„Endlich!“, ruft Walter Fischer. Die Begeisterung ist dem Betreiber des Sommerkellers Affing am Telefon anzuhören. „Endlich können wir wieder loslegen!“ Seit Mitte März mussten sämtliche Lokale geschlossen bleiben, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Ab heute darf die Außengastronomie unter Auflagen öffnen. In Walter Fischers Worten: Die Biergärten dürfen endlich loslegen.
Das sind die Regeln für den Besuch im Lokal
Gäste müssen immer einen Abstand von 1,5 Metern zueinander halten, außer dem Tisch bei Personen/Familien, denen der Umgang miteinander ohnehin erlaubt ist. Das Abstandsgebot gilt natürlich auch im Außenbereich, zum Beispiel im Biergarten.
Auch zwischen Kellnern und Gästen gilt der Mindestabstand von 1,5 Metern.
Gäste müssen in allen Bereichen außer am Tisch eine Maske tragen, also ab Betreten des Restaurants und auch beim Gang in die Sanitärräume.
Wenn die Innenbereiche öffnen, sollen Plätze vorab reserviert werden.
Um im Falle einer Infektion mit dem Coronavirus die Nachverfolgung zu ermöglichen, müssen die Gastwirte eine Gästeliste mit Namen, Telefonnummern und den Zeitraum des Aufenthalts führen.
Auch die Auslastung spielt eine Rolle. Damit nicht mehr Leute als zulässig ins Lokal gelangen, müssen die Betriebe den Einlass begrenzen. Auch in Warteschlangen und im Wartebereich gilt der Mindestabstand.
Gebrauchsgegenstände wie Speisekarten, Tabletts oder Servietten sollen nach jeder Benutzung gereinigt oder gewechselt werden.
Vorerst dürfen Lokale mit Innenplätzen bis 22 Uhr offen haben – die Außengastronomie, also auch Biergärten, bis 20 Uhr.
„Wir haben uns wochenlang vorbereitet, haben alle Hygienemaßnahmen getroffen“, erzählt Fischer. So haben er und seine Mitarbeiter zum Beispiel Hygieneständer aufgebaut, damit sich Gäste die Hände desinfizieren können. „Für die Mitarbeiter haben wir Masken im Bayernlook angefertigt.“ Vorbereitung für eine neue Normalität. Die Tische müssen in bestimmten Abständen stehen. Außerdem wird es im Sommerkeller einen Einweiser geben, der die Gäste empfängt und sie den Tischen zuweist. Der Biergarten sei in drei Bereiche aufgeteilt, erklärt Fischer. Einen für Familien mit Kindern, einen für Singles und Pärchen, und ein dritter Bereich ist für größere Familiengruppen gedacht. Das Areal für junge Familien hat Spielecken, Alleinstehende können an zwei Enden des Tisches Platz nehmen, Gruppen brauchen eigene Tische.
Biergärten: Wermutstropfen sind die Öffnungszeiten
Ein Wermutstropfen sind für Walter Fischer die Öffnungszeiten. „Wir dürfen nur bis 20 Uhr offen haben und das, obwohl die Innengastronomie ab nächster Woche bis 22 Uhr aufhaben darf“, sagt der Wirt. Trotzdem macht es laut Fischer ihm und seinen Mitarbeitern Spaß, die Herausforderungen zu meistern, solange man nur offen haben darf. „Für uns ist das einer der schönsten Arbeitsplätze, die es gibt.“
Was ist ab wann erlaubt?
Biergärten: Ab dem 18. Mai dürfen Gaststätten ihre Außenbereiche bis 20 Uhr öffnen.
Speiselokale: In den Innenbereichen dürfen Gastronomen ab 25. Mai wieder Gäste bewirten.
Hotels und Tourismus: Ab 30. Mai wird eine mögliche Öffnung von Hotels und weiteren Tourismusangeboten wie Freizeitparks eingeräumt.
Der Landgasthof Brummer in Reicherstein macht ebenfalls diese Woche auf, allerdings erst am Donnerstag zum Feiertag Christi Himmelfahrt. Wirt Johann Brummer sagt, auch sie hätten sich gemäß den Regelungen vorbereitet. Allerdings sei bei ihnen draußen durch die vorgeschriebenen Abstände weniger Platz. Mundschutz, Desinfektionsmittel und Handschuhe stehen für die Öffnung parat. Das Geschirr wird durch die Industriespülmaschinen den Hygienevorgaben gerecht. „Aber das war davor schon Standard“, sagt Brummer.
In Kühbach braucht der Wirt zwei weitere Mitarbeiter
Der Brauerei-Biergarten in Kühbach braucht zwei weitere Mitarbeiter, um die Regelungen umzusetzen. Schließlich müssen Sitzplätze zugewiesen und Adressen sowie Ankunftszeit der jeweiligen Gäste aufgeschrieben werden. Außerdem muss jemand darauf achten, dass sämtliche Regeln eingehalten werden. „Das ist schon ein Riesenaufwand“, sagt Sigi Schenk. Er war jahrelang Pächter des Biergartens, inzwischen hat seine Tochter übernommen. „Ob es sich mit dem zusätzlichen Personal so richtig rechnet aufzumachen, weiß man nicht“, sagt Schenk. Problematisch sieht er auch, wie der 1,5 Meter Abstand beim Bedienen eingehalten werden soll. Es sei auf jeden Fall ein Schritt nach vorn, dass die Biergärten aufmachen dürften. „Auf längere Sicht wird sich schon noch herausstellen, wie es läuft.“
Kaspar Wagner vom Gasthaus Wagner im Aichacher Ortsteil Untergriesbach hat in den Tagen vor der Öffnung Stunden damit verbracht, die Abstände zwischen seinen Bierbänken akribisch mit dem Meterstab auszumessen. „Wir waren selber überrascht, aber wir haben trotz der Abstände ganz schon viele Sitzplätze.“ Wenn das Wetter stimmt, wollen sie ihren Biergarten aufmachen. „Wir haben alles umgestellt, Desinfektionsmittel vorbereitet“, sagt Wagner.
Biergartensaison in Aichach eine Herausforderung
Der Wirt rechnet damit, dass die Leute erst einmal verhalten reagieren und nicht in Massen in den Biergarten kommen. „Aber wir nehmen es, wie es kommt“, sagt Wagner. Wenn schönes Wetter sei, dann würden das schon einige nutzen. Das Gasthaus bietet aber auch weiterhin Essen zum Mitnehmen an. „Das läuft super“, sagt Wagner. Er schwärmt von seinen Stammgästen, die jedes Wochenende Essen bestellen, und auch von neuen Gästen. Mithilfe seines Sohns sei das Abholgeschäft in den sozialen Medien gut angelaufen. „Dass die Leute das so annehmen, macht Freude“, so der Wirt.
Aber auch er freut sich darauf, seine Gäste jetzt wieder an den Tischen sitzen zu haben. „Wir sind gerüstet und haben Personal in Kurzarbeit, das wir aktivieren können“, sagt Kaspar Wagner. Logistisch werde die Biergartensaison mit all den Regelungen eine Herausforderung. „Aber wenn die Leute uns unterstützen, wird das eine gute Sache.“
Lesen Sie dazu den Kommentar: Biergarten offen: Sommer gerettet
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