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Aichach-Friedberg: Drohen Bankkunden im Kreis Aichach-Friedberg Minuszinsen?

Aichach-Friedberg

Drohen Bankkunden im Kreis Aichach-Friedberg Minuszinsen?

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    Verwahrentgelt - der Begriff ist ebenso neu wie unpopulär. Unter dieser Wortschöpfung versteht der Bankkunde Minuszinsen für seine Einlagen, wenn sie eine bestimmte Höhe überschreiten. Immer mehr Banken und Sparkassen greifen zu diesem Mittel, nachdem sie selber 0,5 Prozent Zins zu entrichten haben, sobald sie Gelder bei der Deutschen Bundesbank und bei der Europäischen Zentralbank (EZB) hinterlegen. Wie gehen die Banken und Sparkassen im Wittelsbacher Land mit dem Thema um? In jeder Vorstandsetage wird darüber geredet, das Ergebnis ist aber keineswegs in allen Fällen das gleiche, so das Ergebnis einer Umfrage unserer Redaktion.

    Auch Banken im Landkreis Aichach-Friedberg verlangen Minuszinsen

    Seit ungefähr drei Jahren verlangt die Sparkasse Aichach-Schrobenhausen von gewerblichen Kunden ein Verwahrentgelt; bislang galt dabei ein Freibetrag von 500.000 Euro, der wird nun auf 250.000 Euro halbiert. Was jenseits dieser Marke liegt, das wird jährlich mit 0,5 Prozent Zins belastet. Wie Birgit Cischek als Vorstandsvorsitzende weiter mitteilt, werden nun auch Privatkunden zur Kasse gebeten, wenn sie mehr als 100.000 Euro pro Person auf dem Konto angelegt haben. "Wir reden mit jedem Kunden und machen eine Vereinbarung. Kleinanleger sind damit nicht belastet", sagt Cischek. Wie reagieren die Kunden? Birgit Cischek versichert, die Leute würden sich sehr verständnisvoll zeigen gegenüber den neuen Regeln.

    Was derzeit keine Bank und keine Sparkasse anstrebt: Dass auf sie geradezu eine Geldschwemme zukommt, weil Menschen Gelder von außerhalb zu ihnen bringen wollen, um Minuszinsen zu umgehen. Darauf weist auch Günter Hahn, der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenbank Adelzhausen-Sielenbach, nachdrücklich hin: "Das versuchen wir zu vermeiden." Weil ansonsten die eigene Bilanz belastet werden würde. Im privaten Bereich stellt sich bislang das Thema Negativzinsen so gut wie gar nicht, erklärt Hahn. Und bei Gewerbetreibenden sei stets eine individuelle Lösung das Ziel.

    Geld unters Kopfkissen oder ins Schließfach?

    Was ebenfalls landauf, landab der Fall ist: Die Banken und Sparkassen haben den Markt im Auge, wie sie es selber formulieren. Manfred Gerstner, Vorstand bei der Raiffeisenbank Aindling, erklärt: "Wir haben das noch bei keinem Privatkunden gemacht." Er meint damit die Belastung von Privatkunden durch Negativzinsen. Früher sprach man halb im Scherz davon, man könne sein Erspartes ja auch unter dem Kopfkissen lagern. Banker können sich für diesen Vorschlag naturgemäß nicht erwärmen, weil er mit Risiken behaftet ist. Gerstner würde die Scheine eher in einem Schließfach bei der Bank deponieren; in diesem Fall würden jährliche Kosten von mindestens 35 Euro anfallen. Und bei Beträgen jenseits von 10.000 Euro müsste man auch noch an eine Versicherung denken. Gerstner rät zu anderen Methoden: "Das Geld soll besser arbeiten." Etwa in Form von Fonds oder Immobilien.

    Georg Gschoßmann, Vorstand der Raiffeisenbank Rehling, beschreibt die Situation so: "Es ist sehr viel Geld im Markt, es ist zu viel." Er schätzt, dass sich daran auf absehbare Zeit nicht viel ändern wird. Mit den Firmenkunden schließt sein Haus seit einigen Jahren Einzelvereinbarungen ab. Was den Freibetrag übersteigt, wird mit 0,5 Prozent belastet. "Man muss schauen, dass man das Geld nicht anzieht", so Gschoßmann, für dessen Haus ein Freibetrag von 125.000 Euro pro Person gilt.

    Minuszins betrifft im Wittelsbacher Land nur wenige Kunden

    In Affing, Aichach und Kühbach bietet die VR-Bank Augsburg-Ostallgäu ihre Dienste an. Klaus Lochbronner, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, sagt, starre Regelungen für das Verwahrentgelt gebe es dort nicht. "Über 95 Prozent der Kunden betrifft es gar nicht", betont Lochbronner. Falls es dennoch dazu komme, sei man bestrebt, individuelle Lösungen zu finden. Dazu gehörten "hohe Freibeträge oder andere Anlageformen." Lochbronner: "Es gibt Neukunden, die hohe Gelder bei uns parken wollen." Die müssten damit rechnen, dass der Zinssatz von 0,5 Prozent, den die EZB verlangt, auch für sie zu gelten hat. Man wolle eben eine Schwemme an Einlagen vermeiden.

    Die Unicredit Bank, die im Zentrum von Aichach ihre Dienste anbietet, äußert sich wie folgt: "Bei institutionellen Kunden, bei Kunden des öffentlichen Sektors sowie Firmen- und Geschäftskunden entwickeln wir in individuellen Gesprächen alternative Anlagelösungen und Kompensationsmodelle." Für Verbraucher beziehungsweise Privatkunden gilt folgende Regelung: 0,5 Prozent ausschließlich auf Sichteinlagen (Girokonto) bei einem Freibetrag von 100.000 Euro.

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