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Aichach-Friedberg: Rückblick auf die Landesausstellung: Erst Zitterpartie, dann Zugpferd

Aichach-Friedberg

Rückblick auf die Landesausstellung: Erst Zitterpartie, dann Zugpferd

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    Im Friedberger Schloss, dem zweiten Ausstellungsort, ist ein Prunkstück eine Nachbildung des Antiquariums der Münchner Residenz und einer Festtafel.
    Im Friedberger Schloss, dem zweiten Ausstellungsort, ist ein Prunkstück eine Nachbildung des Antiquariums der Münchner Residenz und einer Festtafel. Foto: KLaus Rainer Krieger

    Wer später einmal in den Annalen zu den Bayerischen Landesausstellungen nur auf die Besucherzahlen schaut und nicht mehr auf die Jahreszahl, der dürfte von einem ordentlichen Fehlschlag der Geschichtsschau im Wittelsbacher Land im Jahr 2020 ausgehen. In der Tat hatten sich das Bayerische Haus der Geschichte und die Gastgeber, die Städte Aichach und Friedberg und der Landkreis, eine sechsstellige Zahl irgendwo im Korridor zwischen 100.0000 und 150.000 erhofft. Mit knapp über 63.000 Gästen blieb die Ausstellung damit natürlich weit hinter den Erwartungen zurück. Doch 2020 war und ist Corona. Angesichts der großen Einschränkungen durch die Pandemie waren die Veranstalter dennoch sehr zufrieden und zogen eine positive Bilanz.

    Lange war überhaupt nicht klar, ob die Ausstellung überhaupt stattfinden kann oder verschoben wird. Im schlechtesten Fall wären die enormen Vorarbeiten umsonst gewesen. Wegen des Lockdowns im Frühjahr und dann im Herbst ab November startete die Schau sieben Wochen verspätet im Juni und musste auch eine Woche eher als geplant wieder schließen – es fehlten fast zwei Monate. Die Zahl der Personen, die sich gleichzeitig in den Veranstaltungsorten im Aichacher Feuerhaus an der Martinstraße (das ehemalige Feuerwehrhaus) und im Wittelsbacher Schloss in Friedberg aufhalten durfte, wurde begrenzt.

    Corona-Krise war Herausforderung für die Landesausstellung

    Richard Loibl, Direktor im Haus des Bayerischen Geschichte, war am Ende froh, dass trotz aller Schwierigkeiten so viele Interessierte da waren und das Konzept der Schau, die unter dem Titel „Stadt befreit. Wittelsbacher Gründerstädte“ parallel in den zwei Städten stattfand, so gut ankam. In Friedberg waren Exponate aus der Geschichte zu sehen. In Aichach ging es mit multimedialen Präsentationen auch um Gegenwart und Zukunft der Städte. Beide Veranstaltungsorte passten genau auf diese Zweiteilung.

    Einheimische und auswärtige Gäste hielten sich in etwa die Waage. Das altbayerische Aichach und die Stadt auf der Lechleite vor den Toren Augsburgs lockten vor allem Menschen aus dem Raum München und Oberbayern. Was fehlte waren Schulklassen und Reisegruppen zum Beispiel von historischen Vereinen, die normalerweise solche Ausstellungen besuchen und wegen Corona fernblieben. Dafür kamen viele Einzelreisende.

    Die Corona-Krise stellte Ausstellungsmacher und Kommunen vor große Herausforderungen. Der Aufbau fand mitten im Lockdown statt. Wegen der geschlossenen Grenzen war auch das Kunsttransportsystem am Boden. Bis auf zwei Exponate kamen aber alle doch noch rechtzeitig ins Schloss. Ganz kurzfristig musste ein Hygienekonzept erarbeitet, die Führungen neu konzipiert und eine Online-Reservierung organisiert werden.

    Handel und Gastronomie profitierten von der Landesausstellung

    Was bleibt? Landkreis und Städte wollen möglichst viel in die Zukunft mitnehmen. Zum Beispiel die Beschilderung historischer Gebäude in Aichach. Profitiert haben in der Corona-Krise Handel und Gastronomie. Die Besucher kehrten ein und bescherten auch Geschäften zusätzlichen Umsatz. Zwischen 40 und 80 Euro lässt laut Loibl jeder auswärtige Gast am Ort. Landrat Klaus Metzger und die Bürgermeister Klaus Habermann und Roland Eichmann erhoffen sich Folgebesuche und einen nachhaltigen Imagegewinn für die Region, also dauerhafte Impulse für den Tourismus.

    Etwas, das bleibt: Der neugestaltete Burgplatz in Oberwittelsbach.
    Etwas, das bleibt: Der neugestaltete Burgplatz in Oberwittelsbach. Foto: Erich Echter

    Von der Ausstellung selbst und den trotz Einschränkungen möglich gemachten Begleitangeboten wie zum Beispiel den Stadtführungen waren die Gastgeber und auch die Besucher angetan. Metzger sprach hinterher von einer „wunderbar kuratierten Ausstellung“.

    Landesausstellung in Aichach-Friedberg: Ein Herzensprojekt des Landrats

    Die Landesausstellung war sozusagen ein Herzensprojekt des Landrats, die er 2015 ins Gespräch gebracht hatte. Damals war er gerade ein Jahr im Amt. Danach kam jede Menge Arbeit und auch einige Probleme. Die Burgkirche in Oberwittelsbach konnte nicht wie angedacht als Ausstellungsort besichtigt werden, weil die Sanierung noch läuft und der ursprüngliche Titel „Stadtluft macht frei“ wurde als „Nazi-Jargon“ kritisiert und dann geändert. Der Mut zur Veranstaltung habe sich bezahlt gemacht, sagte Metzger hinterher. Sein Fazit: „Jederzeit wieder.“ Falls einer der künftigen Veranstaltungsorte absagen sollte, genüge ein Anruf im Wittelsbacher Land.

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