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Aichach: Heiraten in der Corona-Krise: Ja, wir wollen - aber nicht so

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Heiraten in der Corona-Krise: Ja, wir wollen - aber nicht so

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    Jessica und Florian Rieger bei ihrer standesamtlichen Hochzeit im Dezember 2019. Die kirchliche Trauung wurde nun wegen der Corona-Pandemie verschoben.
    Jessica und Florian Rieger bei ihrer standesamtlichen Hochzeit im Dezember 2019. Die kirchliche Trauung wurde nun wegen der Corona-Pandemie verschoben. Foto: Alice Lauria

    So richtig begriffen hat es Jessica Rieger erst, als der Junggesellinnenabschied abgesagt wurde: Ihre Hochzeit findet fürs Erste nicht statt. Am 13. Juni sollte die kirchliche Traumhochzeit von ihr und Florian Rieger aus dem Hollenbacher Ortsteil Mainbach stattfinden. Nach ihrem standesamtlichen Jawort am 13. Dezember 2019 sollte es, genau ein halbes Jahr später, der schönste Tag ihres Lebens werden. Doch die Corona-Krise hat dem jungen Paar einen Strich durch die Rechnung gemacht.

    Mit Mundschutz zum Standesamt: Das wollen nicht alle Brautpaare.
    Mit Mundschutz zum Standesamt: Das wollen nicht alle Brautpaare. Foto: Klaus Sternberg, dpa (Symbol)

    Zu Beginn der Ausgangsbeschränkungen im März fingen die Zweifel langsam an, ob die Hochzeit in der Pfarrkirche St. Petrus in Sielenbach wie geplant stattfinden können würde. Die Einladungen an die 120 Gäste waren bereits Ende 2019 verschickt worden, mit der Bitte, bis spätestens Mitte April 2020 zu- oder abzusagen. Diese Entscheidung haben die Riegers ihren Gästen nun abgenommen. Anfang April stand fest: Die Hochzeit kann nicht wie geplant stattfinden. „Da sind schon ein paar Tränen geflossen“, sagt Jessica Rieger.

    Mit der Absage der Hochzeit sind die Riegers nicht allein. Laut dem Leiter des Standesamtes in Aichach, Manfred Listl, wird derzeit im Schnitt jede zweite Hochzeit abgesagt. „Häufig verschieben die Paare die Hochzeit um ein ganzes Jahr nach hinten.“ Im Standesamt darf zwar weiterhin geheiratet werden, inklusive des Brautpaares dürfen aber nur zehn Leute dabei sein. Die beiden Trauzeugen und ein paar Familienangehörige können also die Trauung begleiten. Das reicht vielen nicht. Auch für die Sommermonate sind schon viele Hochzeiten gestrichen. Denn bis 31. August sind Großveranstaltungen verboten. Ob Hochzeiten dazuzählen, ist nicht klar. Listl weiß: „Die Leute wollen Planungssicherheit haben.“

    Wem das Datum wichtig ist, der muss die Corona-Regeln in Kauf nehmen.
    Wem das Datum wichtig ist, der muss die Corona-Regeln in Kauf nehmen. Foto: Friso Gentsch, dpa (Symbol) 

    Anderen ist aber das spezifische Datum wichtig, und deswegen nehmen sie die Corona-Regeln in Kauf. „Wir haben auch den Fall gehabt, dass die Trauringe schon graviert waren“, erzählt Listl. Es habe auch Paare gegeben, die im Geheimen zu zweit standesamtlich heiraten und dann in einem Jahr die kirchliche Trauung groß feiern wollten.

    Im Standesamt in Pöttmes wurde nur eine Hochzeit verschoben

    Im Standesamt in Pöttmes geht es ruhiger zu. Von den drei Hochzeiten im März und April wurde nur eine verschoben. Standesbeamtin Brigitte Schleger erzählt, dass im Juli, August und September von Haus aus mehr Hochzeiten geplant seien. Von ihnen wurde noch keine verschoben. „Da warten wir jetzt einfach ab, und die Leute tun das scheinbar auch“, sagt Schleger. Bei den Hochzeiten, die sie in den vergangenen Wochen vollzog, gab es noch strengere Regelungen, als sie inzwischen gelten: Außer dem Hochzeitspaar durften nur zwei weitere Personen anwesend sein. Schleger hatte aber nicht den Eindruck, dass das der Stimmung bei den Hochzeiten geschadet hätte. „Natürlich ein bisschen anders, wenn mehr Leute dabei sind, aber es war trotzdem festlich“, sagt die Standesbeamtin. „Es hat auch irgendwie seins.“

    Kirchliche Trauungen bis einschließlich 1. Juni mussten komplett verschoben werden. Auch für die Zeit danach haben einige Paare ihre Hochzeit bei dem Aichacher Stadtpfarrer Herbert Gugler bereits verschoben – mehrere um ein ganzes Jahr. Gugler hofft, dass Trauungen nach Pfingsten wieder erlaubt werden. Wenn auch mit einer begrenzten Anzahl an Gästen. Allerdings findet er auch, dass das nur wenig bringe, wenn die Gaststätten nicht offen haben dürfen. „Was ist das denn für eine Hochzeit, wenn alle mit Mundschutz im Biergarten sitzen?“, fragt Gugler. „Die Hochzeit lebt von Tanz.“

    Feiern mit Anstandsregeln: Das wollen die Riegers in Mainbach nicht

    Über eine Feier mit weniger Gästen oder mit Corona-Abstandsregeln haben Jessica und Florian Rieger nie ernsthaft nachgedacht. „Unsere Gäste wurden ja mit Bedacht gewählt, und wir wollen jeden Einzelnen dabei haben.“ Geplant war nach der kirchlichen Trauung, in Aindling gemeinsam zu feiern. Die Gäste kommen aus allen Teilen Deutschlands, und sogar eine Cousine aus Spanien sollte dabei sein.

    Einziger positiver Aspekt der Misere: Die Riegers sind bisher kaum in Vorleistung gegangen, haben also zumindest keinen finanziellen Verlust. Allein der Fotograf wurde vorab bezahlt, da er auch schon Bilder von der standesamtlichen Trauung gemacht hatte. Diese Vorauszahlung ist nicht verloren, sondern wird beim Nachholtermin am 3. Juli 2021 verrechnet. Auch das Kleid ist bereits gekauft, angepasst und bezahlt. Aber das wird natürlich auch nächstes Jahr noch gebraucht.

    Brautpaar hofft, dass sich die Corona-Lage bis 2021 normalisiert

    „Nächstes Jahr hat sich hoffentlich die Situation normalisiert“, sagt Jessica Rieger. Vonseiten ihrer Gäste haben die Riegers größtes Verständnis für die unumgängliche Absage erfahren. Sie sind sich trotzdem sicher: „Es wird uns noch das ganze Jahr beschäftigen.“ Besonders der 13. Juni werde schwer, aber Jessica Rieger sagt auch: „Lieber bleiben alle gesund, und wir feiern nächstes Jahr zusammen."

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