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Aichach-Unterschneitbach: Im Porträt: So tickt Pferdeflüsterer Helmut Well

Aichach-Unterschneitbach

Im Porträt: So tickt Pferdeflüsterer Helmut Well

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    Als Springreiter hat Helmut Well schon viele Erfolge eingefahren. Besonders gerne war der Unterschneitbacher bei den Kühbacher Turniertagen auf Gut Sedlhof in Großhausen (hier auf Pferd Chirpy Wellness) dabei.
    Als Springreiter hat Helmut Well schon viele Erfolge eingefahren. Besonders gerne war der Unterschneitbacher bei den Kühbacher Turniertagen auf Gut Sedlhof in Großhausen (hier auf Pferd Chirpy Wellness) dabei. Foto: Anna Schmid

    An diesem Mann ist so vieles bemerkenswert. Beispielsweise die Tatsache, dass er als siebtes von nicht weniger als 15 Kindern der Familie Well zur Welt kam. Oder sein üblicher Tagesablauf. Morgens mistet er bei seinen fünf Pferden in Gablingen aus und füttert sie. Nachmittags reitet er sie aus. Und dazwischen trifft man den 69-Jährigen in Unterschneitbach (Aichach) in seiner Hütte an, dort unterstreicht der Reiter sein enormes handwerkliches Geschick.

    Weil der Rentner so viel zu erzählen weiß und zahlreiche interessante Facetten aufweist, hat ihn ein Team des Bayerischen Fernsehens aufgesucht. Unter der Rubrik „Lebenslinien“ ist der Beitrag über ihn vorgesehen im kommenden Januar.

    Auch in der heimischen Werkstatt macht der 69-Jährige eine gute Figur. Als gelernter Schreiner ist das aber auch kein Wunder.
    Auch in der heimischen Werkstatt macht der 69-Jährige eine gute Figur. Als gelernter Schreiner ist das aber auch kein Wunder. Foto: Johann Eibl

    Ende Juli steht erstmals wieder ein Turnier der Springreiter an

    Was sich über Helmut Well ganz pauschal sagen lässt: Er ist ein positiv denkender, zufriedener Mensch, der mit lobenden Worten nicht spart. „Sehr nette Leute“, sagt er etwa über den Pferdestall in Gablingen und nennt Juliane Lechner. Im Frühjahr unterzog er sich in Dillingen einer Hüftoperation. „Tolles Krankenhaus“, lautet seine persönliche Erfahrung: „Die kleinen Krankenhäuser muss man erhalten so wie die alten Dorfwirtschaften.“ Dabei denkt er ganz speziell an die in Hollenbach. Als er in Dillingen entlassen wurde, griff er zur Steirischen und sang dazu Gstanzl. Den Mitgliedern der Well-Dynastie liegt eben die Musik im Blut. Und wenn Corona es mal wieder zulässt, wird in diese Stadt an der Donau zurückkehren, um einen Vortrag über die Familie Well zu halten. Der Erlös geht ans Krankenhaus.

    Die sportlichen Aktivitäten kamen in der Pandemie zum Erliegen. Ende Juli steht erstmals wieder ein Turnier der Springreiter in Horgau auf dem Programm. Die Vorfreude spricht aus seinen Worten: „Ich habe ein sehr gutes Nachwuchspferd, es heißt Unlimited as Well.“ Bei diesem Sportsmann geht es den Tieren gut: „Wir legen großen Wert auf die Aufzucht.“ Ein pferdegerechtes Dasein ist ihm wichtig. Seine grundsätzliche Einstellung zu seinen Tieren kommt in dem kurzen Satz treffend zum Ausdruck: „Ein Pferd ist ein Lebenskamerad, kein Tennisschläger.“

    Springreiter Helmut Well und seine Erfolge

    Was Helmut Well noch heute besonders freut, das war ein ungewöhnlicher Erfolg zu Beginn seiner Sportlerlaufbahn: „Nach acht Jahren habe ich das goldene Reiterabzeichen erhalten. Das hat selten einer als reiner Amateur geschafft, a Wahnsinn.“ Und dann erzählt er eine alte Geschichte, die aber nach wie vor irgendwie typisch ist für ihn.

    In Neumünster traf er den Besitzer eines „tollen Hengstfohlens“, der sich eine Größenordnung von 4000 bis 5000 Mark vorstellte. Was machte der Gast aus Bayern? Er zahlte 6000 Mark und hat diese ungewöhnliche Großzügigkeit nicht bereut: „Ich hatte ein Riesenglück damit.“ Angenehme Erinnerungen verbindet der Rentner auch mit der Zeit auf dem Gut Sedlhof in Walchshofen: „Barbara Leitner hat das dort super gemacht.“

    Sportporträt: Drei Fragen an Springreiter Helmut Well

    Wen hätten Sie gerne einmal kennengelernt?

    „Ich hätte gerne kennengelernt den ehemaligen Chef der Regensburger Domspatzen, Georg Ratzinger (der Bruder von Papst Benedikt), der vor Kurzem verstorben ist. Ich war ein guter Sänger. Mein Vater ist in einem Internat aufgewachsen, der hat mich da nicht runtergelassen. Der wird schon seine Gründe dafür gehabt haben. Man hat ja gehört, was in den Internaten passiert ist.“

    Mit welcher Sportart können Sie nichts anfangen?

    „Motorradlfahren interessiert mich überhaupt nicht. Aber Tennis gibt mir zum Beispiel auch nichts. Ich brauche etwas Lebendiges beim Sport.“

    Womit kann man Sie auf die Palme bringen?

    „Wenn jemand nicht ehrlich zu mir ist, das kann ich überhaupt nicht leiden. Ich bin ein wahnsinnsgutmütiger Mensch. Wenn man meine Gutmütigkeit aber ausnützt, das ist für mich das Schlimmste.

    45 Jahre lang führte der zweifache Vater bei Mammendorf eine Schreinerei, das Rüstzeug für diesen Beruf hatte er sich in Rosenheim an der Schule für Holztechnik geholt. In Willprechtszell (Gemeinde Petersdorf) stand 1951 seine Wiege, dort ging er auch zur Schule – bei seinem Vater, der ihn unterrichtete. „Ich bin ein Familienmensch“, betont Helmut Well; darum hat es ihn auch sehr getroffen, als vor einigen Monaten eine Schwester verstarb. Der erste Todesfall im Kreis der Geschwister.

    Helmut Well hat die alte Mühle in Unterschneitbach auf Vordermann gemacht

    Innerhalb der vergangenen sechs Jahre hat Helmut Well, der davon ausgeht, dass er noch zwei Jahre lang sein Rentnerleben so gestaltet wie derzeit, die alte Mühle in Unterschneitbach, die aus dem Jahr 1604 stammt, auf Vordermann gebracht: „Alles selber gemacht bis auf Elektro und Heizung.“ Für ihn ist es selbstverständlich, dass dort Mieter mit Kindern einziehen dürfen – und ebenso mit Tieren. Schließlich hat er selber sechs Hunde und zwei Katzen.

    Die Umbauarbeiten waren mit angenehmen und weniger erfreulichen Erfahrungen verbunden. Über Klaus Habermann, den Bürgermeister, kann er nur Positives sagen: „Der ist immer hinter mir gestanden.“ Beim Brandschutz hätte sich Well mehr Bürgernähe gewünscht, ein Aspekt, der ihn sichtlich ärgert: „In 400 Jahren hat es hier nie gebrannt.“ Gleichwohl musste er einen ordentlichen Betrag in diesem Zusammenhang investieren.

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