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Aichach-Friedberg: Lockdown: Die Menschen vermissen ihre Friseure

Aichach-Friedberg

Lockdown: Die Menschen vermissen ihre Friseure

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    Für einige Monate konnten Friseure mit Maske ihrem Beruf nachgehen, jetzt dürfen sie gar keine Haare schneiden.
    Für einige Monate konnten Friseure mit Maske ihrem Beruf nachgehen, jetzt dürfen sie gar keine Haare schneiden. Foto: Ralf Lienert (Symbolfoto)

    Sitzt die Frisur noch? Zugegebenermaßen eine gemeine Frage, die die Redaktion auf Facebook ihren Lesern stellte, die Friseure haben schließlich seit Wochen zu. Immerhin 19 erzählten, dass die Frisur noch sitze. 43 dagegen gaben zu, dass auf ihren Köpfen Chaos herrscht.

    Der Aufforderung, ein Bild von diesem Chaos zu schicken, kam allerdings kaum jemand nach. Ein Nutzer kommentierte humorvoll mit einem Bild von einem schottischen Hochlandrind, dem die Haarmatte die Augen verdeckt. Ein anderer Nutzer prahlte mit einer perfekten Frisur - und zeigte ein Foto von seiner Glatze. Generell sehen offensichtlich viele der Menschen im Wittelsbacher Land das Problem mit der Corona-Frisur gelassen und mit Humor. "Dann wird die Matte halt noch ein bisschen gezüchtet", schreibt eine Nutzerin. Eine andere Frau gibt an, selbst zur Friseurin geworden zu sein. Ergebnis: "War ganz okay."

    Viele Friseure vergeben keine Termine für nach dem Lockdown

    Der Aichacher Schauspieler Georg Laberger hat da Glück, ihm werden aus beruflichen Gründen die Haare geschnitten. "Ich spiele ja eher seriöse Rollen, da passen langhaarige oder sehr wellige Frisuren nicht", erzählt Laberger. Aktuell sei er für "Sturm der Liebe" mehrmals bei Drehs dabei. Da müsse die Frisur immer exakt gleich aussehen. "Wenn man nach zwei Wochen einen Anschlussdreh hat, der in der Serie am selben Tag spielt, können die Haare ja nicht plötzlich länger sein", erklärt der Schauspieler. Es sei auch ohne Corona gängige Praxis, dass die Maskenbildner auch dafür sorgen, dass die Frisur stimmt.

    Mehr als die Menschen, deren Frisuren außer Rand und Band geraten, leiden allerdings Friseure unter dem langen Lockdown. Es ist momentan nicht leicht, überhaupt einen Coiffeur zu erreichen. Bei den meisten Läden geht ein Anrufbeantworter ans Telefon, der Kunden bis auf Weiteres vertröstet. "Aufgrund der unvorhersagbaren Situation, können wir im Moment keine Termine ausmachen", heißt es dann beispielsweise.

    Aichacher Friseurin: Stammkundschaft bleibt treu

    Eva Halbach von Friseur Sander in Aichach hat im Januar ganz optimistisch noch Termine für Februar vergeben, die sie wieder absagen muss. "Jetzt wollen die Leute wissen, wann wir neue Termine ausmachen", erzählt sie. Die Situation sei frustrierend, weil sie nur schwer abschätzen könne, wann es weitergeht.

    Trotzdem bleibt sie optimistisch. Die Stammkundschaft bleibe auch im Lockdown treu und kaufe zum Beispiel die Farben bei ihrem Friseursalon. Allerdings komme ein Kunde, der sonst zwölf mal im Jahr zum Friseur geht, heuer vielleicht nur neun Mal. "Das lässt sich nicht alles aufholen", sagt Halbach. Corona-Hilfen sind noch keine angekommen. Die Sofort-Hilfe aus dem ersten Lockdown muss sie größtenteils zurückzahlen. Die Inhaberin will allerdings nicht jammern, wie sie sagt, schließlich gehe es momentan vielen Branchen so. "Wir hoffen einfach, dass wir baldmöglichst wieder aufmachen dürfen", sagt sie.

    Corona-Hilfen sind bei Friseuren noch nicht angekommen

    Tanja Brzenskott leitet den Friseursalon Tanja in Pöttmes. Im Frühjahr hatte sie ihren Kunden immer wieder Termine für die Zeit nach dem Lockdown gegeben, die dann hinfällig wurden, wenn der wieder verlängert wurde. Jetzt wartet sie mit der Terminvergabe ab. Allerdings ruft sie trotzdem immer wieder Stammkunden an und unterhält sich mit ihnen. Es sei ihr wichtig, mit ihren Kunden in Kontakt zu bleiben. "Oft kommen dann Fragen, wann wir wieder aufmachen, und sie sagen, dass sie uns vermissen", sagt Brzenskott.

    Die Friseurmeisterin erzählt, sie habe auch Anfragen bekommen, ob sie auf einen Kaffee vorbeikommen und die Schere mitnehmen wolle. "Aber schwarz arbeiten wir natürlich nicht", betont sie. Dass sie bei Fußballstars und im Supermarkt häufig frisch geschnittene Haare sehe, stimmt Brzenskott traurig. Ebenfalls traurig ist sie über fehlende Hilfen der Regierung. Die Inhaberin hat noch nichts ausgezahlt bekommen. Als alleinerziehende Mutter mit einem eigenen Geschäft fühlt sie sich allein gelassen.

    Allerdings freut sich Brzenskott darauf, ihren Traumberuf wieder ausüben zu können. Sobald es möglich sei, werde sie ihre Kundschaft anrufen und Termine vereinbaren. "Ich freu mich einfach schon auf meine Kunden", erzählt sie. Die Friseurmeisterin sagt, dass es ihren Kunden auch so geht. "Gerade wenn sie sich selbst verschnitten oder verfärbt haben", so Brzenskott. Durch die lange Zeit ohne Friseur würden die Menschen ihren Beruf plötzlich ganz anders wertschätzen. "Manchmal hat da früher die Anerkennung gefehlt."

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