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Aichach/Inchenhofen: Wo bleibt die Debatte über die Corona-Toten im AWO-Heim?

Aichach/Inchenhofen

Wo bleibt die Debatte über die Corona-Toten im AWO-Heim?

Nicole Simüller
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    Spargelfelder prägen das Landschaftsbild rund um Inchenhofen. Die 96 positiven Corona-Testergebnisse auf einem großen Inchenhofener Spargelhof sorgen derzeit für Diskussionen im Landkreis Aichach-Friedberg.
    Spargelfelder prägen das Landschaftsbild rund um Inchenhofen. Die 96 positiven Corona-Testergebnisse auf einem großen Inchenhofener Spargelhof sorgen derzeit für Diskussionen im Landkreis Aichach-Friedberg. Foto: Archivfoto: Ulrich Wagner

    Fast 100 positive Covid-19-Tests auf dem größten Spargelhof der Region – diese Nachricht brachte das Wittelsbacher Land bundesweit in die Schlagzeilen. Im Landkreis wird weiter heftig diskutiert: Wurden auf dem Spargelhof oder im Gesundheitsamt Fehler gemacht? Wurde etwas beschönigt oder gar verheimlicht? Manche Kritik blieb sachlich, anderswo war der Ton rau.

    Stellenweise konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich in der Diskussion Groll entlud, der anderswo herrührt: über Folienmeere auf den Spargelfeldern, deren Optik nicht jedem gefällt; über zeitweise beheizte Felder, die vielen ein Dorn im Auge sind; über die Arbeitsbedingungen von Saisonarbeitern generell und Gesetze mit immer noch zu vielen Schlupflöchern.

    Trotz aller nachvollziehbaren Beunruhigung, weil der Landkreis – als damals Einziger – vorübergehend den bundesweiten Sieben-Tage-Grenzwert riss, gingen die Folgen für die Bevölkerung gegen Null. Der von vielen befürchtete Lockdown blieb aus, Schule und Kinderhaus in Inchenhofen blieben offen. Lediglich einige Urlauber aus dem Landkreis hatten am Zielort Probleme, und in manchen weiterführenden Schulen wurde diskutiert, ob angesichts von Schülern aus Inchenhofen besondere Vorkehrungen nötig seien. Für die Betroffenen frustrierend, keine Frage. Doch nach derzeitigen Erkenntnissen – diese Einschränkung ist sicher wichtig – blieben die Konsequenzen überschaubar. Die Erntehelfer sind gesund und wieder daheim.

    AWO blieb bislang Aufklärung zu Corona-Toten in Aichach schuldig

    Von 17 Bewohnern des Aichacher AWO-Heims lässt sich das leider nicht sagen: Sie starben mit oder an Corona, weil nach Überzeugung des Gesundheitsamtes das Heim bei elementaren Hygieneregeln versagte, Meldepflichten ignorierte und das Problem viele Wochen nicht in den Griff bekam. 17 Tote entfachten nicht annähernd eine solche Debatte in der Öffentlichkeit wie 96 Spargelhofmitarbeiter, die nach Einschätzung des Gesundheitsamtes die Erkrankung möglicherweise längst hinter sich haben. Warum? Weil viele glauben, dass die alten Leute ohnehin gestorben wären? Dass Corona womöglich ihren Leidensweg verkürzte? Weil ein bei vielen ungeliebter Großunternehmer, dessen Hygienemaßnahmen das Gesundheitsamt nach umfangreichen Prüfungen vor Ort zu loben wagte, mehr polarisiert?

    Wo bleibt die Diskussion über die Toten? Darüber, dass viele weitere Bewohner und Mitarbeiter sich ansteckten? Die AWO ist bis heute jede nachvollziehbare Aufklärung schuldig geblieben. Sie teilte mit, die Abläufe gründlich untersucht zu haben – ohne aber eine Erklärung zu liefern, wie das Virus wochenlang so verheerend wüten konnte, und sprach stattdessen von einem „nicht hinreichend geklärten Phänomen“. Sie räumte nur „einzelne, eher untergeordnete“ Fehler ein, verwies auf Personalmangel, den sie zuvor mehrfach abgestritten hatte, und erklärte die öffentliche Diskussion für beendet. Sollte sie damit etwa recht behalten?

    Lesen Sie dazu den Artikel: Corona auf Spargelhof: Gesundheitsamtsleiter nimmt Stellung zu Kritik

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