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Aichach-Friedberg: Zumindest für zwei Monate ganz Vater sein

Aichach-Friedberg

Zumindest für zwei Monate ganz Vater sein

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    Die zehn Monate alte Lilith macht ihren Eltern viel Freude. Da teilen sich Christian und Katharina Auner, die beide im Landratsamt arbeiten, die Elternzeit nur zu gerne auf. Derzeit bleibt der Papa zu Hause. Foto: Evelin Ullmann
    Die zehn Monate alte Lilith macht ihren Eltern viel Freude. Da teilen sich Christian und Katharina Auner, die beide im Landratsamt arbeiten, die Elternzeit nur zu gerne auf. Derzeit bleibt der Papa zu Hause. Foto: Evelin Ullmann Foto: Evelin Ullmann

    Aichach-Friedberg. Die Väter im Landkreis Aichach-Friedberg können sich sehen lassen. 30,7 Prozent von ihnen gingen in den vergangenen zwei Jahren in Elternzeit und blieben mindestens zwei Monate zu Hause bei ihrem Nachwuchs. An die Vorzeigepapas aus dem Landkreis Donau-Ries (34,7 Prozent), die deutschlandweit spitze sind, kommen die Wittelsbacher-Land-Väter zwar nicht ganz heran. Doch auch sie liegen weit über dem bayerischen Durchschnitt von 27 Prozent.

    Einer dieser Papas ist Christian Auner. Der 39-Jährige ist derzeit der einzige Vater am Landratsamt Aichach-Friedberg, der in Elternzeit ist. Das kuriose an Auners Geschichte ist: In seiner Abwesenheit übernimmt seine Frau Katharina (31) seine beruflichen Aufgaben im Bereich Staatliche Abfallwirtschaft und Emissionsschutz. Beide arbeiten am Landratsamt, beide sind Beamte im gehobenen Dienst.

    Als im November die kleine Lilith zur Welt kam, blieb Auner bereits zwei Monate zu Hause, war dann wieder ein halbes Jahr in der Arbeit und ging ab Juli für vier Monate in Elternzeit. Auch wenn das System an sich mit viel Bürokratie, Hürden und Ausnahmen verbunden sei, würden es die Eltern wieder so machen. Katharina Auner ist sich sicher, dass das gegenseitige Verständnis durch den Aufgabentausch wächst. "Jeder versteht, womit der andere in der Arbeit oder zu Hause zu kämpfen hat", betont sie.

    Zudem kommen sich auch Vater und Kind näher. "Wenn der Vater erst um 18 Uhr nach Hause kommt, bleibt halt nicht mehr viel Zeit fürs Kind", sagt die 31-Jährige. Beide genießen es, dass ihnen das Landratsamt diese Möglichkeit der Aufteilung bietet. Laut Thomas Nieborowsky vom Landratsamt nahmen in der Behörde im vergangenen Jahr vier Väter die Elternzeit wahr.

    In der Regel gehen die Väter nur für zwei Monate in Elternzeit. Laut Statistischem Bundesamt, das jetzt eine Studie zu diesem Thema vorlegte, sind das im Kreis Aichach-Friedberg gut 80 Prozent. In vielen Firmen, gerade in der freien Wirtschaft, ist eine Umorganisation der Aufgaben für zwei Monate gerade noch machbar, wenn Vater, Arbeitgeber und Kollegen flexibel sind.

    Das bestätigt auch Anja Thurik, Unternehmenssprecherin beim Holzbauer Finnforest Merk. Dass es dennoch funktioniert, zeigt laut Thurik die Statistik: Im Zeitraum von 2007 bis 2010 haben in der Firma zwölf junge Väter Elternzeit genommen - im Schnitt für die üblichen zwei Monate. Vier Mitarbeiter sind im gewerblichen Bereich tätig, acht sind Angestellte.

    Variabel müssen die Väter im Baugewerbe auf jeden Fall sein. Wie Hans-Peter Michl, kaufmännischer Leiter der Michl Bau GmbH in Inchenhofen erklärt, sei es durchaus möglich, in Elternzeit zu gehen. Allerdings müssten auch die Belange des Betriebes berücksichtigt werden und das heiße im Baugewerbe: die Elternzeit in die arbeitsarmen Wintermonate zu legen. Vier Mitarbeiter des Unternehmens haben die Elternzeit bereits genutzt, alle für je zwei Monate.

    Bei Aichachs wohl größtem Arbeitgeber mit rund 400 Beschäftigten ist die Elternzeit für Väter noch nicht sehr verbreitet. Das liegt aber laut Peter Appel vom Personalbüro der Julius Zorn GmbH auch daran, dass beim Kompressionsstrümpfe-Hersteller überwiegend Frauen arbeiten. Ein Vater ist momentan in Elternzeit, ein weiterer ist bereits wieder zurück zum "Kinder-Hüten".

    Ähnlich mager sieht es bei den Lehrern aus. Wie Schulamtsdirektor Alois Lechner erzählt, kümmert sich im kommenden Schuljahr nur ein Lehrer phasenweise ausschließlich um seinen eigenen Nachwuchs, ein weiterer ziehe diesen Schritt noch in Erwägung. Generell sind auch die Lehrer im Grund- und Hauptschulbereich deutlich in der Minderheit. Zudem bringe dieser Beruf einen Vorteil mit sich: "Die Lehrer kommen teilweise eben auch früher nach Hause als andere", sagt Lechner. "ANsichtssache

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