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Aichach-Friedberg: Früher als üblich: Kiebitze sind zurück im Wittelsbacher Land

Aichach-Friedberg

Früher als üblich: Kiebitze sind zurück im Wittelsbacher Land

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    Fast zwei Wochen früher als im vergangenen Jahr sind die ersten Kiebitze aus ihren Winterquartieren in den Landkreis Aichach-Friedberg zurückgekehrt.
    Fast zwei Wochen früher als im vergangenen Jahr sind die ersten Kiebitze aus ihren Winterquartieren in den Landkreis Aichach-Friedberg zurückgekehrt. Foto: Patrick Pleul, dpa (Archivbild)

    Aufmerksame Spaziergänger haben sie in einigen Gebieten des Landkreises vielleicht wieder schon von Weitem gehört: die munter, fröhlich klingenden „Kiwit-kiwit“-Balzrufe des gleichnamigen Kiebitzes. Fast zwei Wochen früher als im letzten Jahr sind die ersten aus ihren Winterquartieren in Nordafrika oder Mitteleuropa zurückgekehrt. Ursache für die frühe Rückkehr ist wohl der Klimawandel.

    Denn auch die Zugvögel passen sich hier langsam an. Das im vergangenen Jahr gestartete Brutplatzmanagement des Landschaftspflegeverbands (LPV) Aichach-Friedberg wird jetzt fortgeführt. Die ersten Kiebitze brüten auch schon im Wittelsbacher Land.

    Etwa 100 Kiebitze im Landkreis Aichach-Friedberg gezählt

    An die 100 Exemplare hat der Naturschutzwächter und Wiesenbrüterberater Axel del Mestre bisher gezählt. Darunter war eine Gruppe mit rund 50 Kiebitzen, die sich im Durchzug befanden und den Landkreis wahrscheinlich wieder verlassen haben. 60 weitere Kiebitze sind in den vergangenen Wochen im Landkreis-Aichach-Friedberg eingetroffen und haben sich nun auf die verschiedenen Brutgebiete im Landkreis verteilt, sind dort aktuell bei der Balz zu beobachten und beginnen nun schon mit der Brut, teilt LPV-Geschäftsführerin Angela Rieblinger mit. Neben den Gebieten, die sich Brutplatzmanagement befinden gibt es im Kreis weitere Kiebitz-Brutgebiete im Donaumoos, Ecknachtal und im Paartal bei Kühbach.

    Der Kiebitz, früher ein relativ häufiger Brutvogel in Feucht- und Moorlandschaften, ist im Bestand stark zurückgegangen. Mancherorts wurden seit den 80er-Jahren Bestandsrückgänge von bis zu 90 Prozent verzeichnet, gebietsweise sind die Vorkommen sogar völlig erloschen. Aktuell gilt der auffällige Wattvogel als stark gefährdet.

    Wo der Kiebitz bei uns zu finden ist

    Der Kiebitz ist ein Bodenbrüter. Als Brutplatz bevorzugt er offene, anmoorige Böden mit niedriger Vegetation. Früher brütete er vor allem auf Nasswiesen. Aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft, die teils mit massiven Bodenentwässerungen einherging, sind solche Lebensräume im Landkreis kaum mehr zu finden. Als Ersatzlebensraum, im Fachjargon auch Sekundärhabitat genannt, weicht die Art nun vermehrt auf brachliegende Äcker aus. Vor allem Äcker, die in der laufenden Saison als Maisacker bestellt werden, haben es ihm angetan, da die Vegetation hier erst relativ spät im Jahr in die Höhe wächst. Die vermeintliche Eignung als Bruthabitat ist jedoch trügerisch. Schon während der Eiablage ab Ende März und vor allem in der Brutphase ab Ende März bis Mitte Mai unterliegen die Äcker zahlreichen Bearbeitungsgängen.

    Diese durchziehenden Kiebitze hat Gerhard Mayer vom Landesbund für Vogelschutz im Landkreis vor drei Jahren fotografiert.
    Diese durchziehenden Kiebitze hat Gerhard Mayer vom Landesbund für Vogelschutz im Landkreis vor drei Jahren fotografiert. Foto: Gerhard Mayer

    Damit die Äcker nicht zur Todesfalle werden, sondern den Vögeln weiter als Lebensraum zur Verfügung stehen und sogar noch optimiert werden, startete 2019 ein Projekt zum Schutz von Wiesenbrütern mit dem Landschaftspflegeverband Aichach-Friedberg als Projektträger (wir berichten). Das Wiesenbrüter-Brutplatzmanagement wird von der Regierung von Schwaben gefördert. Spezifische, mit den Landwirten abgestimmte Bewirtschaftungsmaßnahmen sollen helfen, den Bruterfolg wesentlich zu steigern.

    Das sollten Sie als Spaziergänger vermeiden

    Die ersten Kiebitze brüten schon im Wittelsbacher Land. So sieht ein Gelege des Vogels aus.
    Die ersten Kiebitze brüten schon im Wittelsbacher Land. So sieht ein Gelege des Vogels aus. Foto: Axel Del Mestre

    Für den Kiebitz sind drei Maßnahmentypen erfolgreich: verspätete Maisaussaat, nicht bewirtschaftete Nassmulden und kleine Bewirtschaftungsfenster um markierte Neststandorte. Auch dieses Jahr sollen wieder Maßnahmen in ausgewählten Projektgebieten entlang des Lechs und des südlichen Paartals umgesetzt werden. Zur Feststellung der Gelege ist Wiesenbrüterberater del Mestre im Auftrag des Landschaftspflegeverbands seit März in den Brutgebieten unterwegs. Sollte der Kiebitz auf einer landwirtschaftlichen Fläche brüten, wird das Gelege markiert und es erfolgt eine Kontaktaufnahme mit dem Bewirtschafter. Im Rahmen eines gemeinsamen Gesprächs werden dann eine geeignete Maßnahmen ermittelt, um das Gelege des Vogels zu schützen. Ertragseinbußen und der erhöhte Arbeitsaufwand werden finanziell entschädigt. Letztes Jahr lag die Mitmachquote der Landwirte laut LPV bei fast 100 Prozent. Aufgrund dieser Kooperation aus Landwirtschaft und Naturschutz seien viele Gelege geschützt und ein Beitrag zum Bruterfolg geleistet worden.

    Doch auch jeder Spaziergänger kann seinen Teil beitragen. So können vor allem frei laufende Hunde die Vögel während der Brut extrem beunruhigen, was im schlimmsten Fall zur Brutaufgabe führt. Es wird daher in den sensiblen Gebieten darum gebeten, die Hinweise auf den Schildern zu beachten, die Wege nicht zu verlassen und die Hunde an die Leine zu nehmen. Als „Belohnung“ könne man die Kiebitze dann in Ruhe vom Weg aus bei ihren imposanten Balzflügen oder beim Verteidigen ihres Reviers beobachten, so Angela Rieblinger in ihrer Mitteilung.

    Lesen Sie dazu auch: Damit der Kiebitz im Wittelsbacher Land stolziert

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