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Aichach-Friedberg: So sind die Kliniken an der Paar durch die Corona-Krise gekommen

Aichach-Friedberg

So sind die Kliniken an der Paar durch die Corona-Krise gekommen

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    Dr. Hubert Mayer ist seit April Geschäftsführer der Kliniken an der Paar.
    Dr. Hubert Mayer ist seit April Geschäftsführer der Kliniken an der Paar. Foto: Christian Lichtenstern (Archiv)

    Das Jahr hat vielversprechend begonnen für die Kliniken an der Paar. Dann kam Corona. Der neue Geschäftsführer Hubert Mayer, der am 1. April die Arbeit aufnahm, fand sich unversehens in der Rolle des Krisenmanagers wieder. Sein Fazit: Medizinisch haben die Kliniken die Pandemie beherrscht. Finanziell sieht das freilich ganz anders aus.

    Im Werkausschuss zog Mayer am Mittwoch erstmals Bilanz. Die Corona-Krise ist momentan überstanden. Die Krankenhäuser kehren zum Regelbetrieb zurück, wenn auch noch zögerlich. So wird gerade dafür gesorgt, die OP-Kapazitäten wieder weitgehend auszulasten. Aber auch bei der Bettenbelegung haben die Kliniken das Vor-Corona-Niveau noch nicht erreicht. Die Notaufnahmen, so Mayer, „normalisieren sich zusehends“.

    Corona: An der Klinik in Aichach wurden 57 Infizierte behandelt

    Zuletzt war alles auf Corona abgestellt. Infizierte wurden ausschließlich in Aichach behandelt – insgesamt 57 positiv getestete Patienten. 14 kamen von Friedberg. Zudem wurden in Aichach laut Peter Schiele, der den Klinikleiter unterstützt, 350 Verdachtsfälle betreut, deren Testergebnis schließlich negativ war. Regulär verfügt Aichach über acht, Friedberg über sechs Intensivbetten. Die Kapazität wurde wegen Corona auf maximal 16 in Aichach und zehn in Friedberg ausgedehnt. Mayer sprach rückblickend von einer weitsichtigen Planung. An ihre Grenzen stießen die Kliniken nicht. Obendrein gab es in der Hinterhand den Plan, eine Notfallklinik für ganz Schwaben im alten Aichacher Krankenhaus einzurichten.

    Die Intensivstation war laut Schiele meist mit acht Patienten belegt, die teilweise bis zu 60 Tage beatmet werden mussten. Alle Intensiv-Patienten haben überlebt, so Mayer. Das führte er auch auf eine „hervorragende Leistung“ des Personals zurück. Auf Nachfrage von Berta Arzberger (ÖDP) ergänzte er, es habe Todesfälle gegeben. Zwei Patienten etwa, die kurz nach der Einlieferung gestorben seien, oder Patienten, die eine intensiv-medizinische Behandlung ausgeschlossen hätten.

    Corona: Kein Klinik-Mitarbeiter in Aichach infiziert sich

    Als positiv wertet Mayer auch die Hygienestruktur und den Schutz der Mitarbeiter. Zwar mussten 25 Mitarbeiter wegen einer positiv getesteten Patientin, die aus einem anderen Grund ins Krankenhaus kam, in Quarantäne. Kein einziger Mitarbeiter steckte sich jedoch an.

    Finanziell fällt die Bilanz indes negativ aus, weil sämtliche planbaren Operationen verschoben werden mussten. Das sorgt in Aichach für einen Erlösrückgang von 30 Prozent. In Friedberg ist es laut Mayer nur ein niedriger Prozentanteil. Zwar sind Notfallpatienten (Schlaganfall, Herz-Lungen-Erkrankungen) aus Angst vor Ansteckung ausgeblieben. Dafür gab es aber Fälle mit akuten Verletzungen. Mayer nannte als Beispiel einen 50-Jährigen, der die Inline-Skates wieder auspackte und schwer stürzte. Der Landkreis erwartet einen finanziellen Ausgleich, den Bund und Land zugesichert haben. Die Höhe sei noch unbekannt. Das vergangene Jahr als Berechnungsgrundlage ist für die Kliniken an der Paar „nicht prickelnd“ (Mayer). Von 2019 muss der Landreis noch einen Verlust von 9,5 Millionen Euro ausgleichen.

    Grundsätzlich hofft der neue Geschäftsführer auf einen Prozess des Umdenkens. Dass ein Friedberger nicht in Aichach behandelt werden wolle oder umgekehrt hält er für ein Unding. Zwei unabhängige Kliniken könnten nicht funktionieren. Nötig sei eine Klinik mit zwei Standorten. „Bitte unterstützen sie auch diese Denkweise“, appellierte er an die Ausschussmitglieder.

    Landrat Klaus Metzger sieht in der Corona-Krise ein gutes Argument: Die leidige Diskussion um Klinik-Schließungen auf dem Land solle damit nun endlich vom Tisch sein, betonte er.

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