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Aichach-Friedberg: So war der Auftritt von Martina Schwarzmann auf Schloss Scherneck

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So war der Auftritt von Martina Schwarzmann auf Schloss Scherneck

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    Martina Schwarzmann war auf Scherneck zu Gast mit ihrem Programm „Genau richtig“.
    Martina Schwarzmann war auf Scherneck zu Gast mit ihrem Programm „Genau richtig“. Foto: Brigitte Glas

    Oft täuscht der erste Eindruck. Da sitzt eine kreuzbrave Landwirtin und Mutter von vier Kindern auf der Bühne. Ihr Outfit ist ebenfalls ländlich und gediegen: die Haare streng nach hinten frisiert, rote Strickjacke, geblümter Rock, schwarze Strümpfe. Das alles mag nicht so recht zu den Liedern und Texten passen. Die haben es nämlich in sich. Martina Schwarzmann war wieder einmal im Schlosshof von Schloss Scherneck zu Gast.

    Bei jedem ihrer Auftritte hatte sie ihr Publikum begeistert. Die Erwartungen ihrer Fans waren also hoch und – wurden bestens erfüllt. Die Zuschauer, die teils von weit her nach Scherneck kamen, bekamen dieselbe Erfolgsmischung wie in den vorherigen Programmen: Eine Hälfte erzählte kabarettistische Geschichten, die andere Hälfte Lieder. Wie immer drehte sich das Programm um den Wahnsinn ihres Alltags mit Mann, vier kleinen Kindern, Haushalt und Landwirtschaft. Die scheinbar harmlosen Texte sind satirisch, kritisch und messerscharf. Wo man ist und wo eben nicht, zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Abend.

    Soziale Netzwerke: Martina Schwarzmann ist nicht bei Facebook und Co.

    Zu Beginn sang Schwarzmann „I bin jetzt do“, um später in einem anderen Lied festzustellen, dass sie ihren Mann am meisten liebt, wenn er eben nicht da ist. Und wenn eines ihrer Kinder auf dem Spielplatz beim Rutschen Durchfall bekommt oder beim Herrenausstatter mit halb nackten Männern in der Umkleidekabine spielt, ergreift sie ein drängender Fluchtreflex: „Nix wie weg“ heißt das passende Lied.

    Ihre Kinder sind das beste Alibi, wieder selbst Kind sein zu dürfen, mit den drei Konstanten jeder Kindheit: abhauen, lügen, verstecken. Letzteres besonders gerne. Sie versteckt sich manchmal im Kleiderschrank, um wenigstens ein paar Minuten Ruhe zu haben. Ihre Kinder möchten nicht genannt werden. Schwarzmanns Lösung: Sie nennt sie nicht mit Namen. Für sie sind das „minderjährige Mitbewohner“ mit Nummern. Und in den sozialen Netzwerken ist sie auch nicht: „I bin net bei Facebook. I bin bei mir.“

    Schloss Scherneck: Martina Schwarzmann über Haushalt, Ehe und Sex

    Martina Schwarzmann arbeitet sich an zahlreichen Frauenthemen ab. Klar, dass sie auch zum „Weiberstammtisch“ geht. Dessen Mechanismen sind ihr klar: Vorne herum ist man nett, hintenrum wird böse geredet. Ihre Lösung: Sie bleibt immer bis zum Schluss, um ja nicht Objekt der Lästerei zu werden. Freundinnen sind sie ja sowieso nicht, sondern nur die Frauen des Männerstammtisches.

    Stand als Martina Schwarzmanns „Praktikantin“ auf der Bühne: Moni aus Tödtenried mit ihren Mundart-Pop-Folk-Songs.
    Stand als Martina Schwarzmanns „Praktikantin“ auf der Bühne: Moni aus Tödtenried mit ihren Mundart-Pop-Folk-Songs. Foto: Brigitte Glas

    Keinen Hehl macht sie aus ihrer Abneigung gegen Arbeiten wie Fenster putzen: „Haushalt: never ending Scheißdreck.“ Schwarzmann bekennt sich zum Saustall. Das deckt sich nicht ganz mit den Standards ihres Gatten, der gerne Ratgeberliteratur wie „Putzen – aber richtig“ auf dem Klo deponiere. Ihr Verhältnis zum Chaos ist entspannt, dank der Erkenntnis: Intoleranz kostet nur Zeit. „Da oane macht’s a so, da ander a so“, hieß das Lied. Konsequent ist sie aber bei der Erziehung ihrer vier „minderjährigen Mitbewohner“. Ihre augenzwinkernde Härte im täglichen Kampf um artgerechte Haltung dient dazu, dass sie es später besser haben als jetzt und dass sie später nicht ewig bleiben!

    Gastauftritt von Songwriterin Moni Wagner aus Tödtenried

    Mann und Frau – auch dieses ewige Thema ließ Schwarzmann nicht aus. Ihre Ratschläge kamen von Herzen und beim Publikum bestens an. Sex könne man romantisch oder auch rein organisatorisch angehen. Steht er gerade unter der Dusche, ruft sie: „Wenn du eine Viertelstunde Zeit hast, brauchst’ dich nicht anzuziehen!“ und er weiß Bescheid. Zieht er sich doch an, weiß sie Bescheid. Und wenn zwischen Robert und Sabine „nix mehr lafft“, dann kann der Refrain schon mal deftig ausfallen, wie in „Wer vögeln will, muss freundlich sein“. Mit sich selbst ist Schwarzmann eher zufrieden: „I bin mittelalt, mittelgscheid, mittelschee, wia de meiste Leit.“ Irgendwie kann sich jeder mit Schwarzmanns Geschichten identifizieren. Das Programm war, wie es heißt: genau richtig.

    Martina Schwarzmann hatte zudem ihre „Praktikantin“ mitgebracht: Moni aus dem Sielenbacher Ortsteil Tödtenried. Die Songwriterin Moni Wagner steht noch nicht lange auf der Bühne und hat nicht ein so großes Publikum. Schwarzmanns Lösung war so einfach wie genial: „Ich leih ihr meines!“ Moni gab zwei ihrer selbst komponierten und getexteten Mundart-Pop-Folk-Songs zum Besten.

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