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Aichach-Friedberg: Gesundheitsamt: Grippe ist viel ansteckender als Coronavirus

Aichach-Friedberg

Gesundheitsamt: Grippe ist viel ansteckender als Coronavirus

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    Schutzmasken aus Angst vor dem Coronavirus? Das hält Friedrich Pürner, Leiter des Gesundheitsamtes Aichach-Friedberg, hierzulande für nicht notwendig.
    Schutzmasken aus Angst vor dem Coronavirus? Das hält Friedrich Pürner, Leiter des Gesundheitsamtes Aichach-Friedberg, hierzulande für nicht notwendig. Foto: Fabian Strauch, dpa

    Mehr als 100 Todesopfer und tausende Infizierte allein in China – bis vor Kurzem war das „neue Coronavirus“ hierzulande allenfalls Experten ein Begriff. Seit am Montag bekannt wurde, dass sich ein Mann aus dem Kreis Landsberg infiziert hat, ist das Thema auch in Bayern angekommen. Das Gesundheitsamt Aichach-Friedberg verfolgt das Geschehen aufmerksam, sieht jedoch keinen Anlass zur Sorge.

    Amtsleiter Dr. Friedrich Pürner zufolge wurden alle niedergelassenen und Klinikärzte im Landkreis durch das Gesundheitsamt über das Virus informiert. Ebenso wurde ein Ablaufschema kommuniziert, wie Mediziner mit Verdachtsfällen oder bei tatsächlich erkrankten Patienten vorgehen sollten. In beiden Fällen soll eine Meldung ans Gesundheitsamt ergehen.

    Dr. Friedrich Pürner ist seit Ende 2018 Leiter des Gesundheitsamtes Aichach-Friedberg.
    Dr. Friedrich Pürner ist seit Ende 2018 Leiter des Gesundheitsamtes Aichach-Friedberg. Foto: Claudia Bammer (Archiv)

    Gesundheitsamtsleiter arbeitete selbst in Task Force am Flughafen

    Pürner ist Spezialist auf diesem Gebiet. Der 52-Jährige war früher selbst Leiter der „Task-Force Infektiologie“ des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit (LGL) am Münchner Flughafen, die in diesen Tagen wegen des Coronavirus’ besonders gefordert ist. Als solcher war Pürner zuständig für besondere Lagen, etwa wenn ein Patient mit einer unklaren Infektion ankam.

    Da der Übertragungsweg beim Coronavirus ähnlich ist wie bei einer Grippe– nämlich über eine Tröpfcheninfektion – geht das Gesundheitsamt auch auf vergleichbare Weise damit um. Jede medizinische Einrichtung müsse einen Hygieneplan haben, in dem geregelt sei, was beispielsweise bei infektiösen Erkrankungen zu tun sei, so Pürner. Würde sich jemand im Wittelsbacher Land mit dem Coronavirus infizieren, würde er selbst genau beobachtet und sämtliche Kontaktpersonen informiert. Ein Patient müsste jedoch nicht zwangsläufig ins Krankenhaus, sondern könne unter Umständen auch daheim beobachtet werden, erklärt Pürner.

    In den meisten Fällen verläuft Erkrankung am Coronavirus harmlos

    Denn in den meisten Fällen verlaufe die Erkrankung eher harmlos – mit Erkältungssymptomen wie Husten oder Schnupfen. In selteneren Fällen könne beispielsweise eine Lungenentzündung die Folge sein. „Ganz wenige“ Menschen sterben Pürner zufolge am Coronavirus – in solchen Fällen lägen meist gravierende Vorerkrankungen vor.

    Für Angst oder gar Panik sieht er keinen Grund. Er sagt: „Eine Influenza ist nach allem, was man bisher weiß, viel ansteckender als das Coronavirus.“ Der Leiter des Gesundheitsamts erinnert an die Grippesaison 2017/2018, als es in Deutschland rund 20.000 Grippetote gab. Auch derzeit, da die Grippesaison noch völlig unspektakulär verläuft, seien mehr Leute an Grippe als am Coronavirus erkrankt.

    Pürner rät: Am besten auf Händeschütteln verzichten

    Pürner weiß: „Viele haben Angst, sie stecken sich an.“ Er rät im Hinblick auf alle Infektionskrankheiten zu einfachen Schutzmaßnahmen: Menschenansammlungen meiden – auch wenn das im Fasching zeitweise schwierig ist. Und vor allem: kein Händeschütteln. Auch Pürner verzichtet im Winter konsequent darauf, anderen Menschen zum Gruß die Hand zu geben. Er sagt: „Das ist eine nette Geste, aber jetzt zur Grippezeit auch ein großer Überträger.“

    Von Reisen nach Chinawürde er trotz des Coronavirus’ derzeit nicht abraten. Die Zahl der Erkrankten sei im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung immer noch sehr gering. China ist mit rund 1,4 Milliarden Menschen das bevölkerungsreichste und, was seine Gesamtfläche betrifft, viertgrößte Land der Welt.

    Schutzmasken helfen nur bei professioneller Anwendung

    Auch Schutzmasken hält Pürner hierzulande für übertrieben. Zumal sie nur etwas brächten, wenn sie richtig benutzt würden. Niemand könne dauerhaft darunter atmen. Nehme man die Maske aber mit der Hand ab und lege sie auch noch irgendwohin, sei ein Virus danach an der Hand und dort, wo die Maske liege. Bei seiner früheren Arbeit am Münchner Flughafen hätten er und seine Kollegen das permanent geübt. Für Laien seien simple Dinge wie eine gute Händedesinfektion viel einfacher und effektiver.

    Lesen Sie dazu auch den Artikel:Wie ich trotz Coronavirus China bereiste – und plötzlich zweifelte

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