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Aichach-Friedberg: Prozess in Aichach: Trio betrügt Senioren - doch einer verspielt das Geld

Aichach-Friedberg

Prozess in Aichach: Trio betrügt Senioren - doch einer verspielt das Geld

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    Mit Geld aus einem Telefonbetrug hat ein 34-Jähriger gespielt.
    Mit Geld aus einem Telefonbetrug hat ein 34-Jähriger gespielt. Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto)

    Von alten Menschen mit Trickanrufen Geld zu ergaunern, ist eine beliebte Betrüger-Masche. Ein Prozess am Amtsgericht Aichach öffnete den Blick darauf, welche Praktiken im Milieu der Betrüger herrschen: Ein 34-Jähriger wurde verurteilt, weil er mit Geld aus einem Trickbetrug Glücksspiel in Tschechien betrieben hatte. Der 34-jährige Augsburger wurde zu einem Jahr und drei Monaten Haft verurteilt. Die 2500 Euro hatte er mehr oder weniger von zwei Bekannten aus dem Trickbetrüger-Milieu erpresst.

    Amtsgericht Aichach: Internationale Bande, die Senioren betrügt

    Die zwei Männer - mit einem der beiden ist der Angeklagte befreundet - sollen zu einer internationalen Bande gehören, die mit Telefonbetrügereien Senioren ausnimmt. Von einer solchen Tat stammte auch das Geld, um das es in dem Prozess ging.

    Ein alter Mann, der auf die Betrüger hereingefallen war, hatte das Geld auf einer Parkbank deponiert; dort holte es der eine Trickbetrüger ab. Dann rief er seinen Kumpanen an - ein Freund des Angeklagten. Die beiden Freunde waren zusammen in München, als der Anruf kam. Mit dem dritten Mann trafen sie sich dann an einer Tankstelle in Derching. Die beiden Bandenmitglieder hätten die 35.000 ergaunerten Euro an einen Juwelier in Frankfurt weitergeben sollen, der das Geld in die Türkei schicken wollte. Sie entschlossen sich aber, es zu behalten.

    Unterschiedliche Aussagen: Zeuge wurde im Gefängnis bedroht

    An der Tankstelle bedrohte der 34-Jährige laut Anklage die beiden anderen indirekt damit, dass er zur Polizei gehen würde, wenn sie ihm kein Geld geben. Wichtig war in der Verhandlung, dass es auf der Fahrt zwischen München und Augsburg Telefonate des Freundes des Angeklagten mit den Hintermännern der Bande gegeben hatte, die der Angeklagte mitbekommen hatte. Die Männer gaben dem Angeklagten 2500 Euro und alle fuhren ins Casino nach Tschechien. Der Angeklagte gab zwar an, man habe ihm gesagt, das Geld stamme aus Sportwetten. Diese Aussage hatten die beiden anderen Männer bei einer Verhandlung im April bestätigt. Dem glaubte das Gericht allerdings nicht. Warum?

    Erstens hatte der Geldabholer sich bei seiner polizeilichen Vernehmung anders geäußert. Ein Polizist berichtete außerdem jetzt in dem Prozess, dass der Geldabholer und sein Kumpan, die später festgenommen wurden, versehentlich beide in die Justizvollzugsanstalt Gablingen verlegt worden seien. Dort nahm der eine über einen sogenannten Hausarbeiter, also einen Gefangenen, der im Gefängnis Hilfsdienste verrichtet oder Essen ausgibt, Kontakt mit dem Geldabholer auf. Dieser sollte 10.000 Euro bekommen, wenn er den Freund des Angeklagten nicht mehr belastet. Sollte er seine Aussage nicht ändern, wurden ihm Konsequenzen angedroht. Das kam heraus, als die Polizei das Gespräch zwischen dem Geldabholer und dessen Lebenspartnerin bei einem Besuch im Gefängnis überwachte.

    Amtsgericht Aichach: Staatsanwaltschaft fordert Haftstrafe

    In seiner Urteilsbegründung sagte Richter Axel Hellriegel, dass es angesichts der widersprüchlichen Aussagen der drei Männer schwer sei zu entscheiden. Der Angeklagte habe aber auf der Fahrt von München nach Derching viele Telefonate mitbekommen. Außerdem gebe es Ungereimtheiten in den Aussagen: Der Angeklagte hatte den Wettanbieter Oddset erwähnt, die beiden anderen Tipico.

    Das Strafmaß von einem Jahr und drei Monaten erklärte der Richter damit, dass der Angeklagte unter Bewährung stand, als er die Tat beging. Der 34-Jährige muss außerdem Wertersatz leisten, das heißt, es kann Geld in der Höhe eingezogen werden, die der Angeklagte erbeutet hat. Die Staatsanwältin hatte zwei Monate Haft mehr gefordert, die Verteidigerin hatte einen Freispruch verlangt. Gegen die beiden Trickbetrüger laufen ebenfalls Verfahren wegen ihrer Taten.

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