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Aichach-Friedberg: Unfallkommission: Hier kracht es am häufigsten im Wittelsbacher Land

Aichach-Friedberg

Unfallkommission: Hier kracht es am häufigsten im Wittelsbacher Land

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    Seit dem Ausbau der B300 zwischen Aichach-West und dem Autobahnanschluss bei Dasing hat der Landkreis einen Unfallschwerpunkt weniger.
    Seit dem Ausbau der B300 zwischen Aichach-West und dem Autobahnanschluss bei Dasing hat der Landkreis einen Unfallschwerpunkt weniger. Foto: Erich Echter

    Vier Menschen sind 2018 auf den Straßen im Wittelsbacher Land gestorben. Dass es irgendwann gar keine Verkehrstoten mehr gibt im Landkreis, ist das Ziel der Unfallkommission. In dieser analysieren Vertreter der Polizei, des Staatlichen Bauamts Augsburg und des Landratsamtes das Unfallgeschehen. Kristallisieren sich dabei Unfallschwerpunkte heraus, entwickeln sie Gegenmaßnahmen. Einmal im Jahr werden die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert und Bilanz über bereits ergriffene Maßnahmen gezogen.

    FalschfahrerWie Alfred Schmid vom Staatlichen Bauamt berichtete, gab es im vergangenen Jahr auf dem vierspurigen Abschnitt der B300 bei Aichach-West zwei Geisterfahrten. In einem Fall war eine Autofahrerin aus Richtung Schrobenhausen kommend bei Aichach-West trotz Beschilderung und Fahrbahnmarkierung dort wo die Fahrbahnteilung beginnt auf die Gegenfahrbahnen geraten. Im zweiten Fall war eine Autofahrerin bei Aichach-West in falscher Richtung auf die B300 eingefahren. Wegen der unterschiedlichen Ursachen für die Geisterfahrt geht das Bauamt davon aus, dass kein Handlungsbedarf besteht. Man werde das im Auge behalten. Auch auf der Kreisstraße AIC 25 bei Friedberg, deren Fahrstreifen dort getrennt sind, gab es 2018 sieben Geisterfahrermeldungen. Mal kamen sie von der Kreuzung mit der B300 bei Friedberg her, mal sind sie falsch vom Park-and-ride-Platz in dem Bereich ausgefahren. Dazu werde demnächst eine Ortsbegehung stattfinden.

    B300 – Aichach-DasingAbsolut positiv bewertet das Staatliche Bauamt Augsburg den vierspurigen Ausbau der Bundesstraße300 zwischen Aichach-West und dem Kreisverkehr bei der Autobahn bei Dasing. Der Bereich ist kein Unfallschwerpunkt mehr. Wie Christoph Eichstaedt vom Staatlichen Bauamt sagte, gab es schon während der Bauzeit einige Verbesserungen, zum Beispiel als der erste vierspurige Bereich freigegeben wurde, oder als der unfallträchtige Gallenbacher Berg entschärft war.

    B300 bei Aichach An der B300 bei Aichach arbeitet das Staatliche Bauamt zudem weiter an der Sanierung der Brückenpfeiler beim Anschluss Aichach-Süd. Von den bereits laufenden Arbeiten dort ist aber mehr die Staatsstraße 2047 von Aichach nach Klingen betroffen, die halbseitig gesperrt ist, so Eichstaedt. Zwischen Aichach-Süd und Aichach-West soll außerdem die Fahrbahn erneuert werden, laut Eichstaedt nach Pfingsten. Die Arbeiten werden voraussichtlich zwei bis drei Wochen dauern. Wenn die Deckschicht aufgebracht wird, ist eine Vollsperrung notwendig.

    B300 – Oberzeller Berg Geholfen haben laut Alfred Schmid die ergriffenen Maßnahmen am derzeit unauffälligen Oberzeller Berg bei Friedberg. In den vergangenen Jahren waren überflüssige Verkehrszeichen entfernt worden, fluoreszierende Richtungstafeln aufgestellt und der Kurvenbereich verbreitert worden. 2018 gab es dort drei Unfälle mit Leichtverletzten, allerdings ohne einheitliche Ursache.

    Ausbau des Poststeigs bei Osterzhausen lässt noch auf sich warten

    Staatsstraße 2047 (Posteig) Auf der kurvigen und hügeligen Strecke südlich von Osterzhausen (Markt Pöttmes) gab es in den Jahren 2015 bis 2017 fünf Unfälle, drei davon mit Schwerverletzten. 2018 war es ein Unfall. Für einen Ausbau gibt es laut Christoph Eichstaedt Überlegungen, allerdings seien diese noch nicht diskussionsfähig. Die Linienführung soll verbessert werden. Topografisch sei der Bereich schwierig. Eine frühe Realisierung sei nicht zu erwarten, so Eichstaedt.

    Staatsstraße 2045 (Kühnhausen–Pöttmes) Auf der Straße mit einer „ungünstigen Linienführung“, so Eichstaedt, gab es in den vergangenen Jahren auffällig viele Fahrunfälle, überwiegend im Kurvenbereich. Die Strecke soll mit einer geänderten Trasse ausgebaut werden. Wie Christoph Eichstaedt berichtete, plant das Bauamt gemeinsam mit der Marktgemeinde Pöttmes, die einen Radweg baut. „Wenn alles gut läuft“, so Eichstaedt, könne der Ausbau ab Ende 2019 realisiert werden. 2020, 2021 könnte Fertigstellung sein.

    Wiffertshauser Kreuzung ist laut Bauamt "eigentlich übersichtlich"

    Staatsstraße 2051 bei Friedberg Eine neue Unfallhäufung gibt es an der Wiffertshauser Kreuzung (Staatsstraße 2051) bei Friedberg. 2018 gab es dort zwei Unfälle und auch 2019 ereignete sich dort schon ein schwerer Unfall. Das Staatliche Bauamt kann sich das nicht so recht erklären. Wie Christoph Eichstaedt vom Staatlichen Bauamt sagte, ist die Kreuzung eigentlich übersichtlich. Das gefahrene Tempo dort sei unauffällig. Entgegen der Meinung einiger Bürger seien nur etwa fünf Prozent der Autofahrer schneller als die erlaubten 100 Stundenkilometer. Man habe bei der Sicht keine Defizite festgestellt, die Markierung und Beschilderung überprüft. Längerfristig ist dort wie berichtet ein Kreisverkehr geplant.

    Die Kreuzung zwischen Wiffertshausen und Rederzhausen soll zum Kreisverkehr umgebaut werden.
    Die Kreuzung zwischen Wiffertshausen und Rederzhausen soll zum Kreisverkehr umgebaut werden. Foto: Nantje Bischoff

    B 2 (Osttangente) Zu der sogenannten Osttangente im Bereich Friedberg, Kissing, Mering liegen laut Christoph Eichstaedt vom Staatlichen Bauamt erste Erkenntnisse zur Verkehrsuntersuchung vor. In den kommenden Monaten sollen sie in den beteiligten Kommunen vorgestellt werden. Die Bundesstraße solle den Verkehr dort bündeln und von Parallelstraßen holen. „Einige Unfallschwerpunkte bekommen wir damit in den Griff“, so Eichstaedt. Die Strecke sei über 15 Kilometer lang. „Die Planung wird locker zehn Jahre dauern – wenn’s gut läuft.“ Voraussichtlich werde es ein Raumordnungsverfahren geben. Derzeit sei das Bauamt in der Phase der Voruntersuchung.

    B 2 bei Merching An der Einmündung der Steinacher Straße krachte es dort 2018 einmal – ein Rückgang gegenüber den Vorjahren. Dort wurde von Norden her in Richtung Steinach ein Schild „Gefährliche Einmündung“ aufgestellt, von Süden her weist ein Schild auf Abbieger hin.

    B 2 bei Mering-Nord Dort gab es 2018 sieben Unfälle, davon drei mit Leichtverletzten. Eigene Ampelphase für Linksabbieger wurden eingerichtet.

    B 2 bei Friedberg An der Kreuzung mit der B 300, an der Ampel bei Segmüller und an der Ausfahrt des Park-and-ride-Platzes gibt es eine Zunahme der Unfälle, vor allem durch Auffahrunfälle an der Ampel, aber keine schweren Unfälle. Dort wurde eine „Blitzertonne“ aufgestellt, die sowohl Geschwindigkeitsverstöße als auch Rotlichtverstöße registriert.

    Kreisstraße AIC 17 (Ortsdurchfahrt Schmiechen) Dort wird seit Anfang März gebaut zwischen dem östlichen Ortseingang und dem Alpenweg, wie Andreas Bezler von der Tiefbauabteilung des Landratsamtes berichtete. Der zweite Bauabschnitt führt 2020 zum westlichen Ortsausgang. Nach Fertigstellung gibt es durchgängig ausreichend breite Gehwege, Entwässerung und barrierefreie Bushaltestellen.

    Unfälle und Unfallursachen im Wittelsbacher Land

    Die Zahl der Unfälle ist 2018 im Landkreis gestiegen. Das ging schon aus der Unfallstatistik des Polizeipräsidiums im Februar hervor (wir berichteten). Bei der Unfallkommission stellte Thomas Schmid, Verkehrssachbearbeiter bei der Polizei Aichach, die Zahlen noch einmal im Detail vor.

    • Bevölkerung und FahrzeugeDie Zahl der Einwohner steigt auf rund 133 000 (+1,3 Prozent), die der Fahrzeuge auf 132 000 (+2,3 Prozent).
    • Unfälle, Verletzte, Tote 3942 Unfälle gab es 2018 im Landkreis. Im Vorjahr waren es 3812. Davon gelten 2513 (rund 64 Prozent) als Kleinunfälle. Dabei gab es 762 Verletzte – rund 6,5 Prozent mehr als 2017 – und vier Todesopfer (2017 waren es drei). Ein 68-jähriger Autofahrer starb bei einem Frontalzusammenstoß an Heiligabend bei Klingen (Stadt Aichach). Im September verunglückte ein 48-jähriger Rollerfahrer bei Inchenhofen bei einem missglückten Überholmanöver. Im August kam ein 16-jähriger Mopedfahrer in Kühbach von der Straße ab und prallte gegen eine Hausmauer. In Mering starb ein 79-jähriger Radfahrer nach einem Sturz.
    • Unfallursachen Hauptunfallursache waren ungenügender Sicherheitsabstand (25 Prozent), Fehler beim Abbiegen (24 Prozent), Vorfahrtsmissachtungen (17 Prozent) und Geschwindigkeit (14 Prozent).
    • Fahranfänger Bei den 294 Unfällen mit Fahranfängern (18 bis 24 Jahre) sind zwei Drittel auch Unfallverursacher. Bei ihnen ist die Geschwindigkeit doppelt so oft Unfallursache wie allgemein (26 Prozent).
    • Senioren Bei den 311 Unfällen mit Senioren (65 bis 100 Jahre) wurden rund 65 Prozent auch von ihnen verursacht. Bei ihnen sind Vorfahrtverletzungen doppelt so oft Hauptunfallursache wie allgemein (35 Prozent), gefolgt von Abbiegefehlern (32 Prozent).
    • Geschwindigkeit Wie Schmid betonte, kommt bei jedem zweiten Geschwindigkeitsunfall ein Mensch zu Schaden. Auf der Geschwindigkeit liegt deshalb das Augenmerk der Polizei. Auf Landstraßen soll weiter kontrolliert werden, um die Geschwindigkeiten dort zu bremsen. Am Mittwoch, 3. April, findet außerdem wieder der Blitzermarathon statt.
    • Alkohol Bei 50 Unfällen war Alkohol im Spiel (13,6 Prozent). 147 Autofahrer wurden alkoholisiert gestoppt. 2019 wird es Schwerpunktkontrollen Alkohol geben.
    • Schulwegunfälle Die Zahl der Schulwegunfälle ist von fünf auf 13 gestiegen. Für Schmid nicht erklärbar. Die Polizei hat 2018 im Umfeld der Schulen massiv kontrolliert und bei Beanstandungen die Eltern informiert. Dennoch sagt Schmid: „50 Prozent der im vergangenen Jahr Verwarnten waren wieder dabei.“ Er kündigte an: Auch 2019 wird es Kontrollaktionen am Schulzentrum geben.
    • Radfahrerunfälle 164 Unfälle gab es mit Beteiligung von Radfahrern, 150 wurden dabei verletzt, einer starb. „Radfahrer verhalten sich oftmals falsch, aber auch Autofahrer“, so Schmid. Beim Überholen müssten Autofahrer unbedingt den Sicherheitsabstand von 1,5 Metern einhalten.
    • Tag der Verkehrssicherheit Zusätzlich zu den Kontrollaktionen findet am Sonntag, 2. Juni, in Aichach ein „Tag der Verkehrssicherheit“ mit auf dem Stadtplatz statt.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Claudia Bammer: Unfallursachen auf der Spur

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