Startseite
Icon Pfeil nach unten
Aichach
Icon Pfeil nach unten

Aichach: Prozess in Aichach: Inszenierte Trennung oder Rosenkrieg?

Aichach

Prozess in Aichach: Inszenierte Trennung oder Rosenkrieg?

    • |
    Die Trennung eines Paares hatte jetzt ein Nachspiel vor dem Aichacher Amtsgericht.
    Die Trennung eines Paares hatte jetzt ein Nachspiel vor dem Aichacher Amtsgericht. Foto: Stefan Weis, Fotolia

    Im Sofabezug sind mehrere Schnitte und beim Laptop ist das Display kaputt. Beide fielen im August vergangenen Jahres der Zerstörungswut einer 39-Jährigen zum Opfer. Sie lebte damals im nördlichen Landkreis und ihr 36-jähriger Lebensgefährte hatte sich gerade von ihr getrennt. Oder war die Trennung nur eine Inszenierung für die Eltern des 36-Jährigen? Das jedenfalls behauptete die Angeklagte bei der Verhandlung vor dem Aichacher Amtsgericht. Sie hatte gegen einen Strafbefehl über 5500 Euro (50 Tagessätze zu je 110 Euro) wegen Sachbeschädigung Einspruch eingelegt.

    Angeklagte in Aichach: Die Trennung war eine große Show

    Die Trennung war aus Sicht der Angeklagten eine große Show; inszeniert für die Eltern ihres 36-jährigen Partners, behauptete sie. In einem Schreiben ihres Verteidigers Ilias Venizeleas an das Gericht, ist von einem Schreiben die Rede, das ihr der Lebensgefährte im Beisein eines Nachbarn "theatralisch" aushändigte. Sie geriet daraufhin in Wut und zwar dermaßen, dass sie Geschirr zerdepperte und die Wohnungseinrichtung teilweise beschädigte.

    Doch wozu die Show? Die 39-Jährige nannte als Grund die finanzielle Unterstützung der Eltern bei der Abzahlung eines Kredits für das Haus des Partners. Diese hätten die Eltern an die Bedingung geknüpft, dass sich der Sohn von der 39-Jährigen trennt. Nachdem die beiden ihre Beziehung, die laut dem Schreiben des Anwalts "von einer besonderen Intensität geprägt" war, nicht aufgeben wollten, entschieden sie sich dafür, die Trennung nach außen vorzugaukeln - so jedenfalls die Version der Angeklagten.

    Der Streit damals war allerdings aus ihrer Sicht echt. Denn die Aktion mit dem Kündigungsschreiben habe sie überrumpelt. Laut ihrer Darstellung schubste sie der 36-Jährige. Sie stieß deshalb gegen eine Schale, die daraufhin zerbrach. Auch für die anderen kaputten Gegenstände hatte die 39-Jährige eine Erklärung: Das Sofa habe wahrscheinlich der Hund beschädigt, den Laptop müsse jemand anders demoliert haben. Ihr Lebensgefährte, von dem sie inzwischen wirklich getrennt ist, wolle mit seinen Anschuldigungen nur Geld herausholen, erklärte sie.

    Zeuge in Aichach: Ex-Partnerin wollte das Haus nicht räumen

    Der 36-Jährige erklärte als Zeuge vor Gericht den Grund für seine Anzeige bei der Polizei: Er wolle die kaputten Gegenstände von seiner Ex ersetzt haben. Der Mann bestritt, dass die Trennung nur fingiert gewesen sei: "Sie war auf Wohnungssuche, schob aber immer wieder einen Grund vor, warum sie keine findet." Deshalb habe er ihr schließlich mit dem Nachbarn als Zeugen einen Brief überreicht, in dem er sie aufforderte, das Haus zu räumen. Woraufhin es zur Kurzschlussreaktion der Angeklagten kam, die laut Anklage einen Sachschaden von 4000 Euro verursachte.

    Für Jessica Horrer, die Vertreterin der Staatsanwaltschaft, waren nach der ausführlichen Zeugenvernehmung die Vorwürfe zumindest teilweise erwiesen. Sie plädierte für eine Geldstrafe in Höhe von 900 Euro (50 Tagessätze zu je 15 Euro).

    Verteidiger: "Er führt einen Rosenkrieg gegen sie"

    Verteidiger Venizeleas plädierte auf Freispruch. Er zweifelte die Glaubwürdigkeit des 36-Jährigen an. Der hatte die Frage, ob sie wirklich getrennt waren, erst mit Ja beantwortet, dann aber eingeräumt, mit ihr noch im gleichen Bett geschlafen zu haben. "Er führt einen Rosenkrieg gegen sie", sagte der Anwalt. Zwischen den beiden Ex-Partnern laufen mehrere juristische Auseinandersetzungen. Unter anderem zeigte sie ihn wegen Vergewaltigung an.

    Die Aussage des 36-Jährigen sei nicht stimmig, sagte Richter Axel Hellriegel, "aber mir reicht es für diese beiden Beschädigungen". Er war überzeugt, dass die Angeklagte sowohl für den kaputten Laptop als auch das Sofa verantwortlich war. Die Höhe des Schadens setzte er im dreistelligen Bereich an. Der Richter wunderte sich, warum der Fall vor dem Strafgericht gelandet war: "Es ist überhaupt nicht üblich, dass wir Auseinandersetzungen zwischen Personen verhandeln, solange keiner handgreiflich wird."

    Hellriegel hielt der Angeklagten zugute, dass ihre Reaktion auf den Brief menschlich nachvollziehbar sei. In seinem Urteil blieb der Richter "am unteren Rand dessen, was vertretbar ist". Er verurteilte sie wegen Sachbeschädigung zu einer Geldstrafe von 225 Euro (15 Tagessätze à 15 Euro).

    Das könnte Sie auch interessieren:

    Prozess: Mann schlägt in Aichach grundlos auf Unbeteiligte ein

    Prozess: Betrunkener Mofafahrer kracht in geparktes Auto

    "Saugefährliche" Huckepack-Fahrt endet vor Amtsrichter in Aichach

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden