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Aichach-Friedberg: Landratsamts-Erweiterung: Ja zu Anbau, aber mit Notbremse

Aichach-Friedberg

Landratsamts-Erweiterung: Ja zu Anbau, aber mit Notbremse

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    Dass Landratsamt in Aichach wird mit einem Holzanbau erweitert. Der Kreistag hat dazu einen Baubeschluss gefasst. Der Baustart ist aber noch offen.
    Dass Landratsamt in Aichach wird mit einem Holzanbau erweitert. Der Kreistag hat dazu einen Baubeschluss gefasst. Der Baustart ist aber noch offen. Foto: Erich Echter

    Das Landratsamt in Aichach wird erweitert – das zumindest ist jetzt nach vielen Jahren und unzähligen und zuletzt auch sehr kontroversen Debatten grundsätzlich beschlossen. Wann mit dem Anbau vor dem Blauen Palais begonnen wird und wann die rund 60 zusätzlichen Büros im Querriegel von den Mitarbeitern genutzt werden können, steht aber trotz der Zustimmung noch nicht definitiv fest. Der Kreistag hat nämlich im Beschluss auch eine Notbremse eingebaut. Die könnte nächstes Jahr gezogen werden.

    Eine 36:18-Mehrheit des Kreistags hat gestern Abend in einer extra anberaumten Sitzung einen Baudurchführungsbeschluss für das Projekt gefasst. Dafür stimmten in der Vierfachhalle im Aichacher Schulzentrum – wie vorab angekündigt – die CSU und die Grünen und dazu drei von sieben Kreisräten der Freien Wähler. Das hatte sich vorab nicht abgezeichnet. Gegen das Vorhaben, das laut Kostenberechnung mit 21,6 Millionen Euro beziffert wird, votierten die anderen Fraktionen (SPD, vier Freie Wähler, AfD, ÖDP, Unabhängige).

    Baustart für Erweiterung des Landratsamts Aichach-Friedberg verzögert sich

    Für den Baustart gilt eine Unwägbarkeit. Ursprünglich sollte die Entscheidung bereits im Februar im Kreistag fallen. Damaliger Zeitplan: Zwei Jahre Bauzeit für die Erweiterung bis zum Herbst 2023 und dann zwei weitere Jahre, um das über 40 Jahre alte Bestandsgebäude innen in zwei Abschnitten zu sanieren. Im Herbst 2025 sollte alles fertig sein und ein Großteil der Belegschaft, bis auf die drei verbleibenden Außenstellen (Kreisgut, Gesundheitsamt an der Klinik und Schlossplatz) wieder am Stammsitz der Verwaltung an der Münchener Straße zusammenarbeiten. Jetzt verzögert sich das um mindestens ein halbes Jahr.

    Infos zur geplanten Erweiterung des Landratsamtes in Aichach

    Neubau Im neuen Querriegel sollen etwa 60 zusätzliche Büros und Zimmer mit rund 115 Arbeitsplätzen, ein Wartebereich für Kunden und die Zulassungsstelle untergebracht werden.

    Mitarbeiter Rund 40 Mitarbeiter aus aufgelösten Außenstellen des Amtes könnten nach Fertigstellung wieder im Haupthaus arbeiten.

    Außenstellen Neben dem Kreisgut blieben noch das Gesundheitsamt am Krankenhaus und die Außenstelle am Schlossplatz. (cli)

    Frühestens könnte die voraussichtlich größte Netto-Bauinvestition in der Geschichte des Landkreises jetzt im Frühjahr 2026 abgeschlossen sein. Da finden übrigens wieder Kommunalwahlen statt.

    Ob dieser Termin zu halten ist, hängt davon ab, wie sich die Baupreise entwickeln. Nach Fortführung der Planung und noch vor der ersten Ausschreibung mit einem Paket von 60 Prozent der Aufträge (voraussichtlich Anfang 2022) soll eine Markterkundung stattfinden. Wenn die eine deutliche Kostenmehrung ergibt, könnten die Kreispolitiker immer noch die Reißleine ziehen. Notfalls auch noch nach dem Einholen der Angebote, wie Landrat Klaus Metzger den Räten zusicherte. Auch wenn die Aufhebung einer Ausschreibung rechtlich durchaus problematisch sein kann.

    Preis für Baumaterial: Anbau-Notbremse für Landratsamt Aichach-Friedberg

    Das Stichwort für die Anbau-Notbremse sind die aktuellen Preisexplosionen beim Baumaterial, besonders bei Holz und Stahl. Der Anbau, ein 55 Meter langer und 16 Meter breiter Querriegel, soll in Holz-Hybridbauweise errichtet werden. Die Kostenrechnung von 22,6 Millionen ist Ende 2020 erstellt worden und beinhalte auch keinen Kostenpuffer, so Planer Martin Werner vom Münchner Büro Raum und Bau Werner in seiner Vorstellung des Projekts. Die üblichen Preissteigerungen im Baugewerbe im Korridor von drei bis fünf Prozent pro Jahr seien nicht eingerechnet und auch die Folgen der Corona-Pandemie könnten in einer Kostenberechnung nicht vorausgesagt werden.

    In der Februarsitzung wurde der Baubeschluss nicht gefasst, weil im Kreistag immer mehr Gegenwind aufkam. Landrat Metzger (CSU) hätte zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Mehrheit von seiner Fraktion und den Grünen bekommen. Er wollte aber breite Unterstützung für das Projekt und schlug eine Extra-Beratungsrunde vor, um noch offene Fragen zu beantworten. Vor der rund zweistündigen Aussprache versuchte der Landrat noch, möglichst viele Kritiker mitzunehmen und warb für die Erweiterung. Er wisse, dass im Vorfeld dieser Entscheidung nicht jede Frage zur Zufriedenheit aller beantwortet worden sei und es sei ihm auch völlig klar, dass es sich um „sehr viel Geld“ handle.

    So soll die Erweiterung des Landratsamtes in Aichach mit einem Anbau in Holzhybrid-Bauweise aussehen.
    So soll die Erweiterung des Landratsamtes in Aichach mit einem Anbau in Holzhybrid-Bauweise aussehen. Foto: Raum und Bau

    Aber das sei sehr gut angelegt, damit die Mitarbeiter des Landratsamtes in Zukunft bestmögliche Arbeitsbedingungen hätten und die Bürger eine serviceorientierte und moderne Anlaufstelle. Durch die Zusammenführung der Hauptverwaltung entstünden Synergieeffekte. Metzger verwies auch auf den ökologischen Vorbildcharakter des geplanten Gebäudes.

    Die gegensätzlichen Lager im Aichach-Friedberger Kreistag bleiben

    Zur Sitzung lieferte die Verwaltung auch die von mehreren Kreisräten geforderte Vergleichskalkulation zwischen Neubau und Anmietung von Räumen ein. Demnach liegen die Kosten nahezu gleichauf bei rund 350.000 Euro pro Jahr. Für die Gegner war die Berechnung wenig überzeugend, für die Befürworter eine Bestätigung. In die zunächst betont sachliche Diskussion mischten sich im Verlauf immer schärfere Zwischentöne.

    Im Prinzip blieben aber die zwei Lager, die sich zuletzt gebildet haben: Ein zentraler Standort bringe Vorteile für die Abläufe in der Verwaltung und für die Bürger und man sei den eigenen Mitarbeitern gute Arbeitsbedingungen einfach schuldig, argumentierte die Ja-Fraktion.

    Einhäusigkeit gebe es auch danach nicht und der Zeitpunkt für das Bauprojekt in der Hochpreisphase und drohender Steuerausfälle sei der denkbar schlechteste, hielt die Nein-Fraktion dagegen. Auf eine weitere Vertagung wollte sich die Mehrheit aber nicht mehr einlassen.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Christian Lichtenstern: Auf den Landratsamt-Anbau wird mit Argusaugen geschaut

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