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Aichach-Friedberg: Gastronomie: So läuft es mit den Corona-Zetteln in Aichach-Friedberg

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Gastronomie: So läuft es mit den Corona-Zetteln in Aichach-Friedberg

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    Auch im Friedberger Café Barbetrieb müssen Gäste einzelne Zettel mit ihren Kontaktdaten ausfüllen, um Infektionsketten nachverfolgen zu können.
    Auch im Friedberger Café Barbetrieb müssen Gäste einzelne Zettel mit ihren Kontaktdaten ausfüllen, um Infektionsketten nachverfolgen zu können. Foto: Nikolai Röhrich

    Name, Anzahl der Gäste, Telefonnummer oder Mailadresse. Gastronomiebesucher müssen seit einigen Monaten auch im Wittelsbacher Land ihre Kontaktdaten angeben. Damit sollen im Falle einer Corona-Infektion mögliche Kontaktpersonen gefunden werden. Verwendet wurden die Zettel im Kreis Aichach-Friedberg allerdings noch kein einziges Mal, wie das Landratsamt auf Nachfrage der Redaktion mitteilt. Beim Landratsamt sind bislang dazu auch noch keine Beschwerden eingegangen. Genauso wenig weiß die Behörde von Fällen, in denen Menschen absichtlich Falschangaben gemacht hätten. Fragt man die Wirte in der Region, sieht es etwas anders aus.

    In der Pizzeria Da Franco in Aindling hätten sich am Anfang viele Gäste beschwert, erzählt Wirt Francesco Consiglio. Einer sei sogar weggegangen, weil er nicht seine Daten angeben wollte. "Aber jetzt geht es", sagt Consiglio. Er achte sehr auf den Datenschutz. Jeder Tisch erhält einen eigenen Zettel, die Daten würden sicher aufbewahrt. "Und am Ende werden alle Zettel verschrottet", so Consiglio.

    Friedberg: Wirtin braucht für Corona-Maßnahmen zusätzliche Arbeitskraft

    Lena Schenk vom Kenn i Di in Aichach ist es ähnlich gegangen. Am Anfang sei es schwierig gewesen. "Man musste viel diskutieren", so Schenk. Inzwischen seien die Leute es gewohnt. Bei Schenk geht die Bedienung an den Tisch, lässt sich Namen und Telefonnummer diktieren und trägt sie in eine Liste ein. Die Gäste können aus Datenschutzgründen die Liste nicht sehen. Am Anfang sei es für die Mitarbeiter ungewohnt und mehr Zeitaufwand gewesen, erzählt Schenk. "Aber mittlerweile ist da eine Routine drin, es läuft relativ flott."

    Angelika Indich, die das Friedberger Restaurant Kussmühle betreibt, sieht in den Corona-Zetteln einen größeren Zeitverlust. Auch in der Kussmühle werden die Zettel von Mitarbeitern ausgefüllt. Die Tische werden regelmäßig desinfiziert und von den Mitarbeitern zugewiesen. "Um die Maßnahmen sorgfältig durchführen zu können, benötigen wir eine zusätzliche Arbeitskraft", berichtet die Wirtin.

    Corona-Zettel: Gäste füllen Fantasienamen wie Sandmännchen aus

    Lokale, in denen Gäste sich selbst in Listen eintragen und damit auch die Daten der vorigen Gäste sehen können, verstoßen gegen das Muster-Hygienekonzept des Freistaates. Eine Strafe müssen solche Lokale aber nicht befürchten. Der Datenschutzbeauftragte des Freistaats Thomas Petri erklärt: "Dieses Muster-Hygienekonzept hat den Rang einer Verwaltungsvorschrift." Damit sei keine Basis für ein Bußgeld gegeben. Genauso wie ein Beamter, der einen Fehler macht, sich nicht strafbar macht.

    Im Friedberger Café Barbetrieb - eine Filiale des Aichacher Barbetriebs - werden einzelne Zettel von den Besuchern selbst ausgefüllt. Dabei kommt es immer wieder zu falschen Angaben, berichtet die Bedienung Dajana Kollig. Fantasienamen wie "Sandmännchen" und offensichtlich falsche Telefonnummern wie "123456789" würden von Gästen auf die Zettel geschrieben. "Deshalb ist es super, dass man gegen falsche Angaben jetzt vorgehen kann", so Kollig. Vorsätzlich falsche Kontaktangaben beim Restaurant- oder Gaststättenbesuch sollen in Bayern künftig mit einem Bußgeld in Höhe von bis zu 250 Euro geahndet werden. Auch wenn die Mehrheit mit den Maßnahmen einverstanden seien, würden sich Gäste regelmäßig darüber beschweren, dass sie die Kontaktformulare ausfüllen müssen, so Kollig.

    Vorsätzlich falsche Kontaktangaben beim Restaurant- oder Gaststättenbesuch sollen in Bayern künftig mit einem Bußgeld in Höhe von bis zu 250 Euro geahndet werden.
    Vorsätzlich falsche Kontaktangaben beim Restaurant- oder Gaststättenbesuch sollen in Bayern künftig mit einem Bußgeld in Höhe von bis zu 250 Euro geahndet werden. Foto: Christoph Soeder, dpa (Symbolfoto)

    Centa Brosi vom Bambi in Pöttmes dagegen sagt, dass sich bei ihr noch kein Gast beschwert habe. Sie verwendet einzelne Zettel, die jeder Tisch bekommt. Die Kugelschreiber werden jedes Mal neu desinfiziert.

    Polizei kann Corona-Zettel für Vermisstensuche nutzen

    Die Zettel sollen dann zum Einsatz kommen, wenn ein Gast nach dem Restaurantbesuch ein positives Testergebnis erhält. Derzeit arbeiten vier Personen als "Contact-Tracer" im Gesundheitsamt. Sie ermitteln Kontaktpersonen und erklären Betroffenen, wie die Quarantäne abläuft.

    Aber auch Polizisten können von den Zetteln profitieren, etwa um Alibis zu überprüfen oder Vermisste zu finden. Im Gebiet des Polizeipräsidiums Schwaben Nord sei das bisher allerdings nicht vorgekommen, sagt Pressesprecher Siegfried Hartmann. Datenschützer Petri sagt, die Hürden dafür seien hoch. "Die Daten dürfen nicht für Bagatelldelikte eingesetzt werden, der Einzug der Daten darf nur im normalen Beschlagnahmungsprozess erfolgen, und sie muss von einem Staatsanwalt genehmigt sein", sagt Petri. Laut Infektionsschutzgesetz dürfen die in Restaurants gesammelten Daten nur an die Gesundheitsämter übermittelt werden. Der Polizei ist der Zugriff zwar nicht verboten, aber auch nicht ausdrücklich erlaubt.

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