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Aichach: Landratsamt erlässt strenge Auflagen für Corona-Demo in Aichach

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Landratsamt erlässt strenge Auflagen für Corona-Demo in Aichach

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    Vor einer Woche haben Menschen vor dem Landratsamt Aichach-Friedberg gegen die Versetzung von Gesundheitsamtsleiter Friedrich Pürner demonstriert.
    Vor einer Woche haben Menschen vor dem Landratsamt Aichach-Friedberg gegen die Versetzung von Gesundheitsamtsleiter Friedrich Pürner demonstriert. Foto: Max Kramer

    Bei vielen Aichachern stößt die am Samstag geplante Großdemonstration von Corona-Skeptikern auf wenig Begeisterung. Inzwischen zeigt sich immer mehr Ablehnung. Diese formuliert zum Beispiel die übers Internet organisierte Gruppe "Wir aus Aichach", die eine Gegenaktion plant. Es gibt aber auch einen Zusammenschluss von lokalen Politikern über Parteigrenzen hinweg, der gegen die Demo protestiert. Unterdessen hat das Landratsamt die Anzahl der Teilnehmer eingeschränkt.

    "Querdenken Augsburg" plante mit 2000 Menschen in Aichach

    "Querdenken Augsburg" hat diese Woche eine Großdemonstration in Aichach für Samstag, 14. November, angekündigt. 2000 Teilnehmer sollten unter dem Motto "Erkenntnislauf für Frieden und Freiheit" vom Volksfestplatz zu einer Kundgebung auf den Stadtplatz ziehen. Das löste bei der Stadt erhebliche Bedenken aus. Nach Ansicht von Bürgermeister Klaus Habermann sind 2000 Teilnehmer auf dem Stadtplatz "grob fahrlässig". Denn: Der Obere Stadtplatz hat 2200 Quadratmeter. Wenn man wie in Leipzig von sechs Quadratmetern pro Teilnehmer ausgehe, hätten auf dem Stadtplatz gerade 360 Menschen Platz, um die nötigen Abstände wahren zu können.

    Das Landratsamt beschränkt die Demo auf den Volksfestplatz

    Offenbar teilt das Landratsamt diese Bedenken. Die Behörde hat am Donnerstag den Veranstaltern einen Bescheid geschickt. Darin wird die erlaubte Zahl der Teilnehmer auf maximal 1000 Menschen beschränkt, wie Pressesprecher Wolfgang Müller am Abend informierte. Außerdem wird kein Demonstrationszug erlaubt. Die Veranstaltung inklusive Kundgebung darf nur stationär stattfinden, und zwar auf dem Volksfestplatz. Die Veranstalter müssen zudem je 20 Versammlungsteilnehmer mindestens einen Ordner einsetzen, der zum Beispiel durch Warnwesten erkennbar sein muss. Vorgeschrieben ist außerdem: Die Teilnehmer müssen eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen und einen Mindestabstand von eineinhalb Metern einhalten.

    Bereits am Mittwochabend haben Corona-Skeptiker in Aichach protestiert. Der Umzug wurde von der Polizei begleitet.
    Bereits am Mittwochabend haben Corona-Skeptiker in Aichach protestiert. Der Umzug wurde von der Polizei begleitet. Foto: Marlene Weyerer

    Das Polizeipräsidium Augsburg, das am Samstag in Aichach die Einsatzleitung übernimmt, steht hier "vor der Herausforderung, die Versammlungsfreiheit mit den Hygienebestimmungen in Einklang zu bringen", wie es Sprecher Michael Jakob formuliert. Bürgermeister Habermann zählt darauf, dass die Beamten die Veranstaltung im Griff haben werden. "Ich verlasse mich da schon auf die Polizei", betont er.

    "Wir aus Aichach" appelliert: "Bleibt's daheim."

    Nicht nur der Bürgermeister ist der Ansicht, dass die Paarstadt eine solche Demo "nicht gebraucht" hätte. Auch die im Internet organisierte überparteiliche Bewegung "Wir aus Aichach" sieht das so. Sie will klar signalisieren, "ihr seid nicht willkommen", wie es Sprecher Wolfgang Holzhauser formuliert. Aufklärungsarbeit sei nötig, findet er, denn es sei eine "Radikalisierung, die da stattfindet". Angesichts der Corona-Pandemie hält es die Gruppe allerdings für falsch, "einem Massenauflauf mit einem Massenauflauf zu begegnen". Sie signalisiert stattdessen: "Leute, bleibt's daheim."

    Trotzdem zeigt die Gruppe Flagge. Fünf zweieinhalb Meter große Transparente mit Botschaften will sie aufhängen. Und sie hat auf ihrer Homepage einen Aufruf gestartet, dem sich Politiker vom Landrat bis zum Bürgermeister, vom Bundestags- bis zum Landtagsabgeordneten, aber auch Künstler angeschlossen haben. Darin heißt es: "Aichacher lehnen Proteste von Querdenkern, Corona-Skeptikern und Corona-Leugnern ab." Sie warnen vor "überwiegend indiskutablen Rednern" wie dem Arzt Rolf Kron, der jüngst auf einer Kundgebung den Hitlergruß gezeigt haben soll. Das sei kein Protest, "sondern die Unterstützung bedenklichen und demokratiefeindlichen Gedankengutes". Der Apell wird mit einem Aufruf verbunden, für verschiedene Organisationen zu spenden, die sich für kranke Kinder engagieren.

    Bürgermeister Habermann freut sich über derartige Signale. "Wir können solche politischen Geisterfahrer in dieser Situation absolut nicht brauchen", findet er. Ein eindeutiges Signal kommt auch aus der Aichacher Kommunalpolitik. Landrat Klaus Metzger, Aichachs drei Bürgermeister und die Stadtratsfraktionen von SPD, CSU und Grünen distanzieren sich in einer Stellungnahme "mit aller Entschiedenheit von der Querdenker-Demonstration".

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Corona-Demo: Stell dir vor, es geht keiner hin

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