Während sich der Einzelhandel über erste Lockerungen der Corona-Regelungen freut, muss die Gastronomie noch mindestens bis Pfingsten warten. Restaurants, Cafés und Biergärten dürfen nur Essen liefern oder zur Abholung anbieten. Vor Ort essen und trinken ist verboten, die Lokale sind zu. Wie schaut’s aus im Wittelsbacher Land? Das Schlossbräustüberl Scherneck bei Rehling ist während der Corona-Zeit ganz geschlossen. Laut Pächter Klaus Sayer ergebe es hier keinen Sinn, Essen zum Bestellen anzubieten. „Wir sind ein Ausflugsziel“, sagt Sayer. Es lohne sich nicht, die Küche hochzufahren, die Energiekosten wären höher als die Einnahmen. Stattdessen renoviere er sein Lokal und bereite sich auf Tag X vor, an dem er wieder öffnen dürfe.
Auch die Gastronomie auf Schloss Blumenthal bei Aichach bietet noch kein Essen zum Mitnehmen an. Stattdessen gibt es sogenannte „BlumenTaler“, Gutscheine, die nach der Öffnung benutzt werden können und helfen sollen, den Betrieb liquide zu halten. Außerdem entwickeln die Betreiber Ideen, wie sie nach der Öffnung weiter arbeiten können. In einem für Corona angepassten Biergarten dürfte es so gut wie keinen Kontakt zwischen den Mitarbeitenden und den Gästen oder zwischen den Gästen untereinander geben. Das Essen soll deswegen zukünftig an der Kasse bezahlt werden und der Gast einen Pager bekommen, der per Funk darauf aufmerksam macht, wenn das Essen fertig zubereitet ist. Damit sollen Warteschlangen vermieden werden.
Nur Heimservice lohnt Wirten aus dem Raum Aichach zufolge sich kaum
Manche Wirte, die ihre Gasthäuser im ersten Moment auch komplett geschlossen haben, überlegen sich jetzt aber doch, Essen zum Mitnehmen anzubieten. So auch Georg Krammer vom Ochsenwirt in Pöttmes. „Ich warte noch ein paar Tage ab und wenn dann nix kommt, biete ich zumindest am Wochenende Essen zum Abholen an“, sagt Krammer. Aber eigentlich hoffe er, dass bald wieder Gäste in seinem Wirtshaus sitzen könnten. Die zwei Meter Abstand könne man bei ihm gut einhalten, sagt Krammer.
Dann würde sich das Essen zum Abholen auch mehr lohnen. Denn nur Heimservice sei ein bisschen wenig. Und Schweinsbraten könne man nicht portionsweise kochen, da müssten schon einige Bestellungen zusammenkommen, damit es sich lohne. Trotzdem wolle er es, wenn keine Lockerungen angekündigt werden, probieren. „Ich arbeite ja sonst jede Woche 60, 70 Stunden, und jetzt soll ich einfach nur rumsitzen?“ Irgendwie werde es schon weitergehen, sagt Krammer.
Corona-Beschränkungen: Aichacher Wirte hoffen auf Lockerungen
Patricia Hullah wartet dagegen nicht mehr auf die Lockerungen der Maßnahmen. Sie hat ihr Café Dahoam in der Aichacher Altstadt wieder in Betrieb genommen und bietet seit dieser Woche Essen zum Abholen an. „Über die Runden komme ich damit natürlich nicht, aber vielleicht reicht es, um die kleinen Rechnungen zu zahlen“, sagt sie. Die meisten Tage hat Hullah nur mittags offen, Donnerstag bis Samstag auch abends. Frühstück würden die Leute nicht zum Mitnehmen kaufen, und auch nachmittags rentiere es sich für sie nicht, offen zu haben.
Ihre Kellner sind weiterhin zu Hause. Im Moment arbeiten nur Hullah selbst und ihre Köchin. Auch sie kann sich vorstellen, das Lokal mit Corona-Regelungen wieder zu eröffnen. „Es wäre toll, wenn der Staat erlauben würde, draußen mit Abstand zu sitzen“, sagt Hullah. Bis es so weit sei, wolle sie durchhalten. „Jetzt machen wir halt das Beste aus der Situation.“
Das Moosbräu in Aindling bietet bereits seit Längerem Essen zur Abholung an. Katharina Gutmann, die mit ihrer Familie das Gasthaus führt, hört man am Telefon die Freude darüber an, dass es gut angenommen wurde. „Natürlich ersetzt das unser reguläres Geschäft nicht, aber wir haben tolle Gäste, die uns unterstützen“, sagt sie. Vor Corona konnte man sich auch Essen abholen, aber das wurde kaum gemacht. Klassischerweise bestellten sich die Leute eher Pizza als Schweinsbraten. Deswegen waren die Hoffnungen der Wirte eher verhalten, und die Befürchtungen schienen sich im ersten Moment zu bestätigen: „Die erste Woche haben wir uns gedacht, das können wir bleiben lassen“, sagt Gutmann.
Aber dann fingen die Leute immer mehr an, zu bestellen. Inzwischen stünden sie für Schweinshaxn sogar Schlage. „Ich hab nicht damit gerechnet“, sagt Gutmann und freut sich abermals über ihre „tolle und treue Kundschaft“. Aber auch Gutmann hofft, dass es irgendwann normal weitergeht. „Meine große Hoffnung ist, dass wir zur Biergartensaison pünktlich starten“, sagt sie. Wahrscheinlich mit einer begrenzten Anzahl an Gästen, vielleicht sogar in zeitliche Etappen gegliedert. Darüber müssten sie sich, wenn es erlaubt werde, Gedanken machen. „Es wird nicht so, wie bisher“, sagt Gutmann.
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