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Aichach-Friedberg: Impfaktionen: So liefen die Absprachen zwischen Landkreisen und Freistaat

Aichach-Friedberg

Impfaktionen: So liefen die Absprachen zwischen Landkreisen und Freistaat

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    In Landkreisen in Bayern fanden zuletzt Sonderaktionen mit dem Impfstoff von AstraZeneca statt. Dass Aichach-Friedberg nicht dabei war, sorgte für viel Kritik.
    In Landkreisen in Bayern fanden zuletzt Sonderaktionen mit dem Impfstoff von AstraZeneca statt. Dass Aichach-Friedberg nicht dabei war, sorgte für viel Kritik. Foto: Uwe Anspach, dpa (Symbolbild)

    Der Landkreis Aichach-Friedberg ist es gewohnt, in Auflistungen ganz oben zu stehen – das Alphabet macht's möglich. Diese eine, zusammengestellt vom bayerischen Gesundheitsministerium, beginnt jedoch mit A wie Altötting. Es ist die Aneinanderreihung all jener Landkreise und kreisfreien Städte im Freistaat, die Anfang April von der Möglichkeit Gebrauch gemacht haben, Impfdosen von AstraZeneca zu bestellen – und zwar "freihändig", also unabhängig von der Zuteilung nach dem sonst üblichen Bevölkerungsschlüssel. Die Liste umfasst 19 Namen, das entspricht jeder fünften Kreisverwaltungsbehörde in Bayern. Der Landkreis Aichach-Friedberg ist nicht darunter.

    Gesundheitsministerium: Impfzentren sollten Kapazitäten nicht erhöhen

    Warum nicht? Die Antwort des Landkreises war vielschichtig: Zum einen habe man die Impftermine nicht "nach dem Windhund-Prinzip" vergeben wollen, sondern über die bayerische Software BayIMCO. Andererseits erlaube das Modell der Impfzentren im Landkreis die für spontane Impfaktionen erforderliche Flexibilität "nur begrenzt", da es kontinuierlich vorgehaltene Kapazitäten vorsehe und damit eher auf Planbarkeit basiere. Für einmalige Sonderimpfaktionen wäre es erforderlich gewesen, die Kapazitäten in den Impfzentren auf einen Schlag zu erhöhen – so stark, dass diese anschließend nicht mehr gebraucht worden wären, aber dennoch hätten bezahlt werden müssen. Für diesen Fall habe man im Nachhinein Probleme bei der Abrechnung befürchtet – zumal es zuvor die ausdrückliche Aufforderung gegeben habe, die Kapazitäten in den Impfzentren nicht weiter zu erhöhen.

    Das entsprechende Schreiben vom 12. März bestätigt das bayerische Gesundheitsministerium auf Anfrage unserer Redaktion. Da die Hausärzte verstärkt in die Impfkampagne eingebunden werden sollten, habe man darauf hingewiesen, dass in den Impfzentren "ein weiterer umfangreicher Ausbau von Kapazitäten nicht mehr erforderlich erscheint, dass die bestehenden und realisierten Impfkapazitäten aber genutzt werden sollten."

    Corona-Impfungen: Landkreis Aichach-Friedberg hielt sich an Vorgaben

    Am 4. April erreichte die Landratsämter eine weitere E-Mail: In den Impfzentren sollten Erstimpfungen mit AstraZeneca nur noch bis zum 18. April stattfinden, der bereits vorhandene Bestand an Impfstoff von AstraZeneca solle "möglichst schnell, gegebenenfalls im Rahmen von Sonderaktionen" an Menschen über 60 verimpft werden. Nur zwei Tage später, am 6. April, kam dann die Mitteilung, in der auf die "freihändige" Bestellmöglichkeit von AstraZeneca-Impfdosen hingewiesen wurde. Die Frist dafür endete wiederum zwei Tage später, am 8. April.

    "Die Sonderbestellungen vom Impfstoff von AstraZeneca waren allen Landkreisen und kreisfreien Städten nach ihrem jeweiligen Bedarf möglich", erklärt eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums gegenüber unserer Redaktion. "Die bestehenden Impfkapazitäten in den Impfzentren vor Ort konnten so mithilfe der zusätzlich verfügbaren Impfdosen vollständig ausgenutzt werden. Die Möglichkeit der Sonderbestellungen ergab sich also für alle Impfzentren, die ihre Kapazitäten mit den zum relevanten Zeitpunkt vorhandenen Impfdosen noch nicht komplett ausschöpfen konnten." Daran hielt sich auch der Landkreis Aichach-Friedberg. Er bestellte AstraZeneca – jedoch nicht mehr, als die geplanten Kapazitäten in den Impfzentren vorsahen.

    Es gab Spielraum bei der Verimpfung von AstraZeneca-Impfdosen

    Das Gesundheitsministerium deutet jedoch auch an, dass es bei der Umsetzung der Impfungen durchaus einen gewissen Handlungsspielraum gegeben habe. "Die Ausgestaltung und Organisation der Impfungen vor Ort, z. B. die Schaffung von Außenstellen, bleibt den Kreisverwaltungsbehörden zur Entscheidung in eigener Verantwortung nach den Bedürfnissen vor Ort überlassen", erklärt die Sprecherin. Dass und in welcher Weise Sonderimpfaktionen stattfinden sollten, sei nicht vorgegeben worden. Jedoch: "Über die Art und Weise der Verimpfung der zusätzlich bestellten Impfdosen konnten die Kreisverwaltungsbehörden in eigener Verantwortung entscheiden."

    Warum in der E-Mail vom 6. April keine maximal mögliche Bestellmenge angegeben wurde, erklärt das Ministerium damit, dass die zuständige Koordinierende Stelle Impfstoff schlicht "keine Erforderlichkeit gesehen" habe. "Sofern die Bestellmenge die verfügbare Menge überstiegen hätte, wären die Zuweisungen durch die Koordinierende Stelle Impfstoff prozentual gekürzt geworden." Sebastian Koch, organisatorischer Leiter der Impfzentren im Landkreis, hatte unter der Woche in diesem Zusammenhang erklärt, dies sei "von den oberen Stellen" vielleicht "etwas unglücklich kommuniziert" worden.

    33.800 Impfdosen in einer Woche per Sonderbestellungen verteilt

    Die Sonderbestellungen wurden in den Kalenderwochen 14 (5. bis 11. April) und 15 (12. bis 18. April) verteilt. In der Kalenderwoche 14 waren es nach Auskunft des Ministeriums insgesamt 33.800 zusätzliche Impfdosen, die die jeweiligen Landkreise und kreisfreien Städte so erreichten. Dabei bekam jede Kreisverwaltungsbehörde bekam genau so viel Impfstoff wie sie bestellt hatte. Spitzenreiter war der Auflistung zufolge in dieser Woche der Landkreis Starnberg mit 9100 Dosen.

    Der Landkreis Dachau, "Nachbar" von Aichach-Friedberg, erhielt in den Kalenderwochen 14 und 15 insgesamt 8000 AstraZeneca-Dosen, die "freihändig" bestellten ebenso wie die "regulären" eingerechnet. Sie wurden teilweise auch von ehrenamtlichen Ärzten und medizinischem Personal verimpft. Im Landkreis Aichach-Friedberg wurden in der vergangenen Woche 1250 Personen "regulär" mit AstraZeneca geimpft. Das Ergebnis in Zahlen: Der Kreis Dachau erreichte am Sonntag eine Erstimpfquote von 24,3 Prozent. Der Landkreis Aichach-Friedberg lag zum gleichen Zeitpunkt bei 19,1 Prozent.

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