Erst eine Videokonferenz, dann eine Telefonkonferenz und im Laufe des Tages noch ein Gespräch mit zahlreichen Mitarbeitern, das in der aktuellen Lage an einem ungewöhnlich großen Tisch stattfinden muss, damit alle Teilnehmer die vorgeschriebenen Abstände einhalten können: Das Coronavirus hat die Arbeit in den Chefetagen der heimischen Betriebe nicht gerade vereinfacht. Die Aichacher Nachrichten haben sich umgehört in den großen Firmen, die Produkte herstellen.
Als Ergebnis lässt sich festhalten: Die Pandemie ist ganz gewiss auch am Wittelsbacher Land nicht spurlos vorübergezogen, doch die Unternehmen können ihre Arbeiten trotz der bekannten Einschränkungen weitgehend fortsetzen. Allerdings muss man auch sagen: Das ist eine Momentaufnahme, die sich verschlechtern kann, falls die Krise sich noch länger hinzieht und sich verschärft.
Die Firma Haimer, die ihre Zentrale in Igenhausen in der Gemeinde Hollenbach hat, hat in den Osterferien die Produktion deutlich heruntergefahren – eine Folge von Corona. Mit einer Videobotschaft hat sich Geschäftsführer Andreas Haimer an die Mitarbeiter und Kunden gewandt. „Gemeinsam schaffen wir das“ – so lautet eine Kernaussage von ihm.
Corona: „In den USA haben wir ein Problem“
Dazu senden Mitarbeiter des weltweit tätigen Unternehmens, das hochpräzise Produkte für die Metallzerspanung in den Branchen Automobil, Luft- und Raumfahrt, Energie, Schienenverkehr sowie allgemeiner Maschinenbau entwickelt und fertigt, Osterwünsche in verschiedenen Sprachen. „In den USA haben wir ein Problem“, berichtet Tobias Völker, der Marketingleiter, und spricht auch gleich die erschwerte Lage in europäischen Ländern wie Italien oder Spanien an. Dort beeinträchtigt das Virus bekanntlich das Leben in besonders gravierender Weise.
Haimer: Büro in China wieder komplett im Einsatz
Besser sieht es dagegen in China aus und diese Erkenntnis dürfte nicht allein für Haimer von großer Bedeutung sein. Völker sagt dazu: „Wir haben ein Büro in Shanghai, das ist wieder komplett im Einsatz. Wir haben dort im März wieder gute Zahlen. Das ist ein gutes Zeichen.“ Auf der Internetseite versichert Haimer, man könne sich nach wie vor zu 100 Prozent auf dieses Unternehmen verlassen. Beide Produktionsstätten in Igenhausen und in Motzenhofen habe man räumlich komplett getrennt.
Dass die Krise Hamsterkäufe im Bereich des alltäglichen Lebens zur Folge hatte, das hat sich rumgesprochen. Das gibt es allerdings auch im Stahlbereich. Sebastian Käuferle berichtet von Erfahrungen dieser Art. Mittlerweile, so der Geschäftsführer der Firma Käuferle in Aichach, habe sich die Situation aber wieder beruhigt. „Kurzarbeit ist im Moment noch kein Thema bei uns“, sagt er. Doch er gibt auch zu bedenken: „Man weiß nicht, wie sich das entwickelt.“ Der Hersteller von Türen, Toren, Fenstern und Trennsystemen bezieht technische Komponenten aus China, bislang ohne Probleme: „Was dort im Januar verschifft wird, das kommt im März bei uns an.“ Für Käuferle ist der Herbst von großer Bedeutung, dann sei die Hochsaison beim Bau, von der in diesem Unternehmen sehr viel abhängt.
Dass die aktuellen Regeln einzuhalten sind, das ist auch für die Firma Pfeifer Holz in Unterbernbach (Gemeinde Kühbach) klar. Geschäftsführer Gernot Hormeß teilt außerdem mit, dass viele Mitarbeiter, wie derzeit allgemein üblich, zu Hause arbeiten. Bislang bekomme man noch keine gravierenden Auswirkungen der Pandemie zu spüren. Und auf der Internetseite steht: „Der Warenverkehr ist von Einschränkungen an den Landesgrenzen ausgenommen. Bestätigte Aufträge können wir weiterhin länderübergreifend ausliefern.“
Corona-Krise: So reagieren Firmen in Aichach und Pöttmes
Ähnlich stellt die Firma Taktomat in Pöttmes die Situation dar. Der Hersteller von Produkten und Lösungen für die Automatisierungsbranche wie zum Beispiel Kegelradgetriebe, Rundschalttische, Drehtische, Schrittgetriebe oder Kurvengetriebe betont: „Wir können liefern. Taktomat hat sich frühzeitig auf die derzeitige Krisensituation eingestellt. Die Lager sind gut gefüllt. Fertigung und Montage arbeiten unter Einhaltung strenger präventiver Sicherheitsmaßnahmen.“
Magdalena Resch, bei der Firma Juzo in Aichach für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, sieht bei der Auslieferung von für dieses Haus typischen Erzeugnissen wie Stützstrümpfen oder Bandagen noch keine Probleme. Allerdings sagt sie auch: „Die Aufträge gehen zurück. Man merkt, dass die Leute weniger zum Arzt gehen und sich Rezepte verschreiben lassen.“ Die Hälfte der Beschäftigten befinde sich in Kurzarbeit. Wie Resch betont, ist Juzo darauf bedacht, die Arbeitsplätze zu erhalten.
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