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Aichach: Schutz vor Corona: Heimischer Schreiner baut Spuckschutzwände

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Schutz vor Corona: Heimischer Schreiner baut Spuckschutzwände

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    Die Spuckschutzwände vom Aichacher Schreiner Viktor Reger sind vielseitig einsetzbar, so wie hier in einer Tankstelle.
    Die Spuckschutzwände vom Aichacher Schreiner Viktor Reger sind vielseitig einsetzbar, so wie hier in einer Tankstelle. Foto: Christian Häring

    Aufgrund der Corona-Krise hat Schreiner Viktor Reger derzeit weniger zu tun. Die Auftragsbücher werden leerer, immer wieder sagen ihm Kunden für Montage-Arbeiten ab, melden sich in vielen Fällen auch gar nicht mehr beim 39-Jährigen. Das änderte sich in dieser Woche, denn seit Neuestem stellt der Oberbernbacher in seiner Werkstatt in Aichach Spuckschutzwände aus Plexiglas her. Die sollen Angestellte in Banken, Apotheken und im Handel vor dem Coronavirus schützen.

    „Die ersten 20 Stück waren innerhalb von wenigen Stunden ausverkauft“, berichtet Viktor Reger, der anfangs gar nichts von der Idee gehalten hat: „Ein Lieferant hat so etwas gesehen und gefragt, ob ich Plexiglas brauche für so eine Konstruktion. Ich habe abgelehnt und nicht weiter darüber nachgedacht.“ Doch schon bald bekam der Aichacher einen Anruf aus Großaitingen (Kreis Augsburg). Die Brüder Christian und Andreas Häring meldeten sich. Schnell war klar – Reger, der früher unter deren Vater Bernhard Häring in dessen Schreinerei in Schwabmünchen gearbeitet hatte, macht es doch.

    Erste 20 Schutzwände in der Corona-Krise sofort ausverkauft

    Der Aichacher produziert die Plexiglaswände, die es in zwei verschiedenen Größen gibt, in seiner kleinen Schreinerei in Aichach. Die gängige Variante mit Holzfüßen wird einfach auf die Theke gestellt und muss nicht festgeschraubt werden. „Wer wenig Platz hat, für den haben wir auch eine Variante mit Schnüren an der Decke. Um Bestellungen und Auslieferungen kümmern sich die Härings. Rund eine Stunde benötigt Reger und seine Handwerker für eine Spuckschutzwand. „Da wir gerade ohnehin nicht so viel zu tun haben, passt das gut rein.“

    Die Plexiglasscheiben werden fast ausschließlich in die Region Augsburg ausgeliefert. Banken und Tankstellen gehören unter anderem zum Kundenkreis. Auf die Idee kam Christian Häring beim Einkauf am vergangenen Wochenende. „Man fragt sich, was man machen kann, wie man helfen kann. Die Verkäufer müssen ja raus zur Arbeit in der Bäckerei, in der Metzgerei oder in der Bank. Dann dachten wir uns, okay, wir machen Plexiglasscheiben.“

    Der Oberbernbacher Viktor Reger baut zusammen mit Freunden Spuckschutzwände.
    Der Oberbernbacher Viktor Reger baut zusammen mit Freunden Spuckschutzwände. Foto: Sebastian Richly

    Wie die Corona-Krise den Aichacher Schreiner einschränkt

    Am Montag baute das Trio den ersten Prototyp. Die Nachfrage sei zwar da, doch sie könnte laut Reger größer sein: „Wir waren nicht die ersten, und die größeren Ketten – gerade bei Supermärkten – beziehen ihre Schutzwände deutschlandweit. Unsere Kunden sind in erster Linie kleine Unternehmen wie der Metzger oder die Bäckerei. Die kaufen vielleicht zwei oder drei“, so Reger, der hinzufügt: „Wir haben uns erst schwergetan, das nötige Material zu bekommen.

    Aber jetzt läuft es. Wer bei uns morgens bestellt, bekommt abends meist noch seine Wand.“ Auch wenn das Geschäft mit den Spuckschutzwänden weiter zunehmen sollte, so kann Reger damit kaum seine Verluste decken, die er durch die Corona-Krise erlitten hat beziehungsweise noch zu erleiden hat. „Die Ausgangssperre hat für uns finanzielle Auswirkungen. Ich kann zwar Möbel vorproduzieren, doch die Montage fällt weg, denn ich darf ja nicht zu den Kunden nach Hause“, so der 39-Jährige, der aber auch sagt: „Mir ist es lieber, wir setzen jetzt die harten Maßnahmen durch und hoffen, dass es bald wieder besser wird. Das ist zwar hart, aber richtig.“

    Immerhin kann der Aichacher Schreiner der Situation auch etwas Positives abgewinnen. Denn der leidenschaftliche Läufer hat aktuell mehr Zeit, seinem Hobby nachzugehen. „Meine Frau und ich laufen derzeit so viel wie noch nie. Bei vier Läufen kommen wir auf 70 bis 80 Kilometer pro Woche.“ (mit pibo)

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