Startseite
Icon Pfeil nach unten
Aichach
Icon Pfeil nach unten

Aichach/Igenhausen: Mit Visier gegen Corona: So funktioniert der Schutz aus Igenhausen

Aichach/Igenhausen

Mit Visier gegen Corona: So funktioniert der Schutz aus Igenhausen

    • |
    Mit dem Haimer Face Shield ausgestattet: Haimer Marketingleiter Tobias Völker (rechts) und Sebastian Völk (Vertrieb bei Deckerform) beim Gespräch über das Spritzgießwerkzeug.
    Mit dem Haimer Face Shield ausgestattet: Haimer Marketingleiter Tobias Völker (rechts) und Sebastian Völk (Vertrieb bei Deckerform) beim Gespräch über das Spritzgießwerkzeug. Foto: Haimer

    Das Maschinenbauunternehmen Haimer aus Igenhausen (Hollenbach) wollte in der Corona-Krise auch eine Chance sehen. So entstand in der Geschäftsleitung des Familienunternehmens die Idee, ein Produkt zu entwickeln, das Menschen vor dem Virus schützt. Das Ergebnis lässt sich sehen. Oder besser: Durchsehen.

    Es handelt sich um einen Vollvisier-Gesichtsschutz, das womöglich gefährliche Tröpfchen mit einer durchsichtigen Scheibe von Augen, Nase und Mund fernhält und angenehm zu tragen ist – entwickelt und hergestellt mit der Firma Deckerform aus Aichach.

    Wer beruflich mit an Corona Erkrankten zu tun hat, sollte eine leistungsfähige Schutzausrüstung tragen.
    Wer beruflich mit an Corona Erkrankten zu tun hat, sollte eine leistungsfähige Schutzausrüstung tragen. Foto: Pedersen, dpa (Symbol)

    Die Idee eines durchsichtigen „Corona-Schutzes“ ist nicht neu. In der Regel seien sie aber „Made in Fernost“, heißt es in einer Pressemitteilung der Firma Haimer. Das Unternehmen wollte nun ausprobieren, ob sich so etwas nicht auch in Bayern wirtschaftlich produzieren lassen würde, und zwar nach Möglichkeit mit verbesserten Funktionen. Der Gesichtsschutz sollte laut dem Marketingleiter bei Haimer, Tobias Völker, der Beweis sein, „dass wir in der Lage sind, hier in Deutschland bessere Produkte zu wettbewerbsfähigen Kosten herzustellen.“

    Corona-Schutzvisier: Von der Idee bis zur Umsetzung

    Mit diesem Anspruch ging das Haimer-Entwicklungs- und Konstruktionsteam ans Werk. Klar war: Für Werkzeugbau und Produktionsprozess ist ein leistungsstarker Partner notwendig. Erste Wahl war die Deckerform-Gruppe, ein Spezialist für Formenbau und Kunststofftechnik aus Aichach. Hier überzeugte nicht nur die räumliche Nähe, sondern auch die langjährige Geschäftspartnerschaft. Die Wertschätzung ist beidseitig. Anna Tschacha, geschäftsführende Gesellschafterin bei Deckerform betont: „Wir beziehen schon immer Werkzeugaufnahmen von Haimer, deren hohe Qualität unsere Mitarbeiter durchgängig überzeugt.

    So liegt der Haimer-Anteil inzwischen über 80 Prozent.“ Die Haimer-Pläne stießen beim Aichacher Familienunternehmen auf große Zustimmung. Deckerform-Ansprechpartner Peter Ottillinger berichtet: „Unsere Konstrukteure legten sogar eine Wochenendschicht ein, um die engen Zeitvorgaben zu erfüllen.“ Ottillinger spricht von einem „perfekten Pingpong-Spiel“, in dem beide Firmen die Vorstellungen vom Produkt, das erforderliche Werkzeug und den Produktionsprozess abstimmten. Laut Mitteilung gelang es, dass der Werkzeugbau nach einer Woche loslegen konnte.

    Corona-Schutz: Ein Visier und zwei Teile

    Das „Haimer Face Shield“ besteht neben dem Visier aus zwei Teilen: dem Halter und dem Kopfträger. Wichtig war den Entwicklern eine ergonomische Ausführung: Einstellbare Bänder lassen den Schutz an den Kopf des Trägers anpassen. Im Bereich der Stirn soll ein weicher, austauschbarer Stoffeinsatz für Tragekomfort sorgen.

    Laut Haimer ist das Visier mit Atemschutzmasken und Brillen oder Schutzbrillen kombinierbar. Es kann nach vorne aufgeklappt werden und muss etwa beim Telefonieren, Trinken oder Wechsel von Atemmasken nicht abgenommen werden. Sein Vorteil ist auch, dass das Sichtfeld nicht eingeschränkt ist. Auch für Dienstleister, die nah am Kunden sein müssten, sei der Schutz eine ideale Ergänzung.

    Die meisten Menschen versuchen, sich mit einfachen Gesichtsmasken vor dem Coronavirus zu schützen.
    Die meisten Menschen versuchen, sich mit einfachen Gesichtsmasken vor dem Coronavirus zu schützen. Foto: Marijan Murat, dpa (Symbol)

    Er erfüllt laut Haimer die Sicherheitsanforderungen der PSA-Verordnung (Persönliche Schutzausrüstung) und die Anforderungen an Augenschutzgeräte. Ende Mai fand die erste Bemusterung statt, es folgten Verbesserungen. Dann ging es an die Produktion der ersten 1000 Stück bei Deckerform. Für Montage und Konfektionierung ist Haimer zuständig, ebenso wie für die zukünftige Serienproduktion auf den hauseigenen Maschinen. Deren Automatisierung wiederum übernimmt Deckerform.

    Anfang Juni wurden die ersten Produkte ausgeliefert. Als Geschenk: Jeweils 100 gingen als Spende an die Krankenhäuser Aichach und Friedberg. Völker betont: „Wir wollen ein Zeichen setzen, was alles möglich ist, wenn wir regionale Kräfte bündeln.“ Ottillinger ergänzt auf Bayerisch: „Zamhalten müss mer.“ Übrigens: Ein Visier kostet 25 Euro. Laut Völker müssen derzeit aber fünf Stück abgenommen werden. Auch für Privatpersonen soll das Visier erhältlich sein: Via Internet bei Amazon – und bei lokalen Verkaufsmöglichkeiten, um die sich Haimer gerade bemüht.

    Lesen Sie auch:

    Coronavirus hat Folgen für Wirtschaft in Aichach-Friedberg

    Weniger Corona-Fälle: Fieberpraxen in Aichach und Friedberg stellen Betrieb ein

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden