Die Impfkampagne im Landkreis Aichach-Friedberg war kaum eine Woche alt, da trat schon der Ausnahmefall ein. Am 3. Januar hatten die mobilen Impfteams, seit Ende 2020 im Wittelsbacher Land unterwegs, mehrere Dosen übrig. Eigentlich waren sie für die Bewohner von Pflege- oder Seniorenheimen vorgesehen, doch diesmal kam die Terminvergabe zu kurzfristig. Auf die Schnelle ließ sich keine Einrichtung finden, die alle notwendigen Dokumente rechtzeitig parat gehabt hätte. Der so wertvolle Impfstoff drohte zu verfallen. Was also tun? Die Lösung: Die sogenannte Hop-on-Liste.
Im Landkreis Aichach-Friedberg kommt bislang ausschließlich der Impfstoff von Biontech/Pfizer zum Einsatz. Sein Vorteil: Er ist verfügbar. Sein Nachteil: Er ist extrem temperaturempfindlich und muss nach strengen Vorgaben gelagert werden. Wolfgang Müller, Sprecher am Landratsamt Aichach-Friedberg, erklärt gegenüber unserer Redaktion: "Wenn der Impfstoff bereits angebrochen ist, bleiben nur wenige Stunden." Platzt ein geplanter Impftermin, beginnt also ein Wettlauf gegen die Zeit. Für diesen Fall hat der Landkreis mit der Hop-on-Liste vorgesorgt. Darauf: Feuerwehrleute, Polizisten, niedergelassene Ärzte und Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) - vorausgesetzt, sie wollen sich überhaupt impfen lassen.
Spontane Corona-Impfung: Hunderte stehen auf Hop-on-Liste
Mehrere Hundert Landkreisbewohner stehen auf der Liste, allein rund 450 Feuerwehrleute haben sich eintragen lassen. "Diese Impfreserve ist bereits größer, als sie aller Voraussicht nach gebraucht wird", sagt Müller. Erst einmal habe man auf die Liste zurückgreifen müssen, an jenem 3. Januar. Geimpft wurden damals 50 Personen, allesamt Polizisten. Tritt der Ausnahmefall ein, entscheidet das Zufallsprinzip darüber, wer auf der Liste die Spontan-Impfung bekommen soll. Die Betroffenen werden kontaktiert, sobald abgesehen werden kann, dass Impfstoff zu verfallen droht.
Der Ablauf ist dann derselbe wie bei regulären Impfungen: Die Betroffenen füllen die entsprechenden Bögen aus, führen ein Aufklärungsgespräch mit dem Arzt und werden anschließend geimpft. Um die Impfung zu bekommen, müssen die ausgewählten Personen entweder dorthin fahren, wo das mobile Impfteam gerade ist, oder zum Impfzentrum in Dasing kommen.
Dort, in Dasing, soll der Impfbetrieb ab Montag ins Laufen kommen. Die ersten Landkreisbewohner wurden bereits dazu eingeladen, einen Impftermin im interkommunalen Gewerbegebiet von Stadt Aichach und Dasing am Gallenbacher Berg zu vereinbaren. Davon, dass die Impfungen damit nun in die Fläche gehen, kann aber noch nicht die Rede sein. Wie das Landratsamt auf Nachfrage erklärt, sind in der kommenden Woche von insgesamt rund 1000 Impfungen nur 160 im Dasinger Impfzentrum geplant. Die restlichen Dosen werden weiterhin vor allem auf die mobilen Impfteams verteilt. So soll sichergestellt werden, dass alle Erstgeimpften auch rechtzeitig die zweite Dosis erhalten. Wann die Impfungen im großen Stil beginnen, ist offen. "Es gibt keine absolute Verlässlichkeit", sagt Müller. "Wir bekommen oft Termine genannt, die kurz darauf schon wieder hinfällig sind."
Nach wie vor zu wenig Corona-Impfstoff im Landkreis Aichach-Friedberg
Hauptproblem ist nach wie vor, dass trotz zweier wöchentlicher Lieferungen zu wenig Impfstoff im Wittelsbacher Land ankommt. "Wir sind deutlich unter dem Niveau, das wir uns für diesen Zeitpunkt vorgestellt hatten", sagt Müller. Damit sei der Landkreis aber nicht allein. Jede Verzögerung auf höchster Ebene - sei es durch großangelegte Umbaumaßnahmen beim Hersteller Biontech/Pfizer oder jüngst durch Unstimmigkeiten rund um Lieferungen von AstraZeneca - wirke sich unmittelbar auf die einzelnen Impfstrategien aus.
Im Dasinger Impfzentrum haben bereits Impfungen stattgefunden. Zwischen 150 und 200 Landkreisbewohner, von denen die meisten von ambulanten Pflegediensten betreut werden, bekamen dort den begehrten Piks. Doch die wenigen bisherigen Erfahrungen am Impfzentrum zeigten schon Nachholbedarf auf. Brigitte Heigl aus Friedberg fuhr ihre Mutter - bald 93 Jahre alt, gerade von einem Oberschenkelhalsbruch erholt und auf einen Rollator angewiesen - am Donnerstag nach Dasing. Der Weg vom Parkplatz zum Eingang sei "rutschig und matschig, eine Zumutung" gewesen, sagt Heigl. Auch andere Senioren hätten sich darüber beklagt. Landratsamts-sprecher Müller räumt auf Nachfrage ein, diese Problematik sei bislang "nicht so im Blick gewesen". Ab kommender Woche werde man aber vor dem Eingang Anfahrtszonen einrichten, um den Zugang zu erleichtern.
Hilfsorganisationen bieten Fahrdienst zum Impfzentrum Dasing an
Dass das Dasinger Impfzentrum für nur eingeschränkt mobile Landkreisbewohner schwer erreichbar ist, hatte jüngst Kritik hervorgerufen - gerade aus den Ortschaften im Landkreis-Süden. Mehrere ehrenamtliche Organisationen - darunter etwa der Malteser Hilfsdienst Aichach-Friedberg - helfen nun dabei, das Problem zu lösen. Sie meldeten sich auf einen entsprechenden Aufruf des Landratsamts und bieten jenen, die bereits einen Impftermin haben, einen Fahrdienst an. In welchen Orten es einen solchen Fahrdienst gibt, darüber können sich Landkreisbewohner unter der Corona-Hotline des Landratsamts informieren (Telefon 08251/92-444). Dort wird Betroffenen entweder die Möglichkeit mit einem ehrenamtlichen Fahrdienst oder einem Taxiservice vermittelt. Vorab-Registrierungen zur Corona-Impfung sind online unter impfzentren.bayern möglich.
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