Es war eine ungewöhnliche Bitte, die ein Siebtklässler im Geografie-Unterricht an Hans Friedrich Stock herantrug. Der Aichacher Realschuldirektor lacht, als er davon erzählt: „Er fragte mich: Herr Stock, könnten Sie uns mal ihr Gesicht zeigen?“ Stock, der auch nach dem Ende der zweiwöchigen Maskenpflicht an weiterführenden Schulen mit Mund-Nasen-Schutz unterrichtet, nahm daraufhin kurz seine Maske ab.
Da er nur wenige Stunden pro Woche gibt, empfindet der Schulleiter die Maske nicht als große Einschränkung. Lehrer müssten mit Maske lauter sprechen. Dafür sei die Umgebung leiser, da ja auch die Kinder Masken auf hätten. Für die Kinder sei die Maskenpflicht „natürlich nicht schön“ gewesen, weiß er. Doch sie hätten sich gut daran gehalten.
Leiter der Aichacher Realschule: Möglichst beim Präsenzunterricht bleiben
Wie Stock unterrichten aus Sicherheitsgründen einige Lehrer an der Wittelsbacher Realschule in Aichach weiterhin mit Mund-Nasen-Schutz. Insgesamt befürwortet er die Hygienemaßnahmen. Es gehe vor allem um ein Ziel: dass es beim Präsenzunterricht bleibt. Stock, selbst Familienvater, sagt: „Bevor ich die Kinder wieder nach Hause schicke, sind sie lieber in der Schule und haben eine Maske auf.“
Das sieht Renate Schöffer, Leiterin des Deutschherren-Gymnasiums in Aichach, ebenso: „Wir wollen schauen, dass der Präsenzunterricht möglichst lange fortdauert.“ Anders als an den Grundschulen in Aindling und Mering Amberiéustraße, wo jeweils ein Schüler positiv auf Corona getestet wurde und jeweils die ganze Klasse samt Lehrkraft in Quarantäne musste.
Leiterin des Aichacher Gymnasiums: Verständigungsprobleme wegen Masken
Die meisten Lehrer am Gymnasium seien froh, dass sie nun die Masken im Unterricht ablegen dürften. Diese hätten zu Kommunikationsproblemen geführt, so Schöffer: Teils verstanden sich Lehrer und Schüler nicht, weil die Masken den Schall dämpften. Vor allem im Fremdsprachenunterricht erschwerten sie den Anfängern das Lernen massiv. Daher sei die Erleichterung groß, dass der Unterricht wieder ohne Masken stattfinden dürfe – zumindest solange die Infektionszahlen niedrig bleiben. Einzelnen Kollegen wäre aus Sicherheitsgründen eine Beibehaltung der Maskenpflicht lieber gewesen, so Schöffer.
Sie zieht eine positive Bilanz der beiden ersten Schulwochen. Die Schule versuche, das Hygienekonzept umzusetzen. „Mindestabstand zwischen Schüler und Lehrer muss sein“, betont sie. Für den Musikunterricht gebe es sogar ein eigenes Hygienekonzept.
Pöttmeser Schulleiterin: „Kinder sind so was von diszipliniert“
Insgesamt bedeuteten die Hygieneauflagen für das Gymnasium einen „unbeschreiblichen Aufwand“ neben dem normalen Schulbetrieb. Seit der Schulschließung steht Schöffer zufolge nun der siebte Hygieneplan an, der umgesetzt werden müsse. Dennoch: „Die Akzeptanz ist sehr groß.“ Einzig auf dem Pausenhof, wenn Kinder und Jugendliche anderer Schulen hinzukämen, sei es ab und an schwierig, die Maskenpflicht durchzusetzen. „Doch die Rücksichtnahme ist zu unser aller Schutz.“
Der Corona-Stufenplan für die Schulen
Kultus- und Gesundheitsministerium haben einen Stufenplan für die Schulen entwickelt. Er orientiert sich am Infektionsgeschehen im jeweiligen Landkreis.
Stufe 1
Bleibt die Zahl der Neuinfektionen im Landkreis pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen unter 35, können Schüler an ihrem Sitzplatz die Maske abnehmen.
Stufe 2
Steigt der Wert auf 35 bis unter 50, gilt die Maskenpflicht für Schüler – außer Grundschüler – auch im Unterricht am Sitzplatz, falls ein Mindestabstand von anderthalb Metern dort nicht möglich ist.
Stufe 3
Steigt der Wert auf 50 oder mehr, werden in den Klassenzimmern wieder Mindestabstände von anderthalb Metern eingeführt. Falls das nicht machbar ist, werden Klassen geteilt und die Gruppen im täglichen oder wöchentlichen Wechsel unterrichtet. Darüber hinaus gilt Maskenpflicht für alle Klassen, inklusive Grundschüler, auch am Sitzplatz im Klassenzimmer. (Quelle: Staatliches Schulamt)
An sie appelliert auch Ursula Werner, Leiterin der Pöttmeser Grund- und Mittelschule: „Ich wünsche mir, dass viele Leute lange vernünftig bleiben.“ Sie hoffe, „dass wir aufgrund unseres Verhaltens die Kinder weiter in der Schule behalten können“. Die Kinder gingen mit der Situation deutlich gelassener um als viele Erwachsene. Für ihre Schüler hat Werner nur Lob übrig: „Unsere Kinder sind so was von diszipliniert.“ Sie erinnerten sich sogar gegenseitig an ihre Masken. Auch außerhalb der Klassenzimmer funktioniere das toll. Werner schildert eine Szene vor den Toiletten: Als ein Schüler bemerkte, dass schon jemand im Toilettenraum war, wartete er unaufgefordert vor der Tür.
Elternbeirätin: Schulalltag muss sich für Kinder erst wieder einspielen
Grundschüler waren von der Maskenpflicht bekanntlich ausgenommen. Für die älteren Schüler sei sie in den vergangenen zwei Wochen eine Belastung gewesen, gibt Werner zu. Doch die Lehrer hätten gute Lösungen gefunden, seien etwa immer wieder mit ihnen ins Freie gegangen. Die Schulleiterin spricht ihren Lehrern großen Respekt aus. Auch für die schwierige Zeit, als die Kinder zu Hause bleiben und sogenannter Distanzunterricht stattfinden musste. Von den Eltern erhält und erhielt die Schule in jüngster Zeit viele positive Rückmeldungen. Werner: „Ich habe es noch nie erlebt, dass Eltern so gehäuft anrufen und mailen, um sich für die Zuwendung zu bedanken.“
Gabi Götz-Tyroller, stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende an der Pöttmeser Schule, taten vor allem die Erstklässler leid: „Das Festliche wie in anderen Jahren, das Persönliche hat gefehlt.“ Nur ein kurzer Empfang sei möglich gewesen, dann hätten die Eltern wieder gehen müssen. „Traurig“ fand sie das. Persönlich ist sie froh, dass der normale Schulbetrieb wieder läuft. Sie und ihr Mann arbeiteten während des Lockdowns durchgehend. Zusätzlich dazu ihre Kinder im Unterricht zu Hause begleiten zu müssen, hat sie als sehr anstrengend empfunden. Nun müsse sich für ihre Söhne, fünf und elf Jahre alt, der Schulalltag mit bis zu neun Stunden erst wieder einspielen. „Wir mussten ihnen erst sagen: Jungs, es ist wieder Schule.“
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