamten Geburt.

    Komplikationen Das geschulte Auge der Geburtshelferin kann, so heißt es bei Quag, auftretende Komplikationen frühzeitig erkennen, sodass meist in aller Ruhe noch in ein vorher ausgewähltes Krankenhaus verlegt werden kann. Quelle: www.quag.de

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar
    Eine Hausgeburt ist nicht exotisch

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden