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Aichach-Friedberg: Längere Ferien: Droht den Schulen im Wittelsbacher Land nun das Chaos?

Aichach-Friedberg

Längere Ferien: Droht den Schulen im Wittelsbacher Land nun das Chaos?

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    Auch im Landkreis Aichach-Friedberg beginnen die Weihnachtsferien früher als geplant.
    Auch im Landkreis Aichach-Friedberg beginnen die Weihnachtsferien früher als geplant. Foto: Britta Pedersen, dpa (Symbolfoto)

    Offen lassen oder schließen? Maskenpflicht im Unterricht? Klassen teilen oder nicht? Seit Beginn der Pandemie stehen Schulen im Zentrum äußerst intensiver und emotionaler Debatten. Jüngstes Beispiel: die Weihnachtsferien. Fest steht: Sie beginnen in Bayern früher als geplant. Letzter Schultag in Bayern ist am Freitag, 18. Dezember. Ein sinnvolles Mittel sei das, um unbeschwert Weihnachten feiern zu können, sagte Bayerns Ministerpräsident Söder. Doch diejenigen, die die Konsequenzen dieser Entscheidung im Wittelsbacher Land tragen, teilen diesen Optimismus nur bedingt.

    Schulleiter Leischner: "Schulen stehen weiter in der Pflicht"

    "Die Stimmung ist näher an Verunsicherung als an ,Hurra, Ferien!'", sagt Peter Leischner, Leiter der Grund- und Mittelschule in Hollenbach. Unter den aktuellen Umständen könne er niemandem einen Vorwurf machen, offizielle Informationen zur Umsetzung von Corona-Regeln erreichten die Schulen aber oft nur spät. So auch jetzt. "Die Rede ist immer von verlängerten Ferien - aber da wäre ich vorsichtig", sagt Leischner. "Die Schulen stehen an den zwei Tagen vor Weihnachten weiter in der Pflicht. Wir stellen uns deshalb auf eine Notbetreuung ein, müssen aber auch vorbereitet sein, wenn doch noch Schule von zu Hause aus stattfinden soll."

    Peter Leischner leitet die Grund- und Mittelschule in Hollenbach.
    Peter Leischner leitet die Grund- und Mittelschule in Hollenbach. Foto: Reinhard Feisthammel

    Ein mögliches "Planungschaos", wie vom Deutschen Philologenverband prognostiziert, sieht Leischner nicht kommen. "Erfahrungsgemäß sind die Schultage unmittelbar vor den Ferien inhaltlich nicht so vollgestopft, Schulaufgaben oder Proben finden kaum noch statt. Und wenn doch, können Tests auch noch verschoben werden." Sollte sich die Verlängerung der Ferien auf zwei Tage begrenzen, sieht Leischner keine größeren organisatorischen Probleme auf die Schule zukommen. Das sei aber anders, sollten die Weihnachtsferien in die "Nachspielzeit" gehen.

    Frühere Weihnachtsferien: Sorge um weitere Verlängerung

    "Das wäre richtig ungünstig. Das gilt im Prinzip für alle, aber besonders für unsere Abschlussklassen, die sich auf wichtige Prüfungen vorbereiten müssen, und die Viert- und Erstklässler", sagt der Schulleiter. Gerade Erstklässler seien noch nicht allzu lange an der Schule und hätten sich gerade erst an den Betrieb dort gewöhnt. "In diesen Klassenstufen wäre es auf jeden Fall gut, wenn wir die Schüler in größeren Räumlichkeiten an der Schule behalten können." Würden die Ferien weiter verlängert, stünden auch die Eltern vor immer größeren Problemen. "Schon jetzt gibt es Eltern, die große Schwierigkeiten haben, eine Betreuung für die zwei zusätzlichen Tage zu organisieren."

    Förderschulen 409 (Vorjahr: 408) Schüler in 34 (35) Klassen an zwei Schulen: Aichach (179 Schüler/15 Klassen, Vorjahr 181/16). Gastschüler: insgesamt 29 (30).

    Schüler an Kreisschulen im Schuljahr 2020/2021

    • Realschulen Insgesamt 2766 Realschüler (Vorjahr: 2698) in 104 Klassen (102) an vier Schulen: Aichach (811 Schüler/30 Klassen, Vorjahr: 771/29), Affing-Bergen (519/19, 519/19), Gastschüler insgesamt: 395 (388). Aichach: 15 Gastschüler (Vorjahr: 15), in Bergen 204 (199).
    • Gymnasien 1997 Schüler (Vorjahr: 2007) und 89 Klassen (87) an drei Schulen. In Aichach werden 619 (667) Schüler in 28 (29) Klassen unterrichtet. Gastschüler insgesamt: 115 (107). Aichach: 9 (10).
    • Berufliche Oberschule An Fachober- und Berufsoberschule werden insgesamt 1035 Schüler (Vorjahr: 1021) in 43 Klassen (41) unterrichtet. Davon 39 FOS-Klassen (zwei Vorklassen, fünf FOS-13-Klassen) mit 956 Schülern (Vorjahr: 37 Klassen und 928 Schüler) und vier BOS-Klassen mit insgesamt 79 Schülern (vier Klassen/93 Schüler). In der neuen Ausbildungsrichtung Gesundheit sind es jetzt insgesamt zwölf Klassen (279 Schüler). Gastschüler: 474 (Vorjahr: 415), davon 438 (Vorjahr: 377) an der FOS.
    • Wirtschaftsschule 35 Schüler (Vorjahr: 38) in drei Klassen (8. bis 10.) in Pöttmes. Gastschüler: 5 (8).
    • Ganztagsschüler Offener Ganztag (206 Schüler in sechs Kreisschulen); gebundener Ganztag (268 Schüler, drei Kreisschulen).
    • Berufsschulen 1388 Schüler (Vorjahr: 1464) in 61 Klassen (67) an zwei Schulen: Aichach (636/31, Vorjahr: 647/33). 33 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz in zwei Klassen in Aichach. 61 (Vorjahr 77) junge Migranten werden in vier (Vorjahr: vier) Integrationsklassen berufsvorbereitend beschult. Gastschüler: 626 (660). Berufsfachschüler: 98 (Vorjahr: 93) in fünf (fünf) Klassen. Hauswirtschaftsschülerinnen: 13 (18).
    • Förderschulen 409 (Vorjahr: 408) Schüler in 34 (35) Klassen an zwei Schulen: Aichach (179 Schüler/15 Klassen, Vorjahr 181/16). Gastschüler: insgesamt 29 (30).

    Dem stimmt Nadine Sailer aus Sielenbach, Mutter eines Schul- und eines Kindergartenkindes, zu. Sie selbst sei zwar zu Hause, aber: "Für Berufstätige oder alleinerziehende Eltern finde ich es sehr schwierig und auch nicht nachvollziehbar. Ich glaube nicht, dass es viel bringt, weil die Schulen ja durchdachte Hygienekonzepte haben und immer wieder betont wird, dass Schulen das Infektionsgeschehen nicht maßgeblich vorantreiben." Ihrer Meinung nach widersprechen die Lockerungen zu Weihnachten den restlichen Corona-Maßnahmen. "Ich finde es schon gut, dass man mit seiner Familie Weihnachten feiern kann. Aber es klingt für viele so, als mache Corona über die Feiertage Pause."

    Frühere Schulferien vor allem für arbeitende Eltern ein Problem

    Stefanie Hanser, Mutter von zwei Grundschulkindern und einem Kindergartenkind, hält die Maßnahme für "Unsinn". Grundschulen seien aus ihrer Sicht die geringsten Ansteckungstreiber. "Für Berufstätige ist das heftig", sagt Hanser, die in Schafhausen bei Sielenbach wohnt. "Die Kinder sollten lieber in die Schule gehen."

    Ingrid Hillenbrand, Direktorin am Schulamt Aichach-Friedberg, das für alle Grund- und Mittelschulen im Landkreis zuständig ist, erklärt: "Natürlich ist die Situation schwierig - gerade für Eltern, die arbeiten müssen." Sie gehe jedoch davon aus, dass es eine Notbetreuung geben werde. Man werde die Vorgaben der Staatsregierung umsetzen. "Und wenn das dazu führt, dass sich die Kinder an den letzten Tagen vor den Ferien nicht mehr oder weniger anstecken, dann wäre der Zweck doch erreicht."

    Halten sich Schüler an den freien Tagen an Kontaktbeschränkungen?

    Eine Voraussetzung dafür ist, dass Kinder ihre Kontakte an den beiden zusätzlichen Ferientagen stark reduzieren und bestenfalls zu Hause bleiben. Wie realistisch ist das? "Ich habe da meine Zweifel", sagt Sigrid Kehlbach, Leiterin der Realschule Affing. "Mein persönlicher Eindruck ist, dass damit kein durchschlagender Erfolg erzielt werden kann. Da ist der Wunsch größer als die Realität." Grundsätzlich führe der frühere Ferienbeginn an ihrer Schule zu keinen Planungsschwierigkeiten. Prüfungen seien an den beiden Tagen ohnehin nicht geplant gewesen, außerdem habe die Schule die erste Phase der Pandemie genutzt, sich digitaler aufzustellen.

    Hurra Ferien: Das dürften zahlreiche Schüler in Bayern angesichts der jüngsten Entscheidung denken. Doch manche Eltern stehen nun vor Problemen.
    Hurra Ferien: Das dürften zahlreiche Schüler in Bayern angesichts der jüngsten Entscheidung denken. Doch manche Eltern stehen nun vor Problemen. Foto: Friso Gentsch, dpa (Symbolfoto)

    Die nun beschlossene Verlängerung der Ferien habe sie nicht überrascht, sagt Kehlbach. Zu viel sei in den vergangenen Corona-Monaten auf Schulen eingeprasselt. "Jeder Tag, an dem nichts Besonderes in der Richtung kommt, ist ein guter Tag. Man wird etwas bescheidener", sagt die Schulleiterin und lacht. Lange dauert es nicht, bis ihr Ton wieder ernster wird. Denn: Dass viele Vorgaben derart kurzfristig umzusetzen seien, sei "sehr anstrengend. Weil man immer wieder furchtbar schnell reagieren muss. Der normale Schulbetrieb muss ja trotzdem weitergehen." Was als Nächstes auf ihre rund 520 Schüler, davon rund ein Drittel aus Augsburg, zukommt? Kehlbach: "Ich kann mir gut vorstellen, dass die Klassen bald geteilt werden. Aber das kriegen wir dann auch noch hin."

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