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Foto: Wolfgang Holzhauser
Foto: Wolfgang Holzhauser

Wolfgang Holzhauser aus Aichach. Der ehemalige SPD-Kommunalpolitiker ist Initiator von "Wir aus Aichach" und jüngst in den Fokus von Verschwörungstheoretiker Attila Hildmann geraten.

Aichach
16.03.2021

"Jutube-Jude": Wie dieser Aichacher ins Visier von Attila Hildmann geriet

Von Max Kramer

Wolfgang Holzhauser aus Aichach steht im Zentrum eines Shitstorms, ausgelöst von Verschwörungstheoretiker Attila Hildmann. Auch Morddrohungen bleiben nicht aus.

Es beginnt mit einem "Hallo, Leute! Ich bin's mal wieder, der Wolfi": ein Video, wie es sie auf der Internet-Plattform Youtube milliardenfach gibt. Hinter diesem einen vom 5. März, hinter "Wolfi" steckt Wolfgang Holzhauser. Er ist ehemaliger SPD-Kommunalpolitiker, Initiator der lokalen Anti-Querdenker-Bewegung "Wir aus Aichach", und seit wenigen Monaten Youtuber. In dem Video vom 5. März folgen auf die Begrüßung gut 13 Minuten. Sie machen aus dem Aichacher innerhalb kürzester Zeit eine Zielscheibe.

Wolfgang Holzhauser aus Aichach erklärt Ablauf von Corona-Impfungen

Das Video, um das es geht, trägt den Titel "Geimpft! Wie läuft die Corona-Impfung im Impfzentrum ab? Erfahrungsbericht". Holzhauser schildert darin, was Impfwillige bei Corona-Impfungen beachten sollten. Ende Februar hatte er seine erste Corona-Impfung erhalten, dazu berechtigt war er als enger Angehöriger seiner schwangeren Frau. Ton und Inhalt des Erklär-Videos sind nüchtern gehalten, wirken harmlos. Dennoch dauerte es nicht lange, bis klar wurde: Mit dem Video hatte Holzhauser etwas ins Rollen gebracht.

VIDEO Wolfgang Holzhauser Impfung Corona

Neben hunderten "Daumen nach unten" erschienen unter dem Video von einem auf den anderen Tag hunderte Kommentare - der Grundton: "schockierend", sagt Holzhauser im Gespräch mit unserer Redaktion. "Da war alles dabei, von üblen Beleidigungen bis hin zu Morddrohungen. Einer hat geschrieben: 'Ich finde Dich und bringe Dich um.'" Holzhauser reagierte und löschte einige der heftigsten Kommentare. Sein Youtube-Kanal hat mit wenigen hundert Abonnenten eine vergleichsweise überschaubare Reichweite. Woher kam all der Hass?

Attila Hildmann reagiert mit "Daumen runter Blitzkrieg" auf Youtube-Video

Die Antwort lautet Attila Hildmann. Als Vegan-Fernsehkoch bekanntgeworden, macht er seit Beginn der Corona-Pandemie vor allem als Verschwörungstheoretiker von sich reden. Inzwischen wird unter anderem wegen Volksverhetzung per Haftbefehl nach ihm gesucht, er gilt als untergetaucht. Online ist Hildmann jedoch weiter aktiv, bevorzugt im sozialen Netzwerk Telegram. Täglich verbreitet er dort eine Kaskade von antisemitischen, gewaltverherrlichenden und rechten Inhalten. Wegen einer Corona-Satire hatte Hildmann Anfang Januar seine Anhängerschaft auch auf einen Friedberger Supermarkt-Besitzer gehetzt.

Am 10. März teilte Hildmann in seinem öffentlichen Kanal einen Beitrag der Telegram-Gruppe "Daumen runter Blitzkrieg". Sie hat SS-Runen als Logo und die gezielte Diskreditierung unliebsamer Nutzer als Ziel. Was in dem Beitrag unter "Erfahrungsbericht von gekauftem Youtuber" steht: Der Link von Holzhausers Impf-Erklärvideo. Bis heute haben rund 30.000 Menschen diesen Beitrag gesehen.

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Foto: Screenshot
Foto: Screenshot

Der Beitrag, mit dem Verschwörungstheoretiker Attila Hildmann auf das Youtube-Video des Aichachers Wolfgang Holzhauser aufmerksam macht.

Attila Hildmann attackiert "Wolfi" auf Telegram und Twitter

Besagter Shitstorm folgte und Holzhauser reagierte - mit einem weiteren Youtube-Video. Unter dem Titel "Attila Hildmann vs. HeyWolfi - Einen Tag im Shitstürmchen" nahm Holzhauser die Rückmeldungen ironisch auf die Schippe und nannte Hildmann "Avocadolf", bedankte sich aber auch für die Stimmen, die ihm zur Seite gesprungen waren.

VIDEO Wolfgang Holzhauser Aichach Attila Hildmann

Doch auch das ließ Hildmann nicht auf sich sitzen. In einem weiteren Telegram-Beitrag bezeichnete er Holzhauser als "Jutube-Jude", der sich "mal die Zähne putzen" solle. Im sozialen Netzwerk Twitter schrieb er, grammatikalisch nicht einwandfrei, an Holzhausers Adresse: "sag wenigstens danke, dafür dass du einmal im leben Aufmerksamkeit bekommst!!!"

Aichacher möchte Auseinandersetzung nicht weiter eskalieren lassen

Weiter eskalieren lassen wolle er die Auseinandersetzung nun nicht mehr, sagt Holzhauser. "Auf einen Großteil der Aufmerksamkeit hätte ich auch gerne verzichtet." Über welche Umwege Hildmann auf ihn aufmerksam wurde, weiß der Aichacher bis heute nicht. Er gehe jedoch "eher nicht" davon aus, dass sein politisches Engagement damit zusammenhänge. "Diese Hetzer waren so schnell wieder weg, wie sie da waren. Mit meiner Person hat sich da fast niemand auseinandergesetzt."

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