Sieben Corona-Patienten werden derzeit in den Kliniken an der Paar behandelt. Drei von ihnen liegen auf der Intensivstation, alle drei werden beatmet. Gleichzeitig erreicht der Landkreis die Stufe Dunkelrot. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Aichach-Friedberg liegt laut Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) jetzt bei 108,43. Sie gibt an, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen positiv auf Corona getestet wurden. Dadurch, dass der Wert über 100 liegt, treten zusätzliche Regelungen in Kraft: Die Sperrstunde wird auf 21 Uhr vorverlegt und Veranstaltungen sind auf 50 Besucher begrenzt. Nicht jeder ist mit den Regelungen einverstanden. Am Mittwochabend protestierten Eltern und Großeltern gegen die Maskenpflicht von Schulkindern im Aichacher Stadtrat. Doch sie wurden des Saales verwiesen.
Aktuelle Corona-Zahlen für Aichach-Friedberg
Im Wittelsbacher Land sind in den vergangenen sieben Tagen 163 Menschen positiv auf Corona getestet worden. Als Kontaktpersonen befinden sich vorsorglich 528 Menschen in Quarantäne. Insgesamt haben sich seit Anfang März laut Landratsamt 817 Menschen im Wittelsbacher Land mit dem Coronavirus infiziert. In der Vinzenz-Pallotti-Schule in Friedberg war bereits am Dienstag ein Schüler positiv getestet worden. Am Mittwoch waren die Ermittlungen des Gesundheitsamts abgeschlossen, eine Schulklasse muss in Quarantäne. Im Kindergarten Heilige Familie in Ottmaring ist ebenfalls ein Kind positiv getestet worden. Hier laufen die Ermittlungen noch. Beim Bayerischen Roten Kreuz Mering sind acht Erwachsene positiv getestet worden und befinden sich deshalb in Quarantäne.
Ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 35 gilt auf "stark frequentierten" Plätzen eine Maskenpflicht. Welche Plätze als "stark frequentiert" gelten, entscheidet jeder Landkreis selbst. In Absprache mit den Kommunen gilt seit Dienstag auf dem Aichacher Stadtplatz, dem Meringer Marktplatz und Teilen der Friedberger Innenstadt eine Maskenpflicht. In Aichach und Friedberg verwiesen am ersten Tag noch keine Schilder auf die neue Regelung. Die bestellten Schilder waren bei den Städten noch nicht angekommen. Der Bauhof der Stadt Aichach holte das am Mittwoch nach und stellte 20 Schilder an den Zugängen zum Stadtplatz auf.
Immer mehr Menschen in der Aichacher Teststation
Immer mehr Menschen gehen unterdessen zur Teststation in Aichach. Durchschnittlich ließen seit Anfang Oktober laut Landratsamt 270 Personen pro Testtag in der Station einen Abstrich nehmen. Mit steigender Tendenz. Allein am Dienstag ließen sich 346 Menschen in der Station testen. Landratsamtssprecher Wolfgang Müller empfiehlt allen, einen Termin über die Internetseite des Landratsamts zu vereinbaren.
Im Moment kämen viele ohne Termin und stellten sich in die Schlange. Dadurch seien zu viele Menschen vor dem Testzentrum. Außerdem verlängere sich so die Wartezeit auch für diejenigen, die einen Termin hätten. "Das macht es schwierig für alle", so Müller. Er weist darauf hin, dass die letzte Stunde an jedem Tag für Personen reserviert sei, die keinen Termin hätten. Derzeit ist die Teststation montags von 8 bis 17 Uhr sowie dienstags und mittwochs von 10 bis 18 Uhr offen. Wegen des hohen Andrangs werden möglicherweise die Öffnungszeiten erweitert.
Eltern demonstrieren bei Sitzung des Aichacher Stadtrates gegen Maskenpflicht
Etwa 25 Eltern und Großeltern kamen am Mittwochabend zur Sitzung des Aichacher Stadtrates in der TSV-Turnhalle. Sie wollten zuhören und darauf aufmerksam machen, dass sie gegen die Maskenpflicht im Schulunterricht sind. Sie trugen Schilder und Kuscheltiere, denen Mund und Nase verbunden waren. Bürgermeister Klaus Habermann machte von seinem Hausrecht Gebrauch und verwies sie des Saales. Als Grund nannte er, dass nicht alle eine Maske trugen und aufgrund der vielen Zuhörer die Mindestabstände nicht eingehalten würden. Außerdem wies Habermann darauf hin, dass der Stadtrat beim Thema Maskenpflicht keine Befugnisse habe. Eine aktuelle Verordnung des Freistaats regelt, dass bei Überschreitung einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 "automatisch Maskenpflicht auch am Platz in allen Jahrgangsstufen aller Schulen" besteht.
Vor der Stadtratssitzung war angekündigt worden, dass die Eltern und Großeltern im Lauf des Abends als Protest Kuscheltiere vor das Landratsamt legen wollten. Patrick Kügle, FDP-Stadtrat und Sprecher der Bürgerinitiative "Corona-Skeptiker Wittelsbacher Land", die bereits vor eineinhalb Wochen mit einem „spontanen Fackelzug“ auf dem Stadtplatz unterwegs war, begründet den Protest in einer Stellungnahme so: "Was uns eint, sind nicht Verschwörungstheorien, sondern die Sorge um unsere Kinder. Sämtliche Einwände und Befürchtungen um die Gesundheit unserer Kinder fallen sowohl in der öffentlichen als auch in der politischen Diskussion dem Primat der Pandemie-Bekämpfung zum Opfer. Das ist in unseren Augen wie viele Corona-Maßnahmen nicht nur kurzsichtig, sondern auch herzlos."
Kliniken bereiten sich auf mehr Corona-Patienten vor
Die Kliniken an der Paar bereiten sich auf deutlich mehr Corona-Patienten vor, die in den nächsten Tagen und Wochen behandelt werden müssen. Das neue Krankenhaus in Aichach soll wie bei der ersten Welle Corona-Schwerpunkt sein. Alle Erkrankten werden dort versorgt. Die vom Freistaat bereits im Frühjahr zur Verfügung gestellten Beatmungsgeräte sind jetzt installiert und das Personal ist geschult worden.
Wie Geschäftsführer Dr. Hubert Mayer in der Sitzung des Werkausschusses des Kreistags am Mittwoch berichtete, liegt ein Schwerpunkt darauf zu verhindern, dass unerkannte Infektionen über Patienten oder Mitarbeiter in die beiden Häuserin Aichach und Friedberg kommen. In Schongau musste das Krankenhaus nach einem Corona-Fall unter Mitarbeitern gesperrt werden. Mehr als 30 von 600 Mitarbeitern wurden dort bereits positiv getestet. So etwas gelte es unbedingt zu vermeiden, so Mayer. Unter anderem auch mit der Einführung von Schnelltests. Es sei richtig gewesen, dass der Besucherstopp an den Kliniken schon seit Montag gelte. Das Krankenhaus Aichach soll eines von 60 Corona-Impfzentren in Bayern werden. Die Kliniken haben sich dafür beworben.
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