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Aichach: Problemfall Biber

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Problemfall Biber

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    Biber sorgen für Landwirte oftmals für Probleme. Eine Abschussgenehmigung wird nur in Ausnahmefällen erteilt.
    Biber sorgen für Landwirte oftmals für Probleme. Eine Abschussgenehmigung wird nur in Ausnahmefällen erteilt. Foto: Sascha Geldermann

    Sie schaffen neue Seen, sorgen für mehr Artenvielfalt und eine bessere Wasserqualität. Gleichzeitig untertunneln sie Straßen, fluten Felder und fällen Bäume: Biber. Die Nagetiere sind seit Jahren ein Dauerthema im Wittelsbacher Land, zuletzt im Gemeinderat in Rehling. Während die einen vom „berühmten Baumeister“ sprechen, nennen andere den Biber „ein großes Problem“.

    Reinhard Herb, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, gehört zu denen, die das Treiben des Nagers kritisch betrachten. „Biber verursachen große Schäden, zigtausend Euro im ganzen Landkreis“, sagt der Landwirt. Das Mindeste sei, „dass wir Biberdämme entfernen dürfen“. Herb zufolge hat sich der Biber in den vergangenen Jahren so stark vermehrt, dass er zum Problem geworden ist: Das Gesetz hinke dieser Entwicklung hinterher.

    Biber sind durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt

    Das Gesetz, genauer gesagt das Bundesnaturschutzgesetz, schützt den Biber. Er darf nur in Ausnahmefällen gefangen, abgeschossen oder in seinem Lebensraum beeinträchtigt werden.

    Zehn Fakten zum Biber

    Biber bauen keine Dämme. In der Fachsprache heißen ihre Bauten "Biberburgen".

    Biber sind sehr anpassungsfähige Tiere und können auch Gräben oder Fischteiche besiedeln. Da sie schnell die Scheu vor Menschen und Autos verlieren, siedeln sie oft in Nähe bewohnter Gebiete.

    Eine Biberfamilie besteht aus einem Elternpaar und zwei Generationen von Jungtieren. Biberpaare bleiben sich ein Leben lang treu.

    In futterreichen Biber-Revieren reichen zwei Kilometer Uferlänge für eine ganze Biberfamilie. Die Revier-Grenzen werden heftig gegen fremde Artgenossen verteidigt.

    Der Biber sind nachtaktiv. Und: Sie schlafen im Winter nicht durch. Ihr dichtes Haarkleid schützt sie vor Kälte.

    Biber haben besonders viele Haare: An manchen Stellen des Bauches wachsen pro Quadratzentimeter über 20.000 Haare. Zum Vergleich: unsere Kopfhaut bringt es auf 300 Haare pro Quadratzentimeter.

    Die Zähne der Biber schärfen sich von selbst und wachsen ständig nach.

    Ihre Biberburgen isolieren die Tiere im Winter mit Schlamm. Im Sommer tragen sie die Schicht wieder ab. So funktioniert die Wärmeregulierung in der Burg stets optimal.

    Biber werden bis zu 40 Kilogramm schwer. Beim Tauchen verschließen sie Nase und Ohren und können so bis zu 20 Minuten unter Wasser bleiben.

    Ihr unbehaarter Schwanz - genannt Kelle - dient beim Schwimmen und Tauchen als Steuerhilfe. Auch regeln Biber über den Schwanz ihre Körpertemperatur.

    Ausnahmefälle bedürfen einer Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde. Dort heißt es, Abschuss- und Fanggenehmigungen für Biber gebe es über den ganzen Landkreis verteilt. Rund 110 Reviere existieren laut Behördenleiter Wolfgang Grinzinger im Kreis Aichach-Friedberg. In einem dieser Reviere leben meist sechs Biber: zwei Elterntiere und zwei Kindergenerationen. Im vergangenen Jahr zählte die Untere Naturschutzbehörde 38 abgeschossene Biber, im Vorjahr 37.

    Nur in Ausnahmefällen dürfen Biber getötet werden

    In der Vergangenheit seien die mit Fallen gefangenen Tiere oftmals für Ansiedlungsprojekte oder Tierparks verwendet worden, erläutert Grinzinger. Inzwischen allerdings sterbe der Großteil der Biber nach einer Ausnahmegenehmigung: Die Tieren werden entweder direkt oder nachdem sie gefangen wurden erschossen. Es gebe kaum noch Bedarf für Ansiedlungsprojekte. Dennoch werde vor jedem Abschuss beim zuständigen Biberberater angefragt, ob dieser eine Verwendung für die Tiere habe, so Grinzinger. Zumal stets geprüft werde, ob sich der Biber reproduzieren könne: „Wir dürfen ihn nicht ausrotten.“

    Den Biber ausrotten möchte auch Landwirt Herb nicht. „Ich bin nicht unbedingt fürs Töten“, sagt er. „Doch wo ist in einem dicht besiedelten Land die Grenze?“ Wer gegen Abschuss- und Fanggenehmigungen sei, müsse andere Lösungen anbieten. Bei der Unteren Naturschutzbehörde heißt es, der Fang und Abschuss von Bibern bringe selten nachhaltigen Erfolg: „Nicht besetzte Reviere werden in der Regel schnell wiederbesetzt.“ Die Behörde empfiehlt daher vorbeugende Maßnahmen, etwa Elektrozäune oder Drahtgitter an problematischen Stellen. Diese werden überall im Landkreis eingesetzt, so Grinzinger.

    Landwirte haben oft Probleme mit Bibern

    Reichlich Erfahrung mit Bibern hat auch Helmut Schenke. In Pöttmes, wo der ehemalige Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz lebt, existieren sechs Reviere des Nagers. „Es ist ganz klar, dass es an Ort und Stelle Probleme gibt“, sagt Schenke. In

    Abschussgenehmigungen hält der Naturschützer nur in Notfällen für gerechtfertigt: etwa wenn Biber Kläranlagen besiedeln oder technische Bauwerke gefährden. Zumal es für Schadensfälle einen Entschädigungsfond gebe, so Schenke. Schenke schlägt vielmehr ein anderes Mittel gegen Biber vor: Abstand halten. „Wenn wir einen Abstand von zehn Metern zu ihren Revieren einführen würden, dann würden wir nur halb so viel über Biber reden.“

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