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Aichach-Friedberg: Mit dem Heißluftballon über das Wittelsbacher Land schweben

Aichach-Friedberg

Mit dem Heißluftballon über das Wittelsbacher Land schweben

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    Im Heißluftballon hat man eine wunderschöne Sicht auf das Wittelsbacher Land. Von oben sieht die Paartalbahn am Bahnhof in Obergriesbach aus wie eine Modelleisenbahn.
    Im Heißluftballon hat man eine wunderschöne Sicht auf das Wittelsbacher Land. Von oben sieht die Paartalbahn am Bahnhof in Obergriesbach aus wie eine Modelleisenbahn. Foto: Marlene Weyerer

    Langsam wird es hell. Am Horizont ist die Sonne zwar noch nicht zu sehen, aber die Morgenröte scheint über die Wiese im Paartal. Der Tau, der sich über Nacht gebildet hat, fängt an zu verdunsten, das Gras ist von Nebel bedeckt. „Alle anpacken!“ Viel Zeit, um die romantische Szenerie zu betrachten, bleibt nicht. Horst Reisch packt mit seinem Sohn Max seinen Heißluftballon aus dem Hänger. Die Mitfahrerinnen müssen helfen.

    Es ist kurz vor 6 Uhr morgens. Renate Ziegler aus dem Hollenbacher Ortsteil Motzenhofen und ihre 14-jährige Tochter Lea mussten um 4.30 Uhr aufstehen, um heute Ballon zu fahren. „Die Aufregung hat einen auch nicht schlafen lassen“, sagt Renate Ziegler. Aber trotz früher Uhrzeit und des wenigen Schlafs ist die Vorfreude groß. Jetzt heißt es erst einmal: Ballon aufbauen. Renate Ziegler trägt Propangas-Flaschen zum Korb, wo Reisch sie anschließt. Dann muss die 30 Meter lange Hülle ausgebreitet und am Korb befestigt werden.

    Sonnenaufgang über dem Wittelsbacher Land

    Zuletzt muss Luft in die Hülle. Anders als der Name Heißluftballon vermuten lässt, füllt Reisch die Hülle erst zu einem Teil mit kalter Luft. Rechts und links wird die Hülle vor einer Art großem Ventilator festgehalten. Sie bäumt sich auf, wird immer größer. Dann kommt die heiße Luft. „Es wird erst einmal heiß, aber nicht die Hülle loslassen, sonst können wir wieder heimfahren“, hat Reisch schon vor dem Auffüllen gewarnt. Es wird dann auch ziemlich warm am Rand der Hülle. Irgendwann ist genug heiße Luft drin und sie steigt vom Boden auf. Der Korb steht jetzt auf der Wiese.

    In der Luft betrachten Renate Ziegler und ihre Tochter Lea den Sonnenaufgang.
    In der Luft betrachten Renate Ziegler und ihre Tochter Lea den Sonnenaufgang.

    Dort klettern Reisch und seine Mitfahrerinnen hinein. Ziegler und ihre Tochter stellen sich an die jeweilige Ecke, die Reisch ihnen im Vorhinein zugewiesen hat. Dann geht es los. Reisch betätigt die Brenner, Feuerstrahlen erhitzen die Luft. Unmerklich hebt der Korb plötzlich vom Boden ab. Ein Ballon fliegt nicht, er fährt.

    Das ist Ballonfahrern sehr wichtig. Es fühlt sich aber eher wie Schweben an. Sachte steigt der Ballon immer weiter hoch, die Wiese unter ihm wird kleiner. In dem Moment erscheint die Sonne rot-orange am Horizont. Sonnenaufgang über dem Wittelsbacher Land. „Das ist so schön“, sagt Reisch. „Allein dafür lohnt sich doch das frühe Aufstehen.“ Immer wieder während der Fahrt ruft er beim Blick auf die Landschaft aus, wie schön sie doch sei. Auch nach mehr als 30 Jahren als Ballonfahrer freut er sich über die Aussicht aus der Luft.

    Er fährt allerdings nicht so früh los, weil er jedes Mal den Sonnenaufgang erleben will. Grund dafür ist die Thermik: Durch die Sonne erwärmt sich im Sommer der Boden und damit auch die Luft über ihm. Die warme Luft steigt auf. Thermik ist für die Ballonfahrt schlecht. Denn dadurch entstehen zum einen meist stärkerer Wind in Bodennähe, zum anderen unkontrollierbare Auf- und Abwärtsbewegungen der Luft. Deswegen können Ballonfahrer nur morgens und abends starten. Abends um 18 Uhr ist es Reisch aber derzeit zu heiß.

    Im Winter dagegen gibt es keine oder nur geringe Thermik, da kann auch tagsüber gefahren werden. „Winter ist die schönste Zeit zum Ballonfahren“, sagt Reisch. Nicht nur wegen fehlender Thermik. „Wenn du alles in Weiß siehst, ist es wie ein Traum“, so Reisch. Außerdem sei es oben im Ballon wärmer als unten am Boden.

    Der Wind bestimmt die Richtung des Heißluftballons

    Auch an diesem Tag ist die Luft oben deutlich wärmer als auf der Wiese. Um 6.25 Uhr startet der Ballon, um 6.50 wird es langsam warm. „Wir sind jetzt 750 Meter über dem Meer, also so 300 Meter über Grund“, sagt Reisch. Der Ballon werde noch etwa 100 Meter weiter steigen. Hier oben fährt er etwa 30 Kilometer pro Stunde. Die Geschwindigkeit ist aber nicht zu spüren. Es ist ein Schweben über einer wunderschönen Landschaft: Felder, Wasser, Häuser.

    Die Fahrt geht über Gewässer, Häuser und viele Felder.
    Die Fahrt geht über Gewässer, Häuser und viele Felder.

    Die Richtung, in die der Ballon fährt, lässt sich nicht kontrollieren. Der Wind bestimmt das. Reisch kann anhand von Wettervorhersagen einschätzen, wo es hingeht. Am Ende kann es aber auch immer anders laufen. Heute treibt der Wind den Heißluftballon Richtung Augsburg. Anfangs sehen Ziegler und ihre Tochter die Paartalbahn in Obergriesbach. „Das ist immer nett, von oben sieht sie aus wie eine Märklin-Bahn“, sagt Reisch.

    Dann zieht es den Ballon Richtung A8, vorbei am Autobahnsee. Er fährt genau über die Stelle, an der Wertach und Lech zusammenfließen. Hinter Augsburg lässt Reisch den Ballon sinken, indem er die Brenner seltener und kürzer betätigt. Im Schmuttertal bei Neusäß (Landkreis Augsburg) sucht er nach einer geeigneten Wiese, um zu landen.

    Immer wieder sinkt der Ballon über einer Wiese, um doch kurz vor knapp von dem Wind in eine ungünstige Lage gebracht zu werden. Mal über einen Zaun, mal zu nah an einer Hochspannungsleitung. Eine Dreiviertelstunde lang versucht es Reisch, bevor er beschließt, auf einem Weg hinter einem Maisfeld zu landen. Die Passagiere halten sich gut fest. Der Korb streift die Spitzen der Maispflanzen. Schließlich sinkt er auf den Boden. Es ist knapp: Der Korb knickt mit dem Rand noch drei oder vier Maispflanzen aus der ersten Reihe ab. Ansonsten ist es eine sehr ruhige Landung.

    Hier unten ist es beinahe windstill. Auf dem Weg wartet schon Reischs Sohn Max, der die ganze Zeit dem Ballon hinterhergefahren ist. Nach dem Aufräumen ist das Ballonerlebnis aber noch nicht vorbei: Renate und Lea Ziegler werden in den Adelsstand der Ballonfahrer erhoben. Renate Ziegler wird zur „Gräfin der Lüfte über dem Paartal“ getauft. Ihre Tochter Lea darf sich ab jetzt „Freifrau vom Morgenhimmel vom Wittelsbacher Land“ nennen. Dahin geht es auch gleich wieder zurück.

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