Es ist geschafft. Am heutigen Freitag ist der letzte Schultag vor den Sommerferien. Das freut nicht nur die Schüler, die überall im Wittelsbacher Land in kleinen Gruppen ihre Zeugnisse entgegennehmen. Mit ihnen sind die meisten Lehrer, Schulleiter und Eltern sehr froh, dieses außergewöhnliche Schuljahr überstanden zu haben.
Denn so anstrengend wie 2020 war es wohl selten für alle Beteiligten: Die Anforderungen waren wegen der Corona-Pandemie enorm. Zu meistern waren Homeschooling, eingeschränkter Präsenzunterricht in geteilten Klassen, nie da gewesene Hygienevorschriften wie etwa Mund-Nasen-Schutz und ein nicht mehr zu leugnendes Loch bei der Digitalisierung an bayerischen Schulen.
All das ist nun fürs Erste erledigt. Da verabschiedet sich die Rektorin der Ludwig-Steub-Grundschule in Aichach, Silvia Reisenweber-Zwikirsch, in den Ruhestand. „Routine gibt es eigentlich nie“, sagt sie mit 15 Jahren Erfahrung als Rektorin. „Aber Corona hat uns schon ganz schön aus dem Schulalltag gerissen.“
Aichacher Rektorin geht in den Ruhestand
Offiziell hat auch Silvia Reisenweber-Zwikirsch am heutigen Freitag ihren letzten Schultag. Konrektorin Cornelia Zeman wird ihre Nachfolgerin. Gefeiert wird der Abschied aber voraussichtlich erst im Oktober, wenn die Corona-Bestimmungen es zulassen. Herausforderungen brachte der Schulalltag auch schon vor Corona mit sich. Die größte davon ist für Silvia Reisenweber-Zwikirsch die Frage: „Wie gehen wir mit der Vielfalt um?“
An einer Grundschule gebe es ganz verschiedene Kinder, von Hochbegabten bis Förderbedürftige. Sie alle sollten sich an der Ludwig-Steub-Grundschule wohlfühlen. Deshalb sei es ihr immer ein Anliegen gewesen, ein gutes Schul- und Klassenklima zu haben. Werte wie Höflichkeit, Hilfsbereitschaft oder Konfliktlösungen bis hin zur Steigerung der Lernfähigkeit gehören für sie mit auf den Stundenplan. Die Schule hat seit dem Schuljahr 2016/17 das Profil Inklusion. Es macht sie ebenso stolz wie die Sprachförderung, die gerade hier wegen der vielen unterschiedlichen Muttersprachen der Kinder ein Vorteil für die Entwicklung und die Integration der Schüler darstellt.
Was den Kindern gefehlt hat
Gerne denkt Silvia Reisenweber-Zwikirsch auch an das Fest zum 60-jährigen Bestehen der Schule zurück. Rund um den 50. Geburtstag wurde die Sanierung des Schulgebäudes gefeiert. Und sie weiß noch genau, wie sie an ihrem ersten Tag als Rektorin der Aichacher Grundschule die Erstklässler begrüßte und ihnen erklärte, dass dies auch ihr erster Schultag sei. Auch die letzten Schultage wird sie wohl nicht vergessen. Während des eingeschränkten Unterrichts in Corona-Zeiten hat die Rektorin vor allem die musische Erziehung vermisst, Kunstunterricht oder Sport. Das habe den Kindern einfach gefehlt. Auch konnten die Viertklässler nicht gebührend und feierlich verabschiedet werden. Das Sommerfest fiel aus, die Schullandfahrten fanden ebenfalls nicht statt.
So oder so ähnlich lief es zuletzt auch an den anderen Schulen im Landkreis. So spricht beispielsweise der Rektor der Hollenbacher Grundschule/Mittelschule, Peter Leischner, rückblickend von einer anstrengenden Zeit mit vielen Vorgaben, die sich mitunter mehrfach änderten und manchmal nicht zum Konzept für die jeweils andere Schulart passen wollten. „Aber wir haben es hinbekommen“, sagt er.
Die ländlichen Strukturen waren von Vorteil für die Schüler
Der Rektor der Affinger Grundschule, Karsten Weigl, berichtet ebenfalls von „sehr viel Planungs- und Verwaltungsaufwand“ und von einer „wahnsinnigen Aufgabe für die Eltern“. Insgesamt habe aber alles ganz gut geklappt. Karsten Weigl vermutet, dass den Kindern der Affinger Grundschule die ländlichen Strukturen zugute gekommen seien. Nachbarn oder Verwandte haben oftmals mitgeholfen, die Situation zu entspannen. Deshalb konnten sich die Lehrer intensiver um die wenigen schwierigeren Fälle kümmern, sodass Karsten Weigl nun sagt: „Ich denke, wir haben unterwegs niemanden verloren.“
In Affing und in Hollenbach bereiten beide Schulen für das kommende Schuljahr verschiedene Varianten des Schulalltags vor. Ob ab September wieder ein ganz normaler Schulbetrieb möglich ist oder doch noch Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie in Kauf genommen werden müssen, ist unklar.
Die Schulamtsdirektorin Ingrid Hillenbrand vergleicht es mit einem „Blick in die Glaskugel“. Im Moment sei ein Regelbetrieb geplant, aber niemand wisse, wie es in sechs Wochen wirklich aussieht. Darum planen die Grund- und Mittelschulen im Landkreis Aichach-Friedberg verschiedene Szenarien. Fest steht bislang lediglich, dass es mehr Drittkräfte geben soll, die etwa Brückenangebote für Kinder mit zusätzlichem Förderbedarf übernehmen. Wie viele es sind, ist noch ungewiss. Das Schulamt muss sich nach den Anweisungen von Bezirksebene oder vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus richten.
Worüber die Schulamtsdirektorin jetzt froh ist
Alles in allem ist die Schulamtsdirektorin aber zufrieden: Die Prüfungen an den Mittelschulen sind ohne Zwischenfälle verlaufen, und es musste an keiner Schule wegen eines Corona-Falls interveniert werden. „Es hat gut geklappt“, findet sie. „Die Kinder waren froh, dass sie wieder in die Schule gehen konnten. Und die Eltern waren, glaube ich, auch froh.“
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