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Aichach-Friedberg: Hier sind im Wittelsbacher Land noch viele Ausbildungsplätze frei

Aichach-Friedberg

Hier sind im Wittelsbacher Land noch viele Ausbildungsplätze frei

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    Jugendliche im Landkreis Aichach-Friedberg haben gute Chancen, noch einen Ausbildungsplatz zu finden. Es gibt noch viele unbesetzte Stellen.
    Jugendliche im Landkreis Aichach-Friedberg haben gute Chancen, noch einen Ausbildungsplatz zu finden. Es gibt noch viele unbesetzte Stellen. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Für Jugendliche, die noch nach einem Ausbildungsplatz suchen, gibt es gute Nachrichten. Wie die Augsburger Agentur für Arbeit auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt, gibt es - Stand Juni - noch fast 400 unbesetzte Stellen im Landkreis Aichach-Friedberg. Das liegt zu einem großen Teil an der Corona-Krise. Wegen der Unsicherheit, wie sich die Pandemie entwickelt, hatten viele Betriebe zunächst gezögert, neue Ausbildungsplätze anzubieten.

    Elsa Koller-Knedlik ist Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Augsburg. Sie berichtet, dass der Ausbildungsmarkt in diesem und im vergangenen Monat an Fahrt aufgenommen hat. Sonst beginnt dieser Aufschwung meist im Frühling. Dank der niedrigen Corona-Zahlen sind zuletzt weitere Stellenangebote dazugekommen. Die Agentur-Chefin sagt: "Viele Firmen haben heuer ein wenig länger abgewartet mit der Entscheidung, ob sie ausbilden können oder nicht."

    Azubis in Aichach-Friedberg können sich noch bis November bewerben

    Da sich viele Firmen noch kurzfristig für die Ausbildung entschieden haben, haben suchende Jugendliche jetzt noch gute Chancen, für September oder auch noch später einen Platz zu finden. Laut Koller-Knedlik können sich Jugendliche noch bis November bewerben und dann noch in die Ausbildung einsteigen. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kommen derzeit 165 Ausbildungsstellen.

    Gesucht werden in diesem Jahr vor allem Kaufleute im Einzelhandel, Verkäuferinnen und Verkäufer sowie Kaufleute im Büromanagement. Aktuell sind in diesen drei Bereichen noch 80 Stellen unbesetzt. Diese Berufe gehören auch bei den Jugendlichen zu den fünf beliebtesten. Auch Handelsfachwirte und Fachkräfte im Gastgewerbe sind derzeit sehr gefragt. Konditoren und Maler im Landkreis hatten der Arbeitsagentur für das neue Ausbildungsjahr je 17 Stellen gemeldet. Die Jugendlichen selbst interessieren sich zudem stark für die Kfz-Mechatronik, Stellen im medizinischen Bereich und den Friseurberuf.

    In Aichach-Friedberg gibt es weniger Ausbildungsstellen als 2020

    Trotz der noch großen Auswahl stehen für das kommende Ausbildungsjahr etwas weniger Stellen zur Verfügung als im Vorjahr. Von Oktober 2020 an sind der Arbeitsagentur bis Juni 727 Ausbildungsstellen gemeldet worden - das sind 69 Angebote oder 8,7 Prozent weniger als vor einem Jahr. Noch deutlicher hat aber die Zahl der Suchenden abgenommen. 440 Jugendliche suchten laut Agentur im Juni noch eine Ausbildungsstelle. Das sind 109 Personen oder 19,9 Prozent weniger als 2020.

    Dieser Trend hat sich auch bei einem der größten Arbeitgeber in der Region, dem Maschinenbauunternehmen Haimer im Hollenbacher Ortsteil Igenhausen, bemerkbar gemacht. Kathrin

    Wegen Corona bleiben kaum Praktikumsplätze

    Dass viele Schülerinnen und Schüler unentschlossen sind, hängt vielfach mit der Corona-Pandemie zusammen. Da es lange Zeit kaum Praktikums- oder Schnupperplätze gab, konnten viele Berufe nicht ausprobiert werden. Auch bei der Firma Haimer gibt es erst seit Pfingsten wieder Schnupperangebote, wenn auch wegen der Auflagen deutlich weniger als vor Corona. Die Firma nimmt in der Regel 15 bis 17 neue Auszubildende im kaufmännischen und technisch-gewerblichen Bereich auf. In diesem Jahr wurden aber erst 13 Azubis gefunden. Bis zu vier weitere Bewerberinnen und Bewerber könnten noch eingestellt werden, so Kathrin Haimer. Gesucht wird für die Bereiche Industriemechanik, Zerspanungsmechanik und Lagerlogistik. Insgesamt sind am Standort Igenhausen 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

    Besonders betroffen vom Bewerbermangel ist die Gastronomie. Die Corona-Krise habe die Situation sogar noch verschärft, sagt Andreas Kühner vom Landhaus Kühner in Kissing. "Der Arbeitsmarkt ist so gut wie tot. Eigentlich gibt es keine Bewerber", so Kühner. In seinem Restaurant wird ab September ein Auszubildender seine Lehre zum Koch machen, die ursprünglich geplante Stelle im Service bleibt frei. "Ich hatte auch gar keine Hoffnung, dass sich dort jemand bewirbt, weshalb wir uns dagegen entschieden haben. Normalerweise haben wir pro Jahr zwei Stellen."

    Die Situation sei auch schon vor Corona sehr schwierig gewesen, nun aber noch verschärft worden: "Auch vorher waren es nicht viele Bewerber - weder bei uns noch in anderen betrieben. Jetzt kommen aber so gut wie gar keine Bewerbungen mehr rein. Unsere Stelle haben wir an einen ehemaligen Praktikanten vergeben." Doch nicht nur Azubis würden fehlen, insgesamt sei die Personalsituation schwierig. Kühner: "Das gilt gerade für Aushilfen. Ein erneuter Lockdown wäre diesbezüglich eine Katastrophe." Aktuell hat Kühner eine Auszubildende im Service. Er hofft, diese Stelle 2022 erneut besetzen zu können.

    Weniger Azubis bei Juzo in Aichach

    Auch beim Unternehmen Julius Zorn (Juzo) in Aichach, das medizinische Produkte für die Kompressionstherapie herstellt, gibt es noch freie Stellen. Insgesamt arbeiten am Standort

    Die Firma Kunzmann aus Dasing vergibt zwar in diesem Jahr nur zwei Ausbildungsplätze, doch auch beim Getränkehersteller ist die Corona-Pandemie bezüglich der Bewerbungen spürbar. Laut Andrea Präge, Ansprechpartnerin für Personalangelegenheiten, habe sich die Anzahl halbiert. "Wir haben nie viele Bewerbungen, weil wir aktuell nur im Bereich der Lebensmitteltechnologie ausbilden. Das ist ein sehr spezieller Beruf. Dennoch haben wir statt 16 in diesem Jahr nur acht Bewerbungen gehabt." Besetzt werden die beiden Stellen aber wohl dennoch. "Beide haben vorher ein Praktikum absolviert, da man wissen muss, auf was man sich einlässt. Das ist normal."

    Früher bot die Firma auch Ausbildungsplätze als Kauffrau und Kaufmann an, aktuell aber nicht. "Wir haben in diesem Segment stark zugelegt. Wir als Unternehmen in der Lebensmittelbranche haben durch Corona mehr zu tun. Wir haben in der Verwaltung derzeit aber gar keinen Platz mehr für Auszubildende", erklärt Andrea Präg. Gerade die Auszubildenden im Laborbereich seien aber wichtig für das Unternehmen, das rund 70 Mitarbeiter hat. "Wir hoffen, dass wir beiden künftigen Auszubildenden danach übernehmen können. Unser jüngster fertiger Azubi ist als Schichtleiter eingestiegen."

    Nach Ansicht der Augsburger Arbeitsagentur hat die Ausbildungsbereitschaft der Firmen nicht nachgelassen. "Unternehmen wollen sich ihre Fachkräfte von morgen sichern", sagt Koller-Knedlik. Gerade die Nachfrage nach Praktika sei auf beiden Seiten hoch. Um die Jugendlichen bei der Berufswahl zu unterstützen, bietet die Arbeitsagentur diverse Hilfen an. Auf der Internetseite www.arbeitsagentur.de/m/ausbildungklarmachen/ gibt es viele Tipps zur Ausbildung wie etwa das Online-Berufserkundungstool "Check-U". Infos zur Videoberatung der Arbeitsagentur gibt es unter www.arbeitsagentur.de/vor-ort/augsburg/beratung/online.

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