Wer im Aichacher Stadtteil Ecknach von der Industriestraße in Richtung B300 fahren will, der muss oft viel Geduld aufbringen. Vier Minuten und 40,5 Sekunden dauert es rechnerisch in Spitzenzeiten, bis ein Linksabbiegen auf die Augsburger Straße (alte B300) möglich ist. Das hat eine Verkehrsuntersuchung des Ingenieurbüros Modus Consult ergeben. Die Ergebnisse stellte der stellvertretende Bauamtsleiter Michael Thalhofer am Dienstag im Bauausschuss des Aichacher Stadtrats vor. Untersucht wurde auch der Knotenpunkt der Augsburger Straße mit der Peter-und-Paul-Straße und der Maxstraße.
Grundlage für die Untersuchung war eine Verkehrszählung im Mai 2017. Viel Verkehr herrscht an beiden Knotenpunkten. Während es an der Kreuzung mit der Peter-und-Paul-Straße und der Maxstraße rund 15.000 Fahrzeuge in 24 Stunden sind, sind es an der Industriestraße mit über 17.000 Fahrzeugen noch etwas mehr. Der Anteil des Schwerverkehrs ist mit 5,1 Prozent (Peter-und-Paul-Straße) und 5,7 Prozent (Industriestraße) ähnlich.
Fast fünf Minuten beim Abbiegen warten
Unterschiedlich sieht es bei der Leistungsfähigkeit aus. Ausreichend ist nach der Untersuchung die Kreuzung mit Maxstraße und Peter-und-Paul-Straße. Linksabbieger müssen rechnerisch zu Spitzenzeiten eine gute halbe Minute warten. Linksabbieger an der Industriestraße müssen da deutlich länger auf eine Lücke im Verkehr warten: bis zu 280,5 Sekunden, also fast fünf Minuten.
Weil die Straße dort für eine Linksabbiegerspur zu eng ist, betrifft das auch die Rechtsabbieger, die stadteinwärts fahren wollen. Das Ingenieurbüro sieht dort deshalb dringenden Handlungsbedarf.
Für Polizei ist die Kreuzung unfallgefährlicher
Den sieht auch die Polizei, die die Kreuzung an der Industriestraße als deutlich unfallgefährlicher einstuft. Von 2013 bis Juli 2018 wurden dort bei Unfällen 27 Menschen leicht und ein Mensch schwer verletzt. An der bereits mit Abbiegespuren ausgebauten Kreuzung mit der Peter-und-Paul-Straße und der Maxstraße meldet die Polizei im gleichen Zeitraum zwei Leichtverletzte und einen Schwerverletzten.
Die Kreuzung an der Industriestraße sicherer machen soll ein Kreisverkehr mit einem Durchmesser von 35 Metern. Eine Ampel wäre zwar mit rund 450.000 Euro zunächst billiger als der Kreisel (600.000 Euro). Weil für die Ampel jährlich rund 12.000 Euro für Wartung und Unterhalt fällig sind, ist der Kreisverkehr auf lange Sicht günstiger. Weitere Vorteile laut Thalhofer: Der Verkehr läuft flüssiger, ohne feste Wartezeiten und somit auch umweltschonender. Wie Thalhofer berichtete, kann die Stadt mit einer Förderung von etwa 60 Prozent rechnen. Wenn die Genehmigungsplanung bis Ende August 2021 vorliegt, könnte 2022 gebaut werden. Vorteil bei dem Projekt: Die Stadt muss keinen Grund kaufen.
Kreisverkehr wegen Verkehr von Tankstellen und Baumarkt
Der Bauausschuss war sich einig, dass der Kreisverkehr gebaut werden soll, zumal dort wegen der Tankstellen und dem Baumarkt Obi das Verkehrsaufkommen besonders hoch ist. Den Planungsauftrag erhielt das Büro Mayr Ingenieure. Weil frühestens 2022 gebaut wird, schlug Georg Robert Jung von der Freien Wählergemeinschaft (FWG) als "einfache Zwischenlösung" vor, den Einmündungsbereich für die Rechtsabbieger zu verbreitern.
Unterschiedliche Ansichten gab es, was langfristig an der Augsburger Straße geschehen soll. Helmut Beck (CSU) wollte, dass langfristig auch an der Kreuzung mit Maxstraße und Peter-und-Paul-Straße ein Kreisel gebaut wird. Georg Robert Jung (Freie Wählergemeinschaft) und Erich Echter (Christliche Wählergemeinschaft), Stadtrat aus Ecknach, sahen eher Handlungsbedarf an der Einmündung der Pfarrer-Steinacker-Straße. Dort soll nun eine Verkehrszählung stattfinden.
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