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Aichach: Giftköder-Verdacht: Treiben bei Aichach Tier-Hasser ihr Unwesen?

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Giftköder-Verdacht: Treiben bei Aichach Tier-Hasser ihr Unwesen?

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    Die Polizei beschäftigt sich mit zwei Fällen, in denen möglicherweise Unbekannte bei Aichach Giftköder ausgelegt haben.
    Die Polizei beschäftigt sich mit zwei Fällen, in denen möglicherweise Unbekannte bei Aichach Giftköder ausgelegt haben. Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild)

    "Bodenlose Sauerei", "nur abartig sowas", "ein Irrer": So lauten drei der milderen Reaktionen in sozialen Netzwerken, die jüngst zwei Meldungen ausgelöst haben. Ein Jack-Russell-Terrier musste am Sonntag beim Tierarzt behandelt werden, nachdem er nahe des Sisi-Schlosses mutmaßlich ein Stück Hühnerfleisch gefressen hatte. Erst einen Tag zuvor machte in Untermauerbach - Luftlinie knapp vier Kilometer entfernt - die Nachricht die Runde, dass auffällige Knödel mit blauen Plättchen auf einem Grünstreifen ausgelegt worden seien. Im Raum steht seitdem ein grausiger Verdacht: Treibt bei Aichach ein Tierhasser sein Unwesen - oder sind es sogar mehrere?

    Giftköder-Verdacht beim Sisi-Schloss Unterwittelsbach und in Untermauerbach

    Immer wieder beschäftigen gezielt ausgelegte Giftköder die Polizei. Jüngst wurde ein ähnlicher Fall am Weitmannsee bei Kissing bekannt. Vor zwei Jahren starb ein Hund sogar, nachdem er östlich von Sielenbach Gift aufgenommen hatte. Seit 2015 bewegt sich die Zahl der bestätigten Fälle pro Jahr im Landkreis Aichach-Friedberg im unteren bis mittleren einstelligen Bereich.

    Insgesamt hat die Polizei seit 2015 20 Fälle registriert - davon zwei im noch jungen Jahr 2021. Die Vorkommnisse in Untermauerbach und beim Sisi-Schloss sind noch nicht in der Statistik gelandet. Warum? "Wir bewegen uns in der Zone der Mutmaßung", sagt Peter Löffler, Sprecher der zuständigen Polizeiinspektion Aichach. Nach derzeitigem Stand gebe es keinen Zusammenhang zwischen beiden Fällen - man müsse sie also auch getrennt voneinander betrachten.

    Nach Auskunft des Polizeisprechers ist noch nicht abschließend geklärt, ob der Jack-Russell-Terrier beim Sisi-Schloss tatsächlich ein gezielt vergiftetes Stück Hühnerfleisch gefressen hatte - oder nicht doch etwas zufällig Weggeworfenes. Der Verdacht, der Hund sei vergiftet worden, fuße auf der Einschätzung des behandelnden Tierarztes, sagt Löffler. Dass sich das Tier dort erbrochen habe, könne auch auf etwas stark Verdorbenes zurückzuführen sein. "Wenn sich ein Hund erbricht, kann es dafür viele Gründe geben." Beamte hätten den Bereich untersucht, dabei jedoch nichts Verdächtiges gefunden.

    Hackfleischknödel mit blauen Plättchen: Polizei geht Fallen nach

    Mutmaßliche Giftköder, die bei Untermauerbach ausgelegt wurden.
    Mutmaßliche Giftköder, die bei Untermauerbach ausgelegt wurden. Foto: Lucia Eidelsburger

    Anders gelagert ist der Fall Untermauerbach. Fotos dokumentieren, was Hunde- und Tierhalter dort in Aufruhr versetzte: Knödel, offenbar bestehend aus Hackfleisch - und unübersehbar blauen Plättchen. "Es besteht kaum Zweifel, dass das tatsächlich Giftstoff war", bestätigt Polizeisprecher Löffler. Anzeige erstattet habe bislang jedoch niemand, es gebe auch keinen Geschädigten. "Wir nehmen das ernst und haben die Angelegenheit bei uns vermerkt", sagt Löffler.

    Bislang gehe man aber von einem Einzelfall aus. Würden sich ähnliche Fälle häufen, sei eine Systematik erkennbar oder gebe es gar tödliche Giftköder-Fälle, würde man die Ermittlungen intensivieren. "Hätten wir tatsächlich verstorbene Tiere, hätte das natürlich einen anderen Stellenwert."

    Sahra Scheffler engagiert sich für den Tierschutzverein Attis im Raum Aichach - und blickt mit Sorge auf die jüngsten Fälle. "In letzter Zeit war es im Raum Aichach mit Giftködern eigentlich ruhig", sagt Scheffler. "Wenn sich das jetzt so bewahrheiten sollte, wäre das natürlich schon heftig. So etwas ist total verwerflich." Was einen Menschen dazu bringt, Tieren - egal ob Hunden, streunenden Katzen oder Wildtieren - gezielt schaden zu wollen? "Es gibt leider sehr viele Motive", sagt Scheffler.

    "Manche ärgern sich, weil sie in Kothaufen der Hunde treten, andere haben Angst vor den Tieren, wiederum andere sehen in ihnen eine Gefahr für ihre Kinder." Nichts von dem rechtfertige jedoch, einem Tier Schaden zuzufügen. "Die können am wenigsten dafür."

    Tierschützerin Sahra Scheffler: Auch Hundehalter sind gefordert

    Nach Einschätzung von Scheffler werden die schädlichen Köder - mal vergiftet, mal mit Metall- oder Glassplittern versehen - besonders häufig entlang von beliebten Spaziergänger- und Wanderwegen ausgelegt, aber auch in angrenzenden Wiesen oder an Zäunen. Wiederholungstaten am gleichen Ort seien eher selten.

    Was Halter tun können, um ihre Tiere beim Spaziergang zu schützen? "Man sollte das Tier unterwegs auf keinen Fall etwas fressen lassen. Auch eine möglichst kurze Leine ist ratsam. Und: Bestenfalls geht man auf Straßen oder Wegen nebeneinander spazieren - das Tier innen, der Mensch außen." Scheffler betont jedoch auch: Um Konflikten vorzubeugen, seien auch Hundehalter gefordert. "Wenn ich als Besitzer zum Beispiel immer eine Tüte für den Hundekot dabei habe, entsteht ein Ärgernis erst gar nicht."

    Woran können Halter erkennen, dass ein Tier tatsächlich vergiftet wurde? Erste Anzeichen sind nach Einschätzung des Friedberger Tierarztes Till Lugtenburg Erbrechen und Durchfall. "Spätestens, wenn das mehrmals passiert oder wenn Schwäche dazukommt, wird es Zeit, zum Tierarzt zu gehen", erklärt Lugtenburg. Eine Blutprobe könne eine Vergiftung gegebenenfalls bestätigen. Dr. Susanne Krucker von der Tierarztpraxis Friedberg-Hochzoll rät, schnellstens zur Praxis zu kommen, falls der Hund etwas Verdächtiges gefressen hat. "Innerhalb einer Stunde können wir dem Tier ein Mittel geben, welches zum Erbrechen führt, bevor die Giftstoffe aufgenommen werden", so Krucker. Vor allem junge Hunde seien gefährdet und Rassen, die gern alles ins Maul nehmen und schnell runterschlucken.

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