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Aichach-Friedberg: Parkende Autos & Co. – So werden Rettungskräfte ausgebremst

Aichach-Friedberg

Parkende Autos & Co. – So werden Rettungskräfte ausgebremst

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    Freie Fahrt für Rettungswagen oder Löschzüge der Feuerwehr ist nicht immer selbstverständlich. Rücksichtslos geparkte Fahrzeuge erschweren die Einsätze.
    Freie Fahrt für Rettungswagen oder Löschzüge der Feuerwehr ist nicht immer selbstverständlich. Rücksichtslos geparkte Fahrzeuge erschweren die Einsätze. Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolfoto)

    Unfälle, gewaltsame Auseinandersetzungen, Bewusstlosigkeit: Bei Rettungseinsätzen zählt oft jede Sekunde, für Patienten und Angehörige ist das Warten eine Tortur. Doch was, wenn Sanitäter, Polizei oder Feuerwehr auf dem Weg zu Menschen in Not ausgebremst werden? Im Wittelsbacher Land komme es immer häufiger zu solchen Vorfällen, kritisiert Grünen-Kreisrat und Rettungssanitäter Stefan Lindauer.

    „Solange wir den Patienten nicht gesehen haben, herrscht immer Zeitdruck“, erklärt Lindauer. Der Sanitäter berichtet von einem Einsatz bei einer bewusstlosen Frau in einem Wohngebiet in Wulfertshausen (Stadt Friedberg), bei dem ein in einer Kurve geparktes Auto die Zufahrt zum Einsatzort blockierte. „Die letzten 50 Meter mussten wir mit unserer Ausrüstung zu Fuß laufen“, so Lindauer.

    Zu Fuß hätten im Ernstfall bei einem Einsatz der Feuerwehr auch die letzten Meter zu einem Haus in der Straße Westend in Pöttmes zurückgelegt werden müssen. Das große Auto wäre an den geparkten Autos nicht vorbeigekommen, sagt Bürgermeister Mirko Ketz. Die Gemeinde entschloss sich daher nach Rücksprache mit dem Feuerwehrkommandanten, den Engpass in eine Feuerwehranfahrtszone umzufunktionieren. Grundsätzlich komme es nur „ganz gelegentlich vor“, dass Autos Rettungswege blockieren, sei die Erfahrung des Bürgermeisters. In einem akuten Fall würde Ketz die Polizei einschalten, bei Dauerfalschparkern den kommunalen Verkehrsüberwachungsverein, bei dem Pöttmes Mitglied ist.

    Falsch parkende Autos behindern Einsatzkräfte

    Falsch parkende Autos sind zwar das größere, aber nicht das einzige Problem bei Blaulicht-Einsätzen. Auch wenn die Hausnummer des angesteuerten Einsatzortes schwer erkenntlich ist, verzögert das die Anfahrt. Erst kürzlich hatten es die Helfer mit einer besonders kreativen Nummer zu tun, berichtet Lindauer. Die Zahl 94 sei ausgeschrieben als „vierundneunzig“ am Haus angebracht und so nur schwer zu erkennen gewesen.

    Im Wittelsbacher Land komme es immer häufiger vor, dass Rettungskräfte behindert werden, kritisiert Grünen-Kreisrat und Rettungssanitäter Stefan Lindauer.
    Im Wittelsbacher Land komme es immer häufiger vor, dass Rettungskräfte behindert werden, kritisiert Grünen-Kreisrat und Rettungssanitäter Stefan Lindauer. Foto: Wolfgang Kauer

    Um Rettern ihre Arbeit zu erleichtern und wertvolle Zeit zu sparen, sollten Hausnummern bereits bei der Einfahrt in die Straße ersichtlich sein, so Lindauer. Außerdem sei es wichtig, bei Nacht für ausreichende Beleuchtung zu sorgen. Beim Design sollten Anwohner minimalistisch bleiben, so der Sanitäter: „Es darf nichts zu Ausgefallenes sein. Wir brauchen eine klar erkennbare Zahl.“

    Als Kreisrat sind Lindauers Möglichkeiten, das Problem mit den Falschparkern anzugehen, beschränkt: Die Zuständigkeit für Parkflächen liegt bei den Gemeinden und der Polizei. „Denen ist das Problem natürlich bekannt. Aber die Gemeinden müssen noch stärker auf den ruhenden Verkehr schauen“, meint Lindauer. Der Grünen-Politiker schlägt zudem den Bürgermeistern vor, in Rundschreiben oder bei Bürgerversammlungen auf die Problematik aufmerksam zu machen.

    Rettungskräfte in Aichach-Friedberg müssen teils Autos beschädigen

    Lindauer ruft dazu auf, sich ins Gewissen zu rufen, wo man sein Auto abstellen kann, ohne mögliche Rettungseinsätze zu blockieren. In kritischen Situationen könne es nämlich auch passieren, dass abgestellte Autos beschädigt werden. „Dann ist auch mal der Spiegel ab, und das ist für beide Seiten unschön.“

    „Vorausschauend parken und mitdenken“, wünscht sich Hannes Stiegler, Polizeihauptkommissar im Sachgebiet Verkehr der Polizeiinspektion Aichach, von den Verkehrsteilnehmern. Ab und zu komme es vor, dass Einsatzfahrzeuge von falsch geparkten Fahrzeugen behindert werden, weiß er aus seiner Erfahrung. Von Autofahrern hört er dann oft Sätze wie: „Ich bin ja nur kurz mal“ zum Beispiel beim Semmelholen. Stiegler sagt: „Wenn das jeder macht, dann ist den ganzen Tag lang etwas zugeparkt.“

    Diese Regeln gelten beim Parken

    Grundsätzlich ist beim Parken eine Restfahrbahnbreite von 3,05 Metern freizuhalten. Dieses Maß gelte vom Außenspiegel bis zur Fahrbahngrenze, sagt Stiegler. Er weist darauf hin, dass nicht nur Rettungswege freizuhalten sind, sondern Einsatzfahrzeuge auch freie Bahn haben müssen. Das bedeute nicht immer, dass Autofahrer bremsen und halten müssen, betont er. „An Kuppen darf auch mal Gas gegeben oder an engen Stellen auf den Gehweg gefahren werden.“

    Blockiert ein Autofahrer eine Feuerwehrzufahrt oder einen Rettungsweg, kostet das 35 Euro. Stiegler weiter: „Und die Polizei hat einen Abschleppgrund.“ Wird ein Rettungswagen im Einsatz durch ein geparktes Auto behindert, liegt das Bußgeld bei 65 Euro und es gibt eine Anzeige.

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