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Aichach-Friedberg: Neues Jahrbuch "Altbayern in Schwaben" erzählt von Widerstand in Todtenweis

Aichach-Friedberg

Neues Jahrbuch "Altbayern in Schwaben" erzählt von Widerstand in Todtenweis

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    Das neue "Altbayern in Schwaben" ist fertig. Das Foto zeigt Autoren und einen Teil des Redaktionteams.
    Das neue "Altbayern in Schwaben" ist fertig. Das Foto zeigt Autoren und einen Teil des Redaktionteams. Foto: Erich Echter

    Ein kleines Jubiläum feiert das Jahrbuch "Altbayern in Schwaben'", das Kultur und Geschichte im Wittelsbacher Land widerspiegelt. Seit 20 Jahren erscheint dieses heimatkundliche Buch im Landkreis Aichach-Friedberg. Landrat Klaus Metzger betonte bei der Vorstellung des neuen Bandes: "Über 60 verschiedene Autoren haben 190 Aufsätze geschrieben, die 3890 Seiten füllen.“ Das aktuelle Werk beinhaltet neun Beiträge von sieben Autoren. Der Landrat bewertete den Jubiläumsband als ein starkes Stück Heimatgeschichte auf 198 Seiten.

    In "Altbayern in Schwaben" geht's nicht nur um Geschichte. Kreisheimatpfleger Hubert Raab schreibt etwa über „Tagfalter im Landkreis Aichach-Friedberg“. Sein Beitrag zeigt die Vielfalt von Schmetterlingen, die im Landkreis ihren Lebensraum haben. An die 80 verschiedene Tagfalter hat Raab in akribischer Kleinarbeit in freier Natur aufgespürt, fotografiert und ihre Lebensräume beschrieben. Nachfolgend ein Überblick über die Autoren und ihre Geschichten:

    Hubert Raab: Die Schlösser von Winden und Stockensau

    Raab beschreibt die Kühbacher Ortsteile Winden und Stockensau ab dem 16. Jahrhundert mit ihren prächtigen Hofmarkschlösschen und reichen Stadtherrn, die auf dem Land ein Leben wie der Adel führten. 1535 kam der Herrenhof Stockensau an den Augsburger Stadtarzt und „Harnsteinschneider“ Benedikt Fröschl. Fröschl ließ in Stockensau ein Landschlösschen mit einem prächtigen Garten und einem „Maienbad“ entstehen. Der Hausname „Schlossbauer“ zeugt heute noch davon. Zu seinen Patienten gehörte auch der damals bekannteste Augsburger, Anton Fugger.

    Gabriele Raab: Farbige Glasfenster im Landkreis

    Die Friedbergerin berichtet über die Geschichte der wenigen erhaltenen spätmittelalterlichen Glasfenster im Landkreis. Gerade der Dreißigjährige Krieg habe im Wittelsbacher Land in den Jahren von 1632 bis 1634 aufs schlimmste gewütet, wobei die meisten Glasfester zerstört wurden.

    In St. Stephan in Metzenried sind noch drei kleine Glasgemälde aus dem frühen 16. Jahrhundert zu sehen. Auch in der Aichacher Stadtpfarrkirche haben sich zwei über 500 Jahre alte Glasfester erhalten. Ein Glasgemälde mit einem Wappenschild gibt es noch in der Kirche St. Martin in Sielenbach und zwei Glasfenster mit Wappen in der Burgkirche Oberwittelsbach.

    Franz Riß: Der Widerstand in Todtenweis

    Für Erschütterungen sorgten auch in unserer Gegend im 16. Jahrhundert die Reformation und der daraus folgende Bauernkrieg von 1525. Franz Riß hat in alten Urkunden Unbotmäßigkeiten und Tätlichkeiten gegen Geistliche aufgespürt. In Unterbernbach schlug, wie in Gerichtsrechnungen von 1525 notiert ist, Matthes Schmid den Pfarrer mit der Faust unter das Angesicht.

    Hans Erasmus griff den Pfarrer mit einem Hiebmesser an. Die Todtenweiser weigerten sich, dem Befehl zum Kriegseinsatz gegen die Bauern Folge zu leisten! In verschiedenen Publikationen ist von einem „Todtenweiser Widerstand“ die Rede.

    Regine Nägele: Der Schwarze Freitag Friedbergs

    Regine Nägele beschreibt den 16. Juli 1632, als schwedische Soldaten und fanatische Augsburger Protestanten in Friedberg wüteten. Danach soll die Grenzstadt sieben Tage und sieben Nächte gebrannt haben. Es brannten alle Häuser, die Kirchen und das Schloss. Friedberg war im Dreißigjährigen Krieg die erste bayerische Stadt, die durch Brand zerstört wurde. Sie blieb drei Jahre eine menschenleere Geisterstadt.

    Ingo Aigner: Erzherzog Karl in Friedberg

    Ingo Aigner schreibt über die Koalitionskriege und die Zeit, als der Habsburger Erzherzog Karl fast vier Monate in Friedberg residierte. Er traf am 12. November 1798 im Hauptquartier der Reichsarmee in Friedberg ein und übernahm das Kommando.

    Wolfgang Brandner: Begräbniskultur auf dem Alten Friedhof in Aichach

    Wolfgang Brandner, Leiter der Heimatbücherei, stellt eine heute weitgehend unbekannte Technik zur Herstellung von Denkmälern aus Metall vor. Im Aichacher Friedhof findet man noch einige davon, etwa der „Haberstock-Christus", der wohl nach dem frühen Tod von Albert Haselberger 1907 in Auftrag gegeben worden war. Weiter vermittelt er Einblicke in die bürgerlichen Lebens- und Arbeitswelten in Aichach um 1900.

    Michael Schmidberger: Das historische Stau- und Triebwerk an der Weilach

    Kreisheimatpfleger Michael Schmidberger zeigt auf, wie es 1909 zur Errichtung einer zentralen Wasserversorgung im Weiler Bergen bei Schiltberg kam. Vom Talgrund bis hinauf zur Bergsiedlung hatte das Trinkwasser einen Höhenunterschied von 57 Metern und eine Geländestrecke von rund 1,7 Kilometern zu meistern.

    Hubert Raab: Die Monstranz von St. Ottilien

    Hubert Raab erzählt von der wertvollen Monstranz des Klosters St. Ottilien, die Vater und Sohn einer Sirchenrieder (Mering) Familie vor einer Beschlagnahmung durch Nazis in Sicherheit brachten. Gut eingewickelt und in einem Kinderwagen versteckt, brachten sie die wertvolle Monstranz des Klosters mit der Ammersee-Eisenbahn nach Sirchenried, wo sie unversehrt den Zweiten Weltkrieg überstand.

    Verkauf: Der neue Band des reich bebilderten „Altbayern in Schwaben 2020“ ist im Buchhandel zum Preis von 15,90 Euro (ISBN 978-3-9813801-8-7) oder auf der Website des Landratsamts erhältlich. Eine Buchvorstellung gibt es in diesem Youtube-Video.

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