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Aichach-Friedberg: ÖDP-Bundestagskandidat Lidl empfiehlt die Konkurrenz

Aichach-Friedberg

ÖDP-Bundestagskandidat Lidl empfiehlt die Konkurrenz

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    ÖDP-Bundestagskandidat Thomas Lidl klettert gern. Die Boulderhalle des Meringer Alpenvereins ist auch sein Lieblingsort.
    ÖDP-Bundestagskandidat Thomas Lidl klettert gern. Die Boulderhalle des Meringer Alpenvereins ist auch sein Lieblingsort. Foto: Marcus Merk

    Unter der Woche nutzt er in der Regel nur ein Verkehrsmittel – ob für den Arbeitsweg von Mering nach Friedberg oder in der Freizeit. Mit dem Radl kommt Thomas Lidl auch zum Termin an seinen Lieblingsort: die Boulderhalle des

    ÖDP

    : "Wir fliegen zu viel, wir fahren zu viel"

    Übersetzt auf die überregionale und regionale Politik wird seine Lebenseinstellung etwas ausführlicher und konkret: „Wir brauchen keine dritte Startbahn in München – wir fliegen zu viel.“ „Wir brauchen keine dicken Autos – wir fahren zu viel.“ „Wir brauchen keine Ortsumfahrung in Kissing“ – Tempo 30 verringere den Lärm für die Anwohner dort. Jede neue Straße oder ein Ausbau wie für die Osttangente durchs Lechtal geplant bringe doch nur zusätzlichen Verkehr, ist Lidl überzeugt. Außerdem seien in

    Fragebogen Bundestags-Kandidat Thomas Lidl

    Welches Musikinstrument würden Sie gerne spielen können?

    Gitarre. Ich übe und versuche es schon seit mehreren Jahren, aber über „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ kommen ich einfach nicht hinaus. Liegt aber wohl auch daran, dass ich recht unmusikalisch bin.

    Was kommt bei Ihnen auf den Grill?

    Grundsätzlich grille ich ungern. Auf offenem Feuer kochen dagegen macht Spaß. Dazu verwenden wir eine alte gusseiserne Pfanne und machen darin Fladenbrot nach georgischem Rezept und überraschend gut schmeckende vegane Bohnenbratlinge.

    Welches Auto fahren Sie?

    Unter der Woche fahre ich nur Fahrrad. Wenn wir am Wochenende in die Berge oder woandershin fahren, dann mit unserem restauriertem T4.

    Hatten Sie als Kind einen Spitznamen und wie lautete dieser?

    Einen festen Namen gab es da nicht. Halt das Übliche aus Tom oder Tommi.

    Ihr aktueller Lieblingsfilm?

    Da gibt es nichts.

    Wenn Sie wählen müssten, in welchem Jahr würden Sie gerne leben: 1880, 1950, 1980 oder 2021?

    Mit meinem heutigen Alter und Wissen würde ich eindeutig im Jahr 1980 leben wollen. Zu dieser Zeit wäre es noch so einfach gewesen, das Klimaziel zu erreichen.

    Welchen Luxus gönnen Sie sich?

    Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie. Wir sind zu fünft viel in der Natur unterwegs. Unser aktuelles Projekt ist, über die Paar und die Donau mit Kanus bis nach Regensburg zu den Eltern meiner Frau zu paddeln.

    Wenn Sie auf das vergangene Jahr zurückblicken: Auf welches persönliche Erlebnis könnten Sie verzichten?

    Eindeutig meine Corona-Infektion. Zum Glück war es eher mild, aber zwei Wochen Quarantäne für die ganze Familie ist echt heftig. Auch der kurzzeitige Verlust des Geruchs- und Geschmacksinns war eine sehr schockierende Erfahrung. (cli)

    Der 41-jährige bleibt auch als ÖDP-Bundestagskandidat seinem Lebensmotto konsequent treu: Er freue sich natürlich über jede persönliche Erststimme. Bei der Zweitstimme ist für ihn jedoch weniger ÖDP mehr, wenn stattdessen die aus seiner Sicht richtige Partei gewählt wird. Er empfiehlt jedenfalls ökologisch denkenden Bürgern, die etwas verändern wollten, ganz lapidar die Konkurrenz: „Wählt grün, wählt Baerbock.“ Seit zwei Jahren ist Lidl Mitglied der ökologischen Demokraten und hat in der Partei ruckzuck Verantwortung übernommen. Im Leben, in Beruf und mit seiner Familie habe er sich Grundlagen geschaffen, nun sei Zeit für etwas Neues. Seit knapp einem Jahr ist er Kreisvorsitzender der ÖDP und jetzt Kandidat im Wahlkreis. Zurücklehnen sei nicht so seine Sache, sagt er dazu: Er wolle einfach was bewegen.

    Was der Bundestagskandidat zum Wahlprogramm der ÖDP sagt

    Das Programm seiner Partei ist für ihn ökologisch stimmig und cool: „Einfach super.“ Aber dem 41-Jährigen ist klar, dass es für ihn nicht für einen Umzug nach Berlin reichen wird und auch nicht für einen anderen aus seiner Partei – außer es geschehen noch Zeichen und Wunder. Weil das eher selten vorkommt und in Anbetracht des Klimawandels müsse sich aber sofort etwas verändern: Wer Union oder SPD wähle, der sorge bestimmt nicht dafür, ist der Familienvater mit drei Kindern (7, 10, 13 Jahre) überzeugt. Der Slogan („Damit Deutschland stabil bleibt“) auf CSU-Plakaten mit Kanzlerkandidat Armin Laschet und Ministerpräsident Markus Söder sage doch alles aus, findet Lidl. Stabilität sei eben genau das falsche Signal, wenn es darum gehe, die Erderwärmung zu stoppen, beziehungsweise die Folgen zu begrenzen.

    Dazu seien zum Teil auch radikale Maßnahmen notwendig, sagt Lidl. Dass dies möglich sei und die große Mehrheit der Menschen dies akzeptieren würde sieht er durch das Beispiel Rauchverbot in Bayern bewiesen. Das hat die ÖDP vor über einem Jahrzehnt mit einem Volksbegehren ins Rollen gebracht und sei damals zunächst auf massiven Widerstand gestoßen. Aber heute könne sich das doch gar niemand mehr anders vorstellen und selbst ein Großteil der Raucher sei dafür.

    Erlebnispädagogik an der Mittelschule ist "Herzensangelegenheit"

    Der gelernte Bankkaufmann hat über den Zweiten Bildungsweg Abitur gemacht und dann Lehramt studiert. Seit elf Jahren unterrichtet er an der Mittelschule in Friedberg und hat dort als Erlebnispädagoge ein besonderes Projekt ins Laufen gebracht, das ihm nicht nur sehr wichtig ist, sondern spürbar begeistert. Lidl hat sich schon im Studium intensiv mit der Erlebnispädagogik beschäftigt. Paddeln, Klettern, Schatzsuche mit Karte und andere Angebote sind vorrangig für die Ganztagsklassen in Friedberg gedacht, aber auch die anderen Schüler profitieren und die Resonanz sei „bombastisch“. Lidl spricht von einer „Herzensangelegenheit.“ Ziel sei es, das Selbstwertgefühl der Schüler zu verbessern, Lernprozesse in Gang zu setzen, eigene Fähigkeiten zu erkennen und Selbstvertrauen zu entwickeln.

    Gleiche Ziele verfolgt er in der Freizeit mit seinem Engagement bei der Sektion Mering des Alpenvereins. Seit 15 Jahren ist er Jugendleiter und betreut auch die vereinseigene Boulderhalle. Die ist mit enormer Eigenleistung von engagierten Mitgliedern und in vielen Stunden auch von ihm entstanden. In diesem Fall gilt also mal „Viel ist mehr“.

    Von Lidls Wahlempfehlung für die Grünen hat sich mittlerweile der Bundesvorstand der ÖDP in einer Pressemitteilung distanziert. Nun äußert sich auch der Kandidat selbst zusammen mit dem Kreisvorstand.

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