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Aichach-Friedberg: Was die Polizei gegen Sprayer in Aichach und Friedberg unternimmt

Aichach-Friedberg

Was die Polizei gegen Sprayer in Aichach und Friedberg unternimmt

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    Die Schmierereien auf diesem Bild links befinden sich am sogenannten Bunkerbergl-Häuschen nahe der Freisinger Straße in Aichach.
    Die Schmierereien auf diesem Bild links befinden sich am sogenannten Bunkerbergl-Häuschen nahe der Freisinger Straße in Aichach. Foto: Erich Echter

    Graffiti – Kunstwerk oder Schmiererei? Wenn es illegal angebracht wird, sei es schlicht eine Straftat, sagt das Gesetz. Deutlich zugenommen hat das Sprayen seit Anfang des Jahres im Landkreis Aichach-Friedberg nach Jürgen Preiters Empfinden. Preiter ist Polizist und seit acht Jahren Leiter der Arbeitsgruppe Graffiti im Polizeipräsidium Schwaben Nord.

    Aktuelle Zahlen, die Preiters Empfindung bestätigen, gibt es zwar noch nicht, klar ist jedoch: Die statistisch erfassten Fälle illegaler Graffiti im Wittelsbacher Land ist gestiegen. In den vergangenen beiden Jahren sogar stark. Dokumentierte das Polizeipräsidium Schwaben Nord 2017 noch 22 Fälle in Aichach-Friedberg, stieg die Zahl im Jahr darauf um knapp 75 Prozent auf 38. 2019 notierte die Polizei mit 50 Fällen das bisherige Maximum. Warum ein derartiger Anstieg zu verzeichnen ist, könne man nicht seriös sagen, erklärt Preiter.

    Neue Gruppe in Friedberg unterwegs

    Tendenzen sind jedoch erkennbar. So ist seit Jahresbeginn offenbar eine neue Gruppe oder „Crew“ in Friedberg aktiv. Deren Markenzeichen ist ein farbiges „TCHA“ oder „Teacher“. Dieser Schriftzug wurde Anfang Mai auf einen Seitenturm des Wittelsbacher Schlosses, Mülleimer und Sitzbänke im Schlosspark sowie Nebengebäude der Friedberger Grundschule gesprayt. Ob das Wort etwas mit dem herkömmlichen Lehrer zu tun hat, ist unklar. „Dass diese Graffiti aufgetaucht sind, als die Schulen nach der coronabedingten Schließung öffneten, kann Zufall sein“, sagt Preiter. Oder ein sogenannter Tag. Das sind Signaturen, die für eine Crew oder einen Einzelsprayer stehen. Je mehr Tags man sprayt, desto angesehener kann man in der Szene werden.

    Während im Landkreissüden fleißig und auch illegal gesprayt wird, halten sich derartige Straftaten im Bereich der Aichacher Polizeiinspektion (PI) in Grenzen. Wie PI-Leiter Erich Weberstetter erklärt, wurden 2019 zwölf Fälle verzeichnet und in diesem Jahr erst drei Fälle. Obwohl die Aufklärungsquote in der Regel eher schlecht ist, konnten im Vorjahr sieben der zwölf Taten aufgeklärt werden – vier Täter, allesamt Jugendliche, waren dafür verantwortlich. Bei einer illegalen Spray-Aktion an einer Unterführung auf der B300 wurde der Täter von einer vorbeifahrenden Streife auf frischer Tat ertappt. Über einen Sprayer am Aichacher Bahnhof informierten Zeugen die Aichacher Polizei. Der Täter versuchte zwar mit dem Zug zu fliehen, aber die Beamten fuhren kurzerhand zum Halt in Dasing und holten den Jugendlichen aus dem Zug. Oft kommen die Hinweise auf die Täter aus der Bevölkerung. „Am besten ist es, wenn die Zeugen gleich bei uns anrufen“, sagt Weberstetter.

    Seinen Angaben nach wurden in diesem Jahr unerlaubterweise vier Lastwagen in Affing-Mühlhausen sowie ein Container in einem Affinger Kieswerk und ein Bagger in Pöttmes besprüht. Die Täter wurden bisher nicht ermittelt. Eine Anzeige auf eine Straftat in Aichach selbst gab es 2020 noch gar nicht.

    Sprayer können ins Gefängnis kommen

    Laut Strafgesetzbuch führt die unbefugte Veränderung des Erscheinungsbildes einer fremden Sache zu einer Strafe. „Sprayer können ins Gefängnis kommen“, sagt Ermittlungsleiter Preiter. „Das Strafmaß ist unter anderem abhängig von der Höhe des Schadens.“ Diese variiere zwischen 50 und mehreren 10.000 Euro. Betrug der Schaden im Wittelsbacher Land 2017 noch knapp 10.000 Euro, so vervierfachte sich der Wert im darauffolgenden Jahr auf 40.000 Euro, um sich 2019 auf etwa 56.000 Euro zu erhöhen.

    Die Stadt Friedberg hat im Mai zum zweiten Mal eine Belohnung ausgesetzt, die jetzt bei 1500 Euro liegt. Bereits zu Beginn des Jahres war die Arbeitsgruppe Graffiti in enger Zusammenarbeit mit der Friedberger Polizei erfolgreich: Auf frischer Tat ertappte sie zwei Jugendliche, die sich Schmierereien zwischen Januar und Februar schuldig bekannten.

    In der Stadt Aichach gibt es derzeit keinen Grund, eine Belohnung auszusetzen. Dass die Sprayer-Szene in der Paarstadt offenbar nicht stark vertreten ist, könnte laut Preiter nicht zuletzt an der unmittelbaren Nähe Friedbergs zu Augsburg liegen, aber auch daran, dass es in Friedberg eine Hall of Fame gibt, die viele Sprayer anzieht. Die Hall of Fame ist eine Mauer, auf der legales Sprayen erlaubt ist – in diesem Fall eine Fahrradunterführung am Chippenham-Ring in der Nähe des TSV Friedberg.

    Um einen Fahndungserfolg zu erzielen, geht die Polizei „spezialtaktisch“ vor, so Preiter. Konkreter will der Gruppenleiter nicht werden, nur so viel: „Szenen, wie sie in Filmen vorkommen, sind oft realistisch. Häufig werden unsere Streifen entweder von Bürgern informiert oder bemerken selbst Sprayer.“ Dann könne es durchaus mal zu einer Verfolgungsjagd kommen.

    Sprayer verraten sich nicht gegenseitig

    Worauf sich die Polizei jedoch nicht verlassen kann, sind die Sprayer selbst. Denn ist mal einer geschnappt, packe er oder sie praktisch nie aus. „Im Gegenteil“, sagt Preiter. „Eher nehmen Sprayer Taten auf sich, als dass sie ein Mitglied der eigenen Crew verraten.“ Ohnehin geht Preiter davon aus, dass nur ein geringer Teil der statistisch erfassten illegalen Sprayer ermittelt werde. „Die Dunkelziffer ist in etwa doppelt so hoch“, sagt er.

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Graffiti in Aichach-Friedberg: Eine Grenze wurde überschritten

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