Startseite
Icon Pfeil nach unten
Aichach
Icon Pfeil nach unten

Aichach-Friedberg: Wie geht es Selbstständigen in Aichach-Friedberg in der Corona-Pandemie?

Aichach-Friedberg

Wie geht es Selbstständigen in Aichach-Friedberg in der Corona-Pandemie?

    • |
    Der Goldschmiedin Ulrike Schiele fehlt momentan besonders der Kundenkontakt.
    Der Goldschmiedin Ulrike Schiele fehlt momentan besonders der Kundenkontakt. Foto: Erich Echter

    Der Lockdown infolge der Corona-Pandemie hat auf viele Handwerksbetriebe und andere Selbstständige im Landkreis starke Auswirkungen. Allerdings kommen manche Betriebe besser durch die Krise als andere.

    Goldschmiedin Ulrike Schiele von der Schmuck-Werkstatt in Aichach sagt am Telefon: "Ich schlage mich, so gut es geht." Sie musste im Lockdown ihr Geschäft schließen. Zwar können Kunden bei ihr Schmuckstücke bestellen und dann abholen. Das funktioniere jedoch nicht besonders gut. "Die Kunden wollen die Schmuckstücke anfassen und anprobieren." In Zeiten von Lockdown und Mindestabstand undenkbar.

    Goldschmiedin in Aichach: In Corona-Pandemie fehlt der Kundenkontakt

    Das heißt für Schiele: weniger Auftragsarbeiten und mehr kleinere Aufträge wie Reparaturen. "Ich bekomme zwar noch Anfragen. Aber das ist oft etwas komplizierter als zu normalen Zeiten."

    Was der Goldschmiedin am meisten fehlt? "Der Kundenkontakt", sagt sie. Bislang hält sich ihr Geschäft. Im vergangenen Jahr musste sie lediglich Kurzarbeitergeld für ihre zwei Mitarbeiterinnen beantragen. "Das war eine große Entlastung", sagt Schiele. Für die kommenden Monate will sie die Überbrückungshilfe drei beantragen. "Dann wären immerhin schon die Fixkosten gedeckt", erklärt sie. Die Goldschmiedin hofft, dass sie nicht allzu lange auf die Auszahlung warten müsse.

    Handwerkskammer kritisiert Bundesregierung: Zu langsame Zahlungen

    Die Handwerkskammer (HWK) Schwaben kritisiert, dass die Auszahlung der Unterstützungsgelder lange nicht vorangekommen sei. Dies sei aber nur eines von vielen Problemen, mit denen Handwerksbetriebe momentan zu kämpfen hätten, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der HWK. Die Ungewissheit und fehlende Konzepte für eine Rückkehr zur Normalität sowie ausbleibende Zahlungen seien Gift für das Handwerk. Es stelle sich die Frage, wie lange die Firmen in der momentanen Situation noch durchhalten könnten.

    Friseursalon in Pöttmes: Lange kaum Anspruch auf Hilfsleistungen

    Für manche Branchen gibt es allerdings bereits erste Lichtblicke. Bei Lena Schmidl aus Pöttmes klingelt im Moment häufig das Telefon. Viele Menschen warten schon lange darauf, einen Termin bei ihr zu bekommen. Schmidl ist Juniorchefin der Schmidl Friseure in Pöttmes, einem Familienbetrieb. Ab dem 1. März darf der Salon wieder öffnen. "Wir hoffen, dass es jetzt wieder bergauf geht", sagt sie. Lange habe es kaum Unterstützung für Betriebe wie den ihren gegeben.

    Seit dem 16. Dezember sind deutschlandweit alle Friseursalons geschlossen. Deswegen konnten sie keine Novemberhilfe beantragen. Um Anspruch auf Novemberhilfe zu haben, hätte der Salon bereits im November geschlossen sein müssen. Allerdings bekamen Friseure auch keine Dezemberhilfe, da sie dafür im November und Dezember geschlossen sein hätten müssen. Somit hatten Friseure Schmidl zufolge lange kaum Anspruch auf Hilfsleistungen.

    Friseurin in Pöttmes: Auszahlung des Kurzarbeitergelds dauerte Wochen

    Eine der wenigen finanziellen Unterstützungen für Friseurbetriebe sei lange das Kurzarbeitergeld gewesen. Doch auch hier lief nicht alles reibungslos. Die Auszahlung dauerte zum Beispiel mehrere Wochen. "Wir hatten zum Glück Rücklagen und konnten unseren Mitarbeitern den Lohn vorstrecken, bis das Kurzarbeitergeld überwiesen wurde", sagt Lena Schmidl. Dies sei nur möglich gewesen, weil ihre Eltern seit 30 Jahren Geld angespart hätten. Für andere Betriebe sei die aktuelle Situation existenzbedrohend, berichtet sie.

    Schmidl hätte sich vor allem mehr und schnellere Unterstützung gewünscht. "Es wirkt so, als sei niemand auf eine zweite Welle vorbereitet gewesen", kritisiert sie. Was sie damit meint: Formulare für Anträge waren lange nicht verfügbar, und die Auszahlung von Geldern ließ auf sich warten.

    Stabile Auftragslage im Garten- und Landschaftsbau

    Im Gegensatz zu den Friseuren kommen andere Betriebe leichter durch die Krise. Mario Christoph vom Gartenlandschaftsbetrieb Christoph in Weichenberg (Markt Aindling) sagt: "Da sind wir bisher mit einem blauen Auge davongekommen." Sein Betrieb besteht aus verschiedenen Abteilungen. Im Bereich Garten- und Landschaftsbau sei die Auftragslage ähnlich wie vor der Pandemie. "Viele Kunden sagen sich: Wenn ich schon nicht in den Urlaub fahren kann, dann mache ich es mir zu Hause schön", sagt er. Er bemerke eher an Kleinigkeiten, dass eben nicht alles seinen gewohnten Gang gehe. Sitzen seine Mitarbeiter etwa zu zweit in einem Auto, müssen sie Masken tragen. "Was meinen Mitarbeitern auf jeden Fall fehlt, ist das gemeinsame Brotzeitmachen", sagt Christoph. Anstatt sich bei Kaffee und Semmel auszutauschen, sitze jetzt jeder alleine in seinem Auto und frühstücke, berichtet er.

    Bisher musste Christoph lediglich Kurzarbeitergeld für seine Mitarbeiter in der Baumschule beantragen. Sie ist seit mehreren Wochen geschlossen. Das soll sich bald ändern. Ab dem 1. März sollen nicht nur Friseure, sondern auch Gärtnereien wieder öffnen dürfen.

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden