Einige Eltern haben sich schon bei Carolin Zehentbauer gemeldet und nachgefragt, wie es denn ab Montag aussieht, erzählt sie. Der Lockdown geht weiter, möglichst viele Kinder sollen zu Hause bleiben. Die Leiterin des Kinderhauses Sonnenschein in Sielenbach hat am Donnerstag in einer Mail die Eltern über die Lage informiert und abgefragt, wer eine Notbetreuung brauche. Sie findet die aktuelle Regelung besser als im März.
Im jetzigen Lockdown gilt das Angebot für alle Eltern, die es brauchen. Im ersten hatten nur Eltern mit systemrelevanten Berufen ein Anrecht auf Notbetreuung. "Das war sehr stressig", erzählt Zehentbauer. Was als systemrelevant gelte, habe sich häufig verändert, außerdem hätten auch Eltern in anderen Berufen weiterhin ihrer Arbeit nachgehen müssen. "Da kommen manche schon an die Belastungsgrenze." Von den 70 Kindern im Kinderhaus waren vor den Weihnachtsfeiertagen tagesabhängig zehn bis 20 in der Notbetreuung. Zehentbauer geht davon aus, dass es ab dem 10. Januar ähnlich viele sein werden.
Die Kinderhausleiterin ist sich sicher, dass die Eltern die Notbetreuung nur in Anspruch nehmen, wenn es wirklich nicht anders geht. Niemand wolle sein Kind einer Ansteckungsgefahr aussetzen. "Ich denke nicht, dass das ausgenutzt wird", sagt Zehentbauer. Um die Gefahr während der Notbetreuung zu minimieren, sind die Kinder in kleinen Gruppen aufgeteilt.
Ingrid Hillenbrand vom Schulamt Aichach-Friedberg erzählt, die Anzahl der Kinder in Notbetreuung habe im ersten Lockdown von Schule zu Schule stark variiert. Sie geht davon aus, dass dieses Mal die Nachfrage ebenfalls sehr unterschiedlich sein wird.
Grundschule Griesbeckerzell: Notbetreuung braucht viel Organisation
An der Grundschule Griesbeckerzell mit 131 Kindern brauchen insgesamt nur zehn bis zwölf Kinder eine Notbetreuung. Schulleiterin Martina Ritzel erzählt, dass die Vorbereitung trotzdem eine organisatorische Herausforderung sei. "Ich bin die ganze Zeit am Listenschreiben", sagt Ritzel. "Die Eltern versuchen so gut wie möglich die Kinder zu Hause zu behalten und brauchen die Notbetreuung nur an einzelnen Tagen." Gleichzeitig müsse aber jeden Tag klar sein, welche Kinder kommen. "Wir haben ja eine Aufsichtspflicht", erklärt Ritzel.
Sie ist froh, dass jetzt zumindest für drei Wochen geregelt ist, wie der Unterricht abläuft. Ritzel weiß jetzt schon: "Die Kinder sind sehr dankbar, wenn sie wieder in die Schule dürfen." So hätte sie das nach dem letzten Lockdown erlebt. Die Schulleiterin hofft, dass es im Februar mit Präsenzunterricht weitergeht. Die Kinder bräuchten die Lehrkräfte und bräuchten sich gegenseitig. "Wir sind soziale Wesen."
Distanzunterricht: Nicht alle Schüler haben Computer oder Internet
An der Ludwig-Steub-Grundschule in Aichach beginnt die Organisation wo anders: Laut Schulleiterin Cornelia Zeman haben manche Schüler keinen Zugang zu Computern oder Internet. Die Schule besitzt einige Laptops, die sie an die Schüler verleiht. "Aber wir haben nicht so viele Leihgeräte, dass wir alle ausstatten können", sagt Zeman. Außerdem helfe ohne Internetzugang ein Laptop nicht weiter.
Deswegen gebe es neben der Möglichkeit, über ein Schulportal im Internet an die Übungsblätter und Aufgaben zu kommen und zum anderen die Option, das Unterrichtsmaterial bei der Schule abzuholen und Übungen in Papierform dort abzugeben. Im ersten Lockdown seien die Übungen teilweise verschickt worden oder ausgefahren. All das kann sich die Schulleiterin wieder vorstellen.
Ludwig-Steub-Grundschule Aichach: Erfahrungen aus erstem Lockdown
Einen Vorteil sieht Zeman gegenüber dem ersten Lockdown: "Wir sind nicht besser ausgestattet mit Medien, aber dafür mit Erfahrung. Wir wissen, wie es ablaufen soll." Mit regelmäßigen Telefonsprechstunden sollen die Kinder zwei- bis dreimal die Woche direkt mit dem Lehrer Kontakt aufnehmen können. Auch Leseübungen in Kleingruppen sind geplant.
Von den 320 Kindern an der Ludwig-Steub-Grundschule waren im ersten Lockdown nur etwa 20 in der Notbetreuung. Zeman weiß nicht, wie viele es dieses Mal werden, sie hat noch nicht von allen Eltern Rückmeldung erhalten.
Elternbeirat: Distanzunterricht für viele Eltern sehr belastend
Yvonne Laves, die Vorsitzende des Elternbeirats an der Ludwig-Steub-Schule, weiß nicht, ob sie die Notbetreuung braucht. Unter anderem muss sie noch herausfinden, ob sie die zehn zusätzlichen Urlaubstage beantragen kann, die die Bayerische Staatsregierung Eltern zugesagt hat. Der einzige Antrag, den sie dazu im Internet gefunden habe, sei veraltet. "Die meisten Eltern sind ziemlich angefressen", sagt sie. Jeder hätte bereits etwas organisieren können, wenn man frühzeitig Bescheid gewusst hätte.
Sie betont, dass die Lehrer und Schulleiterin Zeman sich sehr viel Mühe geben, die Eltern ins Boot zu holen und alles möglichst gut zu organisieren. "Aber sie können nicht mehr tun, als ihnen gesagt wird", sagt Laves. Es sei zu kurzfristig von der Politik angekündigt worden. "Ich kritisiere nicht die Maßnahmen, sondern dass man Eltern ein bisschen im Regen stehen lässt", sagt Laves.
Als Elternbeiratsvorsitzende hört sie auch von anderen Eltern, dass die Situation eine große Belastung sei. Arbeiten, Homeschooling, Betreuung und Haushalt auf einmal sei zu viel. "Vor allem geht es auf Lasten der Mütter", sagt Laves. Sie appelliert an die Väter, die Mütter zu entlasten. "Man muss sich mehr unterstützen denn je und zusammenhalten."
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