Corona hat auf der ganzen Welt den Alltag verändert. Die Regierungen in den jeweiligen Ländern treffen unterschiedliche Regelungen für die Bevölkerung. Vier junge Leute aus den USA, Italien, Polen und Japan erzählen von ihren Erfahrungen.
USA: Nach seinem Universitätsabschluss bekam der 23-jährige William im Mai 2019 ein Stipendium des Deutsch-Amerikanischen Fulbright-Programms in Deutschland. Seine Reise führte ihn nach Leipzig, wo er Englisch unterrichten durfte. Doch die Corona-Krise beendete seinen Auslandsaufenthalt. Da die Schulen, an denen er unterrichtete, geschlossen wurden, entschied er sich, zu seiner Familie in den USA zurückzukehren. Damals war die Lage in Deutschland schlimmer, inzwischen gibt es in den USA mehr Infektionen und Todesfälle als hier. Will ist froh, über eine Familienversicherung abgesichert zu sein. Das sei allerdings bei vielen in den USA nicht der Fall, sagt er.
Corona in den USA: Nicht alle Bundesstaaten sind gleich betroffen
Derzeit sind die USA bei den Covid-19-Fällen weltweit führend. Allerdings ist nicht jeder Staat oder jede Stadt in gleicher Weise betroffen. Der Bundesstaat Wisconsin, in dem Will lebt, hat nur um die 4000 Fälle, obwohl er halb so groß ist wie Deutschland. In den USA gibt es auch Corona-Beschränkungen: Größere Gruppen dürfen sich nicht treffen, Reisebeschränkungen gelten international und im Inland. Außerdem hat die Regierung alle Unternehmen angeregt, ihre Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten zu lassen. Will glaubt, dass die Einschränkungen auch positive Auswirkungen haben: Diese Zeit stärke den Familienzusammenhalt und biete Zeit, um Hausarbeiten zu erledigen. „Das Zuhause kann sich aber auch wie ein Gefängnis anfühlen.“
Italien: Aus dem am stärksten betroffenen Krisengebiet in der Region Bergamo in Italien kommt die 24-jährige Eleonora. „Diese Situation ist wirklich traurig“, sagt sie. Das Schlimmste sei, dass viele Familien in kurzer Zeit ihre Liebsten verloren haben. In Italien mussten acht Wochen lange alle zu Hause bleiben. Lediglich der Lebensmittelkauf oder der Weg zur Apotheke war erlaubt. Viele Unternehmen haben ganz geschlossen. Andere sind offen, weil sie das Nötigste produzieren, und wieder andere lassen ihre Mitarbeiter zu Hause arbeiten.
Italien: Pizza-Zutaten waren ausverkauft
Seit dem 10. März arbeitet auch Eleonora von daheim aus. Im eigenen Wohn- oder Schlafzimmer zu arbeiten, sei ungewohnt, sagt Eleonora. „Aber glücklicherweise arbeite ich noch.“ Viele Leute verlören wegen der aktuellen Krise ihre Arbeit. „Die Situation ist wirklich besorgniserregend.“ Ähnlich wie in Deutschland ist es laut Eleonora in Italien zu Hamsterkäufen gekommen. Die Italiener brauchen für ihre hausgemachten Pizzen Mehl und Hefe. Deshalb waren diese beiden Zutaten in Supermärkten nicht so leicht zu finden. Gleiches gilt für Pasta in den verschiedensten Arten. „Die Italiener lieben eben ihre Pizza und Pasta“, weiß Eleonora.
Im Privatleben treffen die Einschränkungen Eleonora nicht so hart. Sie verbringt die Zeit mit ihren Eltern und ihrer Schwester. „Wir versuchen, Dinge gemeinsam zu tun, wir kochen, spielen oder schauen Filme an.“ Um mit Familienangehörigen sowie Freunden in Kontakt zu bleiben, nutzt sie soziale Medien. Auch um Geburtstage zu feiern, rufen sie und ihre Freunde sich an. „Es ist seltsam, aber es ist die einzige Möglichkeit, die wir im Moment haben.“
Polen: Weronika ist 20 Jahre alt und lebt in einer kleinen Stadt in Polen. Die Regelungen sind hier streng. Personen unter 13 Jahren dürfen nicht mehr alleine nach draußen gehen. Zwischenzeitlich galt das sogar für alle unter 18, da bei ihnen die Gefahr, sich unerlaubt zu treffen, höher eingestuft wird. Zudem gibt es eine Begrenzung der Kunden in Lebensmittelgeschäften sowie spezielle Öffnungszeiten nur für Senioren.
Polen: Schüler sorgen sich um ihre Prüfungen
Die Einschränkungen im Alltag gelten seit dem 16. März und werden entsprechend angepasst. „Jeder ist besorgt, seinen Job oder sogar sein Geschäft zu verlieren“, sagt Weronika. Schüler würden sich um ihre Prüfungen sorgen, die Regierung habe sich dazu noch nicht geäußert. Sie lernen mit Online-kursen für die Prüfungen. „Aber einige Lehrerinnen und Lehrer benutzen sie nicht oder sie wissen nicht, wie man damit umgeht“, sagt Weronika. Es sei nicht die beste Art zu lernen. Wie auch in anderen Ländern sind die Familien durch diese Gesamtsituation gestresst und erschöpft. Weronika schreibt ihren engen Freunden fast jeden Tag über Messenger und sieht sie über Videoanrufe.
Japan: Die 22-jährige Rina lebt in der Metropolregion Tokio. Im Gegensatz zu anderen Ländern steigt die Anzahl der Corona-Kranken in Japan weiter. Laut Rina liegt das daran, dass die Situation anfangs nicht ernst genommen wurde. Erst hätten nur viele Restaurants und Kaufhäuser in Tokio an Wochenenden geschlossen, erst spät kam der Ausnahmezustand. „Gerade jetzt erstrahlt die Stadt in ihren Kirschblüten“, sagt Rina. Dieses Jahr dürfen sie aber nur von Einheimischen bestaunt werden.
Corona: Viele haben Angst, nach draußen zu gehen
Die Regierung bittet darum, zu Hause zu bleiben und den Kontakt mit anderen zu vermeiden. Gesetzliche Einschränkungen, wie sie in Europa durchgesetzt werden, sind in Japan allerdings nicht der Fall, auch Geldstrafen gibt es keine. Obwohl Rina durch die sozialen Medien mit Freunden und Familie in Kontakt bleibt, fehlt ihr der persönliche Austausch untereinander. Viele Leute hätten Angst, nach draußen zu gehen, sagt sie.
Einen Kommentar dazu finden Sie hier: Post statt Feierabendbier
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