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Aichach: Nach Todesfällen im AWO-Heim: Gegen Corona "alles getan"

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Nach Todesfällen im AWO-Heim: Gegen Corona "alles getan"

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    Seniorenheime stehen durch die Corona-Krise vor einer großen Herausforderung. Nur durch klare Regeln und hohe Hygienestandards lassen sich die Bewohner, die zur Risikogruppe gehören, schützen.
    Seniorenheime stehen durch die Corona-Krise vor einer großen Herausforderung. Nur durch klare Regeln und hohe Hygienestandards lassen sich die Bewohner, die zur Risikogruppe gehören, schützen. Foto: Wang Quanchao/XinHua/dpa

    Dieter Egger wirkt angespannt am Telefon. Die dramatische Entwicklung im Aichacher Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt (AWO) beschäftigt den Vorstandsvorsitzenden der AWO Schwaben tagtäglich. Seit Anfang April sind 13 Bewohner des Heims, die mit dem Coronavirus infiziert waren, gestorben. Im gesamten Landkreis Aichach-Friedberg gab es 16 Todesfälle (Stand Donnerstag). Trauriger Höhepunkt war das Osterwochenende: Binnen fünf Tagen starben sieben Bewohner. Egger und der AWO-Bezirksvorsitzende Heinz Münzenrieder zeigten sich am Mittwoch zutiefst betroffen. Am Freitag sagt Egger: „Es sind immer noch zwei Bewohner, die im Krankenhaus sind, akut gefährdet.“

    Das Gesundheitsamt Aichach-Friedberg ist am 31. März durch vier positive Laborbefunde auf den Coronavirus-Ausbruch in dem Seniorenheim aufmerksam geworden. Noch am selben Tag sei das Gesundheitsamt vor Ort gewesen, habe detailliert Maßnahmen festgelegt und mit den Verantwortlichen besprochen, hatte Wolfgang Müller, Pressesprecher des Landratsamtes Aichach-Friedberg, am Mittwoch berichtet. Seitdem stehe die Behörde in engem Kontakt mit dem Heim.

    Aichacher AWO-Heim täglich im Kontakt mit dem Gesundheitsamt

    Auch Dieter Egger berichtet: „Wir sind zweimal täglich in persönlichem Kontakt.“ Dazu kämen Telefonate mit Fachleuten der Behörden, so Egger. „Der fachliche Austausch mit dem Gesundheitsamt ist ausgesprochen intensiv und ausgesprochen gut“, betont er. Zum 5. April hat das Landratsamt eine Allgemeinverfügung zum Umgang mit Covid-19 in stationären Alten- und Pflegeeinrichtungen erlassen. Egger betont: „Wir haben alles umgesetzt, was in der Allgemeinverfügung steht.“ Bereits seit 12. März hätten Besuchseinschränkungen gegolten.

    In der Allgemeinverfügung ist zum Beispiel aufgeführt, dass häufig benutzte Oberflächen täglich desinfiziert werden müssen, die Dienstkleidung häufig gewechselt werden und das Personal einen Mund-Nasen-Schutz tragen muss. Gruppenaktivitäten wie etwa gemeinsame Spiele sind nicht erlaubt. Täglich muss darauf geachtet werden, ob Personal oder Bewohner Symptome wie Husten, Atemnot oder Fieber zeigen. Erkrankte Bewohner müssen einen Mund-Nasen-Schutz tragen und von Nichtinfizierten räumlich getrennt werden. Zwischen beiden Gruppen darf es keine Personalwechsel geben. Zimmer von Erkrankten dürfen nur mit Schutzkleidung betreten werden. Bei einem akuten Ausbruchsgeschehen dürfen nur noch unvermeidbare Pflegemaßnahmen wie Hilfe beim Essen, Trinken, Waschen oder Gabe von Medikamenten stattfinden.

    AWO-Heim Aichach: Erkrankte Bewohner sind isoliert

    Wie Egger erläutert, sind die erkrankten Bewohner in ihren Zimmern isoliert. „Wenn eine Bewohnerin aus dem Quarantänebereich, die dement ist, schon an der Tür steht, ist es schwer ihr zu erklären, warum sie jetzt nicht rausgehen soll“, sagt er. Das Personal gehe nur in Vollschutz mit Overalls zu den Erkrankten, „wie auf einer Isolierstation im Krankenhaus“. An Schutzkleidung, Mund-Nasen-Schutz und Desinfektionsmittel mangele es dem Heim nicht. Da habe die AWO als großer Träger einen Vorteil, sagt Egger: Im Bedarfsfall ist das Nötige schnell aus einem anderen Heim vor Ort.

    Auch personell sieht Egger das Aichacher Heim gut aufgestellt. Wie berichtet, wurden dort auch acht Mitarbeiter, darunter Heimleiter Dieter Geßler, positiv getestet. Es stehe genügend Personal aus anderen Einrichtungen zur Verfügung, sagt Egger.

    Corona-Ausbruch: Große Solidarität von Angehörigen

    Wie reagieren die Angehörigen der Bewohner? Es gebe nur vereinzelt Nachfragen, sagt Egger. Da erlebe er eine große Solidarität. Das Heim stehe mit den Angehörigen ohnehin in intensivem Telefonkontakt. Für das Besuchsverbot gebe es einen hohen Konsens. Es gebe dennoch immer mal wieder Nachfragen, warum auch in dem Bereich, in dem keine infizierten Bewohner sind, kein Besuch möglich ist.

    Wie es zu dem Ausbruch in dem Heim gekommen ist, wisse die AWO trotz aller Nachforschungen nicht, hatten Egger und Münzenrieder am Mittwoch mitgeteilt. Die 13 Bewohner sind teils in der Klinik, teils im Heim gestorben. „Es gibt Krankheitssituationen, wo eine Verlegung nicht mehr zumutbar ist“, sagt Egger. Das entscheide immer ein Arzt. Das AWO-Heim wartet jetzt laut Egger auf eine Reihentestung der Bewohner, die schon teilweise angelaufen ist. Es bleibt die Hoffnung, dass der Ausbruch eingedämmt werden kann. Egger sagt: „Da müssen wir jetzt einfach gemeinsam durch.“ (mit cli und nsi)

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